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Kurth, Kurth, true Ernst
* 1886 -06-011.6.1886 Wien, 1946-08-022.8.1946 Bern. Musiktheoretiker, Musikwissenschaftler. Studierte in Wien Musikwissenschaft bei G. Adler (Promotion 1908), Musiktheorie und Klavier. War kurzfristig Dirigent und Musikerzieher an der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf/D (1911). 1912 habilitierte er sich an der Univ. Bern und wurde dort Privatdozent, 1920 ao. Prof. und 1927 o. Prof. In seinen Büchern über J. S. Bach, Rich. Wagner und A. Bruckner, die zugleich als Kontrapunkt-, Harmonie- und Formenlehre konzipiert waren, verband K. personalstilistische Erkenntnisse mit grundlegenden theoretischen Einsichten. Seine herausfordernde These, dass es in der Musik weniger auf die Architektonik als auf „innere Dynamik“ ankomme, trifft auf die Wiener Klassik in geringerem Maße zu (was K. selbst durchaus bewusst war). Nicht erst die Musikpsychologie (die sich gegen die traditionelle Tonpsychologie wendet), sondern bereits die früheren Schriften sind von der Gestaltpsychologie beeinflusst. Eine noch tiefere Inspirationsquelle ist die Philosophie A. Schopenhauers. Wie K. Musik nicht als System, sondern als „lebendiges“, energetisches Spiel von Kräften („kinetische Energie“) begriff, ist auch sein Denken nicht auf Schlagwörter zu reduzieren: gegen die Vereinnahmung seines Terminus „linearer Kontrapunkt“ durch die Komponisten der 1920er Jahre setzte er sich entschieden zur Wehr.
Schriften
Der Stil der opera seria von Gluck bis zum Orfeo, Diss. Wien 1908 (Teildruck in StMw 1 [1913]); Die Voraussetzungen der theoretischen Harmonik u. der tonalen Darstellungssysteme, Hab.schr. Bern 1913; Grundlagen des linearen Kontrapunkts. Bachs melodische Polyphonie 1917; Romantische Harmonik u. ihre Krise in Wagners Tristan 1920; Bruckner, 2 Bde., 1935; Musikpsychologie 1931; (Hg.) Berner Veröff. zur Musikforschung (1927–); (Hg.) J. S. Bach, Sechs Sonaten u. sechs Suiten für V. u. Vc. solo 1921.
Literatur
MGG 7 (1958); NGroveD 14 (2001); ÖBL 4 (1969); Riemann 1959 u. 1972; L. Schader, E. K.s Grundlagen des linearen Kontrapunkts 2001; H.-P. Rösler, Die Musiktheorie von E. K. u. ihr psychologischer Hintergrund 1998; W. Krebs, Innere Dynamik u. Energetik in E. K.s Musiktheorie 1998; L. A. Rothfarb, E. K. as Theorist and Analyst 1988; Gedenkschrift E. K. 1886–1946 = Schweizer Jb. für Musikwissenschaft NF 6/7 (1986/87); MGÖ 3 (1995); F-A 1 (1974).

Autor*innen
Alexander Rausch
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Alexander Rausch, Art. „Kurth, Ernst“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x000269e0
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x000269e0
GND
Kurth, Ernst: 118568256
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