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Klier, Klier, true Karl Magnus
* 1892-12-077.12.1892 Wien, † 1966-09-2929.9.1966 Wien. Volksschullehrer, Volksliedforscher und -sammler. Er machte die Ausbildung zum Volksschullehrer an einer Wiener Lehrerbildungsanstalt, 1911–44 Lehrverpflichtungen an Volks- und Hauptschulen. 1914–18 Frontoffizier im Ersten Weltkrieg. Er gewann frühe musikalische Erfahrungen im Österreichischen Wandervogel, engagierte sich im Deutschen Volksgesang-Verein, und begann neben seiner Lehrtätigkeit, Volkslieder, Reime, Spiele usw. zu sammeln bzw. aufzuzeichnen. Ab 1913 publizierte er über Fundstücke in der Zeitschrift Das deutsche Volkslied (Volksmusikforschung) und anderen Fachzeitschriften, ab den 1930er Jahren auch zunehmend in Tageszeitungen. K. befasste sich in den 1920er Jahren mit der damals neu entwickelten phonographischen Tonaufnahmetechnik und machte z. B. Aufnahmen von Schwegelpfeifern im Salzkammergut (für Phonogrammarchiv und RAVAG), initiierte mit R. Zoder u. a. den Pfeifertag, der erstmals am 15. August 1925 auf der Blaa Alm/St abgehalten wurde und bis heute (2019) stattfindet. Ehrenamtliche Engagements im Verein des Museums für Volkskunde (1928), in der Österreichischen Volkskunst Kommission (1930) und ab 1930 als Mitherausgeber der Zeitschrift Das Deutsche Volkslied. Intensive Korrespondenzen mit Volksliedsammlern und -forschern, Instrumentenbauern, Verlagen und Archiven. In den 1930er Jahren erzielte K. mit der Sendereihe Wir lernen Volkslieder auf Radio Wien große Popularität und ermunterte damit zahlreiche Laien zum Einsenden mündlich überlieferter Lieder. 1939 wurde er auf Empfehlung von Franz Vogl (Sachberater für Volkstum – Brauchtum im Kulturamt der Gau-Stadt Wien), Karl Haiding (Arbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde im Amt Rosenberg) und A. Quellmalz (Leiter der Abteilung Volksmusik (II) des Staatlichen Instituts für Deutsche Musikforschung, Berlin) zum Leiter des Gauausschusses für Volksmusik im Gau Wien und Niederdonau bestellt. In dieser Funktion kümmerte er sich u. a. um die Sammelbestände des Gauarchivs, das kriegsbedingt in den Prater (Wien II) verlegt wurde. Auch während des Krieges rege Publikations- und Sammeltätigkeit, vor allem auch im Burgenland, wo er bis 1943 als Standortoffizier der Reserve in Eisenstadt diente. Seit 1932 war K. (illegales) Parteimitglied der NSDAP, in Briefen vor und nach 1945 kamen immer wieder antisemitische Tendenzen zum Vorschein. Nach Kriegsende nahtloses Anknüpfen an seine bisherigen volksbildnerischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten, Gestalter weiterer Radiosendungen, u. a. die Burgenlandstunde oder Spezialsendungen zum Thema Weihnachten, Ostern, Bauernleben u. s. w. Ab 1949 vom Bundesministerium für Unterricht zum ehrenamtlichen Mitglied des Arbeitsausschusses für Wien und Niederösterreich des Österreichischen Volksliedwerks (seit 1946 in Nachfolge des Österreichischen Volksliedunternehmens) bestellt. 1955–65 ehrenamtlicher Leiter des Zentralarchivs des Österreichischen Volksliedwerks, dessen Aufbau und wissenschaftliche Erschließung er u. a. durch die Weiterentwicklung eines Melodienregisters maßgeblich beeinflusste. Seine Hauptleistung ist die Entwicklung einer quellenkundlich fundierten Volksliedforschung in Österreich, die ihren Niederschlag in instrumentenkundlichen Darstellungen, wie auch in der Erfassung historischer Liedquellen, insbesondere auch des geistlichen Liedgutes fand. In Ergänzung zur vorwiegend philologischen Betrachtungsweise J. Pommers verfolgte er auch kontextbezogene Themen wie Neujahrssingen, Totenwachtlieder, Kinderlieder, Weihnachtslieder u. a. und widmete sich auch häufig der Instrumentalmusik. Seine hauptsächlichen Forschungsregionen waren Wien, Niederösterreich und das Burgenland, doch griff er in vielen Arbeiten weit darüber hinaus. Der größte Teil seines Nachlasses befindet sich im Stadtarchiv Linz, ein Teilnachlass befindet sich im Österreichischen Volksliedwerk in Wien.
Ehrungen
Prof.-Titel 1955; Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Burgenland; Goldenes Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich; Stelzhamer-Plakette des Landes Oberösterreich; Raimund-Zoder-Medaille 1966.
Schriften
gem. m. R. Zoder, Volksweisen für 2 Querflöten und kleine Trommel 1927; Volkstümliche Querpfeifen und die Maultrommel in den österr. Alpen in [Kgr.-Ber.] Beethoven Wien 1927; Bericht über phonographische Aufnahmen österr. Volksmusik 1929; Neue Anleitung zum Schwegeln 1931; gem. m. R. Zoder, 30 Neue Volkslieder aus dem Burgenlande 1931; gem. m. R. Zoder, 30 Volkslieder aus Niederösterreich 1932; Haydn und das Volkslied seiner Heimat in Burgenländische Heimatbll. 1 (1932); Das Volksliedthema eines Haydn-Capriccios in Das dt. Volkslied 34 (1932); Die Schwegel oder Seitenpfeife. Ein alpenländisches Volksinstrument in Lied und Volk 3 (1933); Volkslieder aus Niederösterreich 2 (1934); Wir lernen Volkslieder 1–4 (1935–38); Schatz österr. Weihnachtslieder 1–6 (1936–40); Wir lernen Weihnachtslieder 1936; Alte Pfeifer-Märsche für 2 Pfeifen und Trommel 1937; gem. m. V. Korda, Volkstümliche Musik Wr. Meister 1937; Volkslieder aus dem Hörerkreis des Wr. Senders in Das dt. Volkslied 40 (1938); gem. m. V. Korda, Volksmusik aus Steiermark und Burgenland 1938; gem. m. V. Korda, Volksmusik aus Oberösterreich 1938; gem. m. V. Korda, Spielmusik aus Deutsch-Mähren. Hochzeitsmusik aus der Iglauer Sprachinsel (1819), 1938; gem. m. V. Korda, Sudetendt. Volksmusik 1939; gem. m. V. Korda, Tiroler Volksmusik 1940; Volkslieder aus dem Waldviertel 1943; gem. m. V. Korda, Volksmusik aus Kärnten 1943; gem. m. V. Korda, Volksmusik der Deutschen im Südosten 1943; 50 Wr. Dudler 1945; Hochzeitslieder aus Osttirol in A. Dörrer/L. Schmidt (Hg.), [Fs.] H. Wopfner 1947; Flugblatt-Lieder aus dem Burgenland in Burgenländische Heimatbll. 12 (1950); Die weltlichen Lied-Flugblattdrucke von Philipp Krausslich in Urfahr-Linz (1861–1892) in Jb. der Stadt Linz 1952; Österr. Pilotenschlägerlieder in JbÖVw 1 (1952); Einige Wr. Drucker von Lied-Flugblättern 1780–1880 in JbÖVw 2 (1953) u. 3 (1954); Das Neujahrssingen im Burgenland 1950; Innsbrucker Lied-Flugblätter des 17. Jh.s in JbÖVw 4 (1955); Volkstümliche Musikinstrumente in den Alpen 1956; Die „Steirischen Alpensänger“ um 1830 in JbÖVw 5 (1956); „Linzer Geiger“ und „Linzer Tanz“ im 19. Jh. in Histor. Jb. der Stadt Linz 1956; Entwurf zur Anlage eines Melodie-Registers [Ms. 1956]; gem. m. A. Riedl Lieder, Reime und Spiele der Kinder im Burgenland 1957; Volkslied-Ernte auf Schloß Burgstall in JbÖVw 7 (1958); Historische Lieder des 18. Jh.s aus Österreich. Zugleich ein Beitrag zur Metrik des Volksliedes in JbÖVw 8 (1959); gem. m. A. Riedl, Lied-Flugblattdrucke aus dem Burgenland 1958; Linz im Liede (Nachträge) in Histor. Jb. der Stadt Linz 1960; Ein Ehestreitlied des 18. Jh.s und seine Verbreitung in JbÖVw 10 (1961); Allgemeine Bibliographie des Burgenlandes 5: Volkskunde 1965; Eine Kalamaika aus Eisenstadt in JbÖVw 14 (1965); Von den Volksinstrumenten der Südslawen in ÖMZ 20 (1965); Weihnachtslieder und Hirtenspiele aus Kärnten in Beiträge zur Volksliedforschung in Kärnten 1967; Vom Volkslied in Oberösterreich in Volkskultur in Oberösterreich (1966/67); (Hg.), Volksleben im Land um Wien. Bräuche und Trachten. Schilderungen in Wort und Bild von Johannes Mayerhofer 1969.
Literatur
W. Deutsch in JbÖVw7 (1958) u. 10 (1961); L. Schmidt in Burgenländische Heimatbll. Innsbruck,  (Gert). 429ff..Ammann Graz,  1-7,  Prag,  Kassel, in Aderhold in: Werner (Michael).  Litschauer/Walburga Kube Salzburg, 1971/72 55.Internationale Stiftung Mozarteum  Linz,  14/1 und 14/2,  völlig neu bearbeitete Auflage/ Berlin, in Stammler in: Wolfgang (Kurt).  Ruh Wien, in Grasberger in: Renate (Erich Wolfgang Anton Bruckner Dokumente und Studien).  PartschJournal of Musicological Research. Aufl. 2-3 133–145. Atzenbrugg,  Stuttgart, in Hermand in: Jost (Reinhold).  Grimm Prag,  Wien, 58 Musical Quarterly. Aufl. 349–364. 43, 281.39 Singende Kirche. Aufl. 127–132. New York,  (Murray). Current Musicology. Aufl. 37-38 75–88.Dineen28 Musikforschung. Aufl. 153–156. 15,  Berlin, in Müller in: Gerhard (Gerhard Theologische Realenzyklopädie).  770–778KrauseWien Innsbruck,  Tutzing,  (Hubert). 335ff..Unverricht Graz,  Die Wiener Schule und die Alte Musik,  Wien, in Muxeneder in: Therese (Eike Journal of the Arnold Schönberg Center 15).  247–259Feß Berlin,  (Werner). 54 Schuder 29, Studien zur Musikwissenschaft. Aufl. 171–195. Lanham,  Malmö,  28/4 (1966); L. Schmidt in JbÖVw12 (1963) u. 16 In Arbeit (1967); H. Jeglitsch in Der fröhliche Kreis 57/4 (2007); Th. Nußbaumer in G. Haid et al. (Hg.), Volksmusik. Wandel und Deutung 2000; S. Schedtler in JbÖVw In Arbeit 69 (2020); Stadtarchiv Linz, Nachlass K. M. K: Korrespondenzen, Lebensdokumente, Manuskripte, Liederslg.en, Materialslg.en; Univ. Regensburg, Hörburger-Slg: Korrespondenz zwischen Gau-Ausschuss für Volksmusik in den Gauen Wien und Niederdonau bzw. Kulturamt der Gau-Stadt Wien und Staatlichem Institut für deutsche Musikforschung in Berlin 1939–1944.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Susanne Schedtler
Letzte inhaltliche Änderung
27.4.2021
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid/Susanne Schedtler, Art. „Klier, Karl Magnus“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 27.4.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d4c5
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wissenschaft und Kunst in der dt. Ostmark 1938, 860
© Archiv des Österreichischen Volksliedwerks, C_1307, Foto: H. Madensky
© Archiv des Österreichischen Volksliedwerks, C_1307, Foto: H. Madensky
HÖRBEISPIELE

Schlafe mit Rueh, Wiegenlied aus Abfaltersbach, um 1790 aus K. M. Klier, Weihnachtslieder und Hirtenspiele aus Tirol und Vorarlberg, um 1935
© 2014 Institut für Tiroler Musikforschung Innsbruck

DOI
10.1553/0x0001d4c5
GND
Klier, Karl Magnus: 137979215
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