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Landständischer Saal
Konzertsaal im heutigen Palais Niederösterreich, Wien I, Herrengasse 13. Der Bau des Palais begann 1513 unter der Leitung von Jörg Öschl, der auch einer der Baumeister des Stephansdoms war. Das Landhaus, wie es früher genannt wurde, wurde für politische Zusammenkünfte, höfische und adelige Feiern, wichtige Veranstaltungen und später auch für öffentliche Lotterien und Konzerte verwendet. Letztere fanden im Großen Sitzungssaal (dem L. S.) statt und waren für jene, die sich eine Eintrittskarte leisten konnten, öffentlich zugänglich. Die Gesellschaft adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen stand schon im Jahr 1813 mit dem niederösterreichischen Landmarschall Josef Karl v. Dietrichstein (1763–1825) in Verbindung, den sie um Erlaubnis bat, das Landhaus für musikalische Aufführungen zu verwenden. Schon um 1818 wurden Konzerte im L. S. ein gewöhnliches und reguläres Ereignis. Musiker wie z. B. I. Moscheles, J. Mayseder und M. Giuliani bekamen die Erlaubnis, eine „Musikalische Mittagsunterhaltung“ zu veranstalten (Allgemeine Musikalische Zeitung 9.5.1818, Sp. 166). In zahlreichen Eingaben an Landmarschall v. Dietrichstein ersuchten die Bittsteller um die Erlaubnis, den Saal für Musikveranstaltungen zu verwenden. Meistens wurden diese Briefe von Dietrichsteins Bauschreiber Ignaz Hietzinger beantwortet. Im Jahr 1819 erhielt das Wunderkind L. Blahetka die Erlaubnis, ein Konzert im L. S. zu geben, und sie suchte 1820 erneut um eine Veranstaltungsgenehmigung an. Um 1821 begannen F. X. Gebauer und F. Piringer den L. S. für ihre Concert Spirituels zu verwenden. Im Dezember 1822 spielte der elfjährige F. Liszt im selben Saal ein Klavierkonzert, ebenso konzertierte L. v. Beethoven dort, und 1819–29 wurden im L. S. alle neun Symphonien aufgeführt. In den 1820er Jahren gab es im L. S. oft Gastkonzerte reisender Virtuos:innen, u. a. von Louis Drouet 1822, Carl v. Gärtner 1824 und Elise Katharina Krings 1828. Neben den Gastkonzerten nutzten auch viele andere heimische Künstler und Ensembles den Saal, darunter das Quartett von I. Schuppanzigh, C. Czerny, F. Kalkbrenner, J. N. Hummel, Bernhard Romberg (1767–1841) und F. Schoberlechner. Nach der Revolution von 1848, die von hier ausging, fanden im Landhaus weniger musikalische Veranstaltungen statt.
Literatur
A. Eggendorfer (Hg.), Altes Landhaus 2006, 131; A. Mayer in Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 1904, 52f; St. Weinzierl, Beethovens Konzerträume 2002, 106–108; Allgemeine Musikalische Ztg. 9.5.1818, 166, 7.12.1822, 781f; NÖ Landesarchiv, StändAkten II K 139, Nr. 150, 483, 1215; www.geschichtewiki.wien.gv.at (1/2025).

Autor*innen
Mary Kirchdorfer
Letzte inhaltliche Änderung
28.4.2025
Empfohlene Zitierweise
Mary Kirchdorfer, Art. „Landständischer Saal“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 28.4.2025, abgerufen am ), https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_L/Landstaendischer_Saal.xml
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.



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