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Konstanz
Stadt am Bodensee; vom 6. Jh. bis 1821 Sitz eines (dem Erzbistum Mainz unterstellten) Bistums. Seit 1192 Reichsstadt, war K. 1548–1805 österreichisch. 1414–18 war es Schauplatz eines Konzils sowie 1415 und 1417 von Reichstagen, deren Hauptziele die Verteidigung des katholischen Glaubens gegen Ketzer, Wiederherstellung der kirchlichen Einheit und Reform der Kirche an Haupt und Gliedern (analog zu einer Reichsreform) war. Allein die Tatsache, dass in diesem Zusammenhang sowohl zahlreiche Konzilsväter als auch weltliche Herrscher längere Zeit in der Stadt weilten, hatte die Anwesenheit von Musikern, insbesondere der päpstlichen, aber auch der kaiserlichen Kapelle Sigismunds (Hofkapelle) sowie zahlreicher Instrumentalisten und Spielleute (Spielmann) aus allen möglichen Ländern (darunter auch Pfeifer, Trompeter und Posauner des Hzg.s Friedrich IV. von Tirol) zweifellos entsprechende Austauschmomente zur Folge. Namentlich das Auftreten englischer, aber auch französischer Musiker lässt das Konzil von K. als kaum zu überschätzenden Umschlagplatz für musikalische Repertoires und Neuerungen nach Osten erscheinen (ebenso übrigens das wenig spätere Konzil von Basel, 1431–42, zu dem u. a. abermals Kaiser Sigismund und auch Hzg. Albrecht V. von Österreich mit ihren Kapellen anreisten). Dies dürfte für Österreich in ganz besonderer Weise gelten: Wohl nicht zufällig setzt hier erst nach dieser Zeit die Überlieferung avancierterer polyphoner Kirchenmusik und in Ansätzen auch der westlichen Liedkunst (Hss. in Melk, Vorau, Heiligenkreuz) so richtig ein. Hingegen dürfte der besonderen Bedeutung, welche man früher dem sog. Choralis Constantinus von H. Isaac für die österreichische Musik zuschrieb, trotz des längeren Aufenthalts der Kantorei Maximilians I. in K. (von 1507 bis vermutlich 1509) auch eine gewisse Romantisierung zugrunde liegen.
Literatur
M. Schuler in Acta mus. 38 (1966); MGG 5 (1996); Strohm 1993; R. Flotzinger in G. Fornari (Hg.), Album Amicorum, Albert Dunning in occasione del suo LXV compleanno 2002; R. Strohm in Mus. disc. 28 (1984); O. zur Nedden in ZfMw 12 (1929/30).

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Konstanz‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d575
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.