K.n aus der Zeit Kaiser Leopolds I. sind v. a. in Kremsier erhalten. Bis auf H. I. F. Biber waren die Komponisten durchwegs in Wien tätig: Bertali, Schmelzer, P. A. Ziani, P. A. Kerzinger, J. B. Dolar, A. Poglietti, F. Vismarri, J. C. Kerll und F. T. Richter. In den stark besetzten Sonaten wurden dabei bevorzugt Bläser eingesetzt, v. a. Trompeten, Zinken, Posaunen und Fagott. Sie bestehen aus mehreren Sätzen, darunter meist einem in mehrchöriger Technik, einem konzertierenden und einem tanzmäßigen Satz im Tripeltakt. Gegen Ende des Jh.s sind sie meist dreisätzig, wobei die Trompeten nur im Eröffnungssatz und im fugierten Finale mitwirken. Im Gegensatz zu den Solosonaten wird der Basso ostinato in Ensemblesonaten relativ selten eingesetzt.
Die kleiner besetzten Stücke, meist für Streicher und B. c., bestehen ebenfalls aus wenigen Sätzen, die sich durch Takt- oder Tempokontraste voneinander abheben: ein rascher, meist fugierter Satz im binären Takt und eine Tripla; dazu kamen langsame toccaten- oder intradenartige Sätze. Schmelzer begann damit, seine gedruckten Sammlungen (1659, 1662) schon im Titel als sowohl für die Kirche als auch für die Kammer brauchbar zu kennzeichnen, was auch von H. I. F. Biber in Salzburg übernommen wurde (1676, 1681). P. A. Ziani ließ 1667 20 drei- bis sechsstimmige Streichersonaten drucken, die ungewöhnlich umfangreich und polyphon gearbeitet sind. Die Wiener Ensemblesonaten setzten schon seit Valentini und Bertali längere virtuose Solopassagen ein, in denen die fähigen Kapellmitglieder ihr Können zeigen konnten. Sonatinae für Violine und B. c. ließen die Erben von I. Albertini in Wien drucken.
Auch von den Innsbrucker Hofmusikern W. Young, G. A. Pandolfi Mealli und G. B. Viviani und von dem Lambacher Mönch R. Weichlein wurden Violinsolo- und Ensemblesonaten veröffentlicht.
Im frühen 18. Jh. wird die Triosonate nach dem Vorbild Arcangelo Corellis zum Standardtyp. J. J. Fux und A. Caldara versorgten den Wiener Hof damit, teils aber auf das „Kirchensatzpaar“ Adagio-Fuge reduzierend. In der nächsten Generation haben F. I. Tuma und G. Ch. Wagenseil Triosonaten oder auch schon Streichtrios für die Kirche geschrieben, dann F. L. Gaßmann und J. G. Albrechtsberger K.n in verschiedenen Besetzungen, doch meist in dieser Zweisätzigkeit. Als jüngster bedeutender Komponist von – allerdings vor denen Albrechtsbergers entstandenen – Sonaten für den Gottesdienst muss W. A. Mozart mit seinen 17 1772–80 in Salzburg geschriebenen für zwei Violinen, Violoncello, Kontrabass und Orgel, teils auch mit Bläsern, genannt werden. Die Orgel ist bei den späteren dieser zwischen Epistel und Evangelium gespielten kurzen Allegros nicht mehr B. c., sondern ausgeschrieben.
M. G. Vaillancourt, Instrumental Ensemble Music at the Court of Leopold I (1658-1705), Diss. Univ. of Illinois 1991; MGÖ 2 (1995); MGG 8 (1998) [Sonate]; NGroveD 23 (2001) [Sonata].