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Liszt, Liszt, true Franz (Franciscus, Ferenc)
* 1811-10-2222.10.1811 Raiding/Ungarn (heute Bl), † 1886-07-3131.7.1886 Bayreuth/D. Pianist und Komponist. Die Familie stammt väterlicherseits aus dem deutsch-westungarischen Grenzgebiet (Großvater: Georg Adam Lis[z]t, * 1755 Ragendorf [Rajka/H], † 1844 Pottendorf/NÖ; Vater: Adam L., * 1776 Edelstal [heute Bl], † 1827 Boulogne-sur-mer/F), mütterlicherseits aus Niederösterreich (Mutter: Maria Anna Lager, * 1788 Krems/NÖ, † 1866 Paris). Der Vater Adam nimmt in der Biographie des jungen L. eine zentrale Stellung ein: Adam L., eigentlich zunächst zum geistlichen Beruf bestimmt, musste ein Philosophiestudium an der Kgl. Akad. in Pressburg wegen Geldmangel abbrechen. Ab 1798 als Wirtschaftspraktikant in Esterházyschem Dienst, war Adam L. 1805–08 als Amtsschreiber am Hof Fürst Nikolaus’ II. in Eisenstadt tätig. Er hatte in Pressburg bei F. P. Rigler musikalischen Unterricht genossen: Als Amateur, der mehrere Instrumente spielen konnte, wirkte er auch am Cellopult des fürstlichen Eisenstädter Ensembles (Vizekapellmeister J. N. Fuchs, „Concertmeister“ J. N. Hummel) mit. 1808 wird Adam L. als Rechnungsführer auf die Fürstlichen Schäfereien in Raiding versetzt. (Das Verwaltungsgebäude, das auch als Wohnung diente, war noch bis 1979 in Esterházyschem Besitz und ist seit 1911 L.-Museum.)

Der in Raiding geborene einzige Sohn F. L. zeigte, vom Vater unterrichtet, früh musikalisches Talent und entwickelte sich zum pianistischen Wunderkind, das im Oktober 1820 im Casino von Ödenburg sein erstes öffentliches Konzert geben konnte. Bei seinem nächsten Konzert im Palais des Grafen Michael Esterházy in Pressburg am 26.11.1820 wurde ihm von den anwesenden ungarischen Magnaten ein Stipendium auf sechs Jahre gewährt. Ab Juli 1819 hatte sich Adam L. in schriftlichen Eingaben an seinen Dienstgeber Nikolaus II. um finanzielle Unterstützung für die Ausbildung seines Sohnes sowie um Versetzung an einen Dienstposten in Wien gewandt, um eine solche zu ermöglichen. Nachdem der Fürst nicht darauf einging, tat Adam L. den entscheidenden Schritt auf eigenes Risiko und übersiedelte schließlich im Frühjahr 1822 nach Wien, wo L. von C. Czerny (Klavier) und A. Salieri ausgebildet wurde. L. gab sein erstes Wiener Konzert gemeinsam mit C. Unger(-Sabatier) am 1.12.1822. Sein zweites und letztes fand am 12.4.1823 im Kleinen Redoutensaal statt. Der „Weihekuss“ L. v. Beethovens, den L. später als Beginn seiner Künstlerlaufbahn feierte, hat nicht bei diesem Anlass stattgefunden (Beethoven war nicht im Konzert anwesend), sondern vermutlich bei Gelegenheit eines privaten Besuches im Vorfeld des Konzerts. Ein weiteres Konzert folge am 1.5. in Pest (Budapest). L. nahm auch neben Fr. Schubert, Czerny, Hummel, I. Moscheles und anderen namhaften Komponisten Wiens am Vaterländischen Künstlerverein des Verlegers A. Diabelli teil (publiziert 1824). (Der von ihm abgelieferte Variationsbeitrag über den vorgegebenen Walzer gilt als seine erste Komposition.)

Im September 1823 brachen Vater und Sohn L. zur weiteren Ausbildung nach Paris auf. Da L. als Ausländer nicht in das von L. Cherubini geleitete Conservatoire aufgenommen wurde, nahm er Unterricht bei A. Reicha (Theorie) und Ferdinando Paër (Komposition). Auch hier stellten sich bald die ersten Erfolge ein; eine erste Konzerttournee nach London folgte von Mai bis August 1824. Am 17.10.1825 wurde L.s (einzige) Oper Don Sanche in der Pariser Académie Royale de Musique aufgeführt. Daneben entstanden als bedeutendstes Erzeugnis dieser Jugendjahre die (ursprünglich auf 48 Nummern geplanten) 12 Etuden op. 6 (Etude en douze exercices). Es folgten mehrere Konzertreisen durch Frankreich, in die Schweiz und wieder nach England. In scharfem Kontrast zu dieser glanzvollen Wunderkindkarriere weist das Tagebuch des Sechzehnjährigen auf eine durch religiöse Meditation und starke Verinnerlichung geprägte Psyche hin.

Nach dem plötzlichen Tod des Vaters 1827 wurde die Mutter, die sich bis zu ihrem Lebensende in Paris niederließ, zur zentralen familiären Bezugsperson. In den folgenden Pariser Jahren bestritt L. seinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch das Erteilen von Klavierstunden. L. veröffentliche wenig; die erhaltenen Manuskripte und Skizzen dokumentieren das tastende Suchen nach einer persönlichen musikalischen Ausdrucksweise. Eine schwere nervöse Krise wurde 1828 durch die Tatsache ausgelöst, dass ihm der Umgang mit einer adeligen Schülerin, Caroline de Saint-Cricq, aus Standesgründen verwehrt wurde. Um 1830 empfing L. die für sein künstlerisches Weltbild entscheidenden Eindrücke: Der deutschstämmige Organist und Geiger Chrétien Urhan legte die Fundamente zu L.s Beethovenbegeisterung und machte ihn mit den Werken Schuberts bekannt; im Gefolge der Julirevolution (L. skizzierte 1830 eine „Revolutionssymphonie“) wandte sich L. Saint-Simonistischem Gedankengut zu; der Reformtheologe und politische Schriftsteller Abbé de Lamennais wurde sein geistiger Ratgeber. L. schloss Bekanntschaft mit Wortführern der literarischen romantischen Bewegung: Victor Hugo, Heinrich Heine, Alphonse de Lamartine, Alfred de Musset, George Sand u. a.; unter den befreundeten Musikern sind v. a. Hector Berlioz (dessen Symphonie fantastique er als erste seiner „Partitions de Piano“ 1833 für Klavier transkribierte) und F. Chopin zu nennen. N. Paganini, den er im April 1832 im Konzert erlebte, diente ihm als Leitfigur für sein Selbstbild als Virtuose. Die bedeutendsten künstlerischen Dokumente dieser Periode sind die 3 Apparitions (1834; Nr. 3 unter Verwendung eines Schubert-Tanzes), das Klavierstück Harmonies poétiques et religieuses (1834) und der erst 1992 uraufgeführte De Profundis. Psaume instrumental für Klavier und Orchester (1835). 1835 erschien in der Pariser Gazette musicale die erste schriftstellerische Arbeit, worin L. zur sozialen Lage der Musiker Stellung nahm und sein Selbstbild als Künstler in der Gesellschaft darlegte (De la situation des artistes).

Im Jänner 1833 hatte L. die Gräfin Marie d’Agoult (1805–76) kennen gelernt, die ab nun eine bedeutende Rolle in seinem Leben spielte: 1835 verließ sie ihre Familie, um L. in Genf zu treffen, wo am 18.12. ihre erste gemeinsame Tochter Blandine geboren wurde. Die nächsten vier Jahre verbrachten L. und M. d’Agoult zunächst in der Schweiz (L. unterrichtete am Genfer Konservatorium), dann in Paris, Nohant/F und Bellagio/I (1836/37) und schließlich in Italien (1837–39). Bei seinem Aufenthalt in Paris im Winter 1836 nahm L. an einem Berlioz-Konzert teil. Am 31.3.1837 fand im Salon der Fürstin Belgiojoso das legendäre Pianisten-„Duell“ zwischen L. und S. Thalberg statt, bei dem L. seinen Rang als Virtuose zu behaupten hatte. (Auf Anregung der Fürstin entstand das Hexaméron, ein gemeinschaftliches Variationenwerk mit Thalberg, Johann Peter Pixis, H. Herz, Czerny und Chopin unter der Federführung L.s). L.s zweite Tochter Cosima wurde am 24.12.1837 in Como/I geboren. Die Aufenthalte in der Schweiz und in Italien schlugen sich künstlerisch u. a. in einer Reihe von poetischen Klavierstücken nieder, die L. in die Sammlung Album d’un voyageur (publiziert Wien u. Berlin 1842) aufnahm bzw. später in die beiden ersten Bände der Années de pèlerinage umarbeitete (publiziert 1855 bzw. 1858). 1837 arbeitete er seine Jugendetüden op. 6 zu den Grandes études um, die als Grundlage der Etudes d’exécution transcendante (1851) dienten. Im selben Jahr begann L. die Serie seiner Klaviertranskriptionen („Partitions de Piano“) von Beethovens Sinfonien (1864 abgeschlossen). Unter redaktioneller Mitwirkung der Gräfin d’Agoult entstanden die in Pariser Musikzeitschriften veröffentlichten Aufsätze und „Reisebriefe“, in denen L. seine künstlerischen und ästhetischen Leitvorstellungen entfaltete (Lettre d’un voyageur 1835; Lettres d’un bachelier ès-musique 1837ff). Der Wiener Aufenthalt von April bis Mai 1838 markiert einen bedeutenden schaffensbiographischen Wendepunkt: Die Nachricht von der Flutkatastrophe der Donau in Ungarn im März 1838 bewog L., spontan von Mailand nach Wien aufzubrechen, um Benefizkonzerte zur Unterstützung der Überschwemmungsopfer zu geben. L. wurde sich seiner ungarischen Nationalität bewusst (Reisebrief an Lambert Massart, Sept. 1838) und wandte sich verstärkt der Bearbeitung ungarischer „Nationalmelodien“ (Magyar Dallok, publiziert 1840ff) zu, die sich als die Vorstudien zu den späteren Ungarischen Rhapsodien (publiziert 1851ff) erweisen sollten. L. hatte bereits in Paris Schubert-Lieder für Klavier transkribiert (Die Rose, 1835). Im Gefolge des Wiener Aufenthalts setzt eine verstärkte Beschäftigung mit Schubertscher Musik ein. Gleichzeitig bildeten die äußerst erfolgreichen Wiener Konzerte den Auftakt der beispiellosen Virtuosenkarriere, die das folgende Jahrzehnt ausfüllte. Während die Spannungen mit der Lebensgefährtin M. d’Agoult nach der Geburt des dritten Kindes (Daniel, * 9.5.1839 Rom) immer spürbarer wurden, brach L. zu ausgedehnten Tourneen durch ganz Europa auf: Seine erste begann in Wien, wo er im November/Dezember 1840 wieder eine Reihe von Konzerten gab, und wurde über Pressburg und Raab (Györ/H) nach Pest fortgesetzt. Dort wurde ihm ein enthusiastischer Empfang als nationale Identifikationsfigur (mit Überreichung des ungarischen Ehrensäbels am 4.1.1840 im Pester Nationaltheater) bereitet. Auf der Rückreise besuchte er im Februar 1840 das erste Mal seit der Kindheit seinen Geburtsort Raiding. Von Wien führte sein Weg über Prag, Dresden/D, Leipzig/D, Frankfurt/D und Hamburg nach Paris, von wo aus er bis März 1841 drei Tourneen nach den Britischen Inseln absolvierte. Nach einem weiteren Zwischenaufenthalt in Paris brach L. im August 1841 zur ersten Tournee durch Deutschland auf, die ihn über Hamburg, Bonn, Köln, Koblenz, Kassel, Weimar und Leipzig um die Jahreswende 1841/42 nach Berlin führte. Von hier ging es über Königsberg (Kaliningrad/RUS) und dem Baltikum nach St. Petersburg/RUS (April/Mai 1842) und zurück über Norddeutschland und Belgien. Die zweite Deutschland-/Russland-Tournee begann im September 1842 und führte über Köln, Weimar, Frankfurt, Berlin (Jahreswende 1842/43) und Schlesien weiter über Warschau bis nach Moskau und wieder St. Petersburg (Mai 1843); die Rückreise führte über Hamburg und Köln nach Süddeutschland (Nürnberg, München, Stuttgart) mit einem Abstecher nach Thüringen (Weimar), dann über Dresden und Hannover (März 1844) zurück nach Paris. Von Oktober 1844 bis April 1845 hielt sich L. in Spanien und Portugal auf. Dann folgte Mitte des Jahres der nächste Deutschlandaufenthalt: Im August 1845 nahm L. als Komponist der Festkantate (1. Beethoven-Kantate) in federführender Position an der Einweihung des Beethoven-Denkmals in Bonn teil, das er auch mit einem namhaften Betrag unterstützt hatte. Die letzte der Tourneen begann im Februar 1846 wieder in Wien, führte über Brünn und Prag nach Pest, von dort über Graz, Agram und Südungarn wieder nach Pest zurück, dann über Temesvár (Timişoara/RO), Hermannstadt (Sibiu/RO) und Klausenburg (Cluj/RO) nach Bukarest; Anfang 1847 von Jassy (Iasi/RO) nach Kiew (Kiev/UA), Constantinopel (Istanbul) und Odessa/UA. Sein letztes öffentliches Konzert gab er im September 1847 in Elisabetgrad (Kirovohrad/UA).

Im Februar 1847 hatte L. in Kiew die für seine weitere Biographie folgenreiche Bekanntschaft mit der Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein (1819–87) geschlossen und sich zehn Tage auf deren Gut Woronince (Voronyntsi; Tschornobaj/UA) aufgehalten, wo er auch die Jahreswende 1847/48 verbrachte. (1844 war die Partnerschaft mit der Gräfin d’Agoult, die die Trennung von L. unter dem Schriftstellerpseudonym Daniel Stern im Schlüsselroman Nélida verarbeitete, endgültig zu Bruch gegangen. L. übernahm den Unterhalt seiner drei Kinder, die in Paris bei seiner Mutter aufwuchsen.)

L.s künstlerische Produktion der Virtuosenjahre bestand hauptsächlich in der Weiterentwicklung der bereits existierenden Konzeptionen: Schubert-Liedtranskriptionen, Magyar Dallok (1840ff), Magyar Rapsódiak (1846ff), sowie in der Entwicklung der Klavier- und Opernfantasie (Réminiscences). L. war schon im Herbst 1842 am Hof des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach in Weimar zum „Hofkapellmeister in außerordentlichen Diensten“ ernannt worden; im Februar 1848 ließ sich L. in Weimar nieder, um das Amt anzutreten. (Die Fürstin Wittgenstein folgte ihm im selben Jahr, um bei der Großherzogin von Weimar Unterstützung bei der Scheidung zu erbitten.) L. sah sich in Weimar weniger als Nachfolger J. N. Hummels (Hofkapellmeister bis 1837), sondern als Erbe der klassischen Tradition Friedrich Schillers und Johann Wolfgang v. Goethes, die er auf musikalischem Gebiet erneuern wollte. Auf der Basis dieser symbolischen Zuordnung wurde das Weimarer Hofamt von L. als Wirk- und Sammelzentrum für neue künstlerische Konzeptionen verstanden. Seine diesbezüglichen Pläne fokussierten in dem (nicht realisierten) Projekt einer gesamtdeutschen „Goethe-Stiftung“, die die Aufgabe haben sollte, im Namen Goethes durch periodisch stattfindende Wettbewerbe und Festspiele in Weimar den Fortschritt aller Künste zu fördern. Als musikalischer Leiter des Hoftheaters forcierte er das zeitgenössische Repertoire mit wichtigen EA.en und UA.en, darunter R. Schumann, Szenen aus Goethe’s Faust (Teilaufführung 1849), Manfred (UA 1852), Genoveva (1855); Berlioz, Benvenuto Cellini (UA Neufassung 1852), auch Schubert, Alfonso und Estrella (UA 1854); G. Verdi, Ernani (1852), I due foscari (1855), aber v. a. Rich. Wagner, dessen Tannhäuser 1849 in Weimar das erste Mal außerhalb Dresdens aufgeführt wurde, Lohengrin (UA 1850) und Der Fliegende Holländer (1853) u. a. Für Berlioz wurde 1852 und 1855, für Rich. Wagner 1853 je ein eigenes Festival veranstaltet; für den im Schweizer Exil lebenden Wagner, den L. auch finanziell unterstützte, fungierte L. als einziger künstlerischer Brückenkopf in Deutschland. Knotenpunkte von L.s Weimarer Projekt waren die großen Feste von überregionaler Bedeutung, die in Weimar gefeiert wurden: das Goethefest 1849, das Herder- und Goethefest 1850 (Einweihung des Herder-Denkmals), die Einweihung des Goethe-Schiller-Denkmals 1857, das Schillerfest 1859. L.s Hauptwerke der Weimarer Periode, die z. T. in diesen Anlässen wurzeln, sind die 12 Symphonischen Dichtungen (publiziert 1856ff), die Faust- und die Dante-Symphonie, die Sonate h-Moll, der Klavierzyklus Harmonies poétiques et religieuses, Präludium und Fuge über den Namen BACH für Orgel, die beiden Klavierkonzerte, der Totentanz. Als Komponist erschloss sich L. v. a. das Gebiet der Orchestermusik: Mit der Konzeption der aus der Schauspielmusik- bzw. Konzertouvertüre entwickelten einsätzigen Symphonischen Dichtung versuchte L. eine Neukonzeption der Symphonik nach Beethoven im Zeichen des „Poetisch-Musikalischen“ bzw. der sog. „Programmmusik“. Publizistisch flankiert wurden diese Pläne und Konzeptionen durch eine Reihe von Schriften, an denen die Fürstin Wittgenstein redaktionell mitwirkte: De la fondation-Goethe 1851; Lohengrin et Tannhaüser [sic!] de Richard Wagner 1851; Aufsatzserie zur zeitgenössischen Oper („Dramaturgische Blätter“) in der Neuen Zeitschrift für Musik, 1854; H. Berlioz und seine „Harold-Symphonie“, Robert Schumann 1855). Während L.s Wirken wurde Weimar zu einem Zentrum des musikalischen „Fortschritts“ in Deutschland als Gegengewicht zum „konservativen“ Leipzig und Wien. L. galt in Kombination mit Wagner und Berlioz als Wortführer der „Zukunftsmusik“, einer musikalischen „Fortschrittspartei“, die ab 1859 die Bezeichnung „Neudeutsche Schule“ erhielt. L. trachtete, durch die Beteiligung an Musikfesten die neue Richtung außerhalb Weimars bekannt zu machen (Ballenstedt/D 1852; Karlsruhe/D 1853, Niederrheinisches Musikfestival Aachen/D 1857, Tonkünstlerfest Leipzig 1859); er wirkte am Mozart-Zentenariumsfest in Wien (Jänner 1856) mit und war im selben Jahr zur Komposition der Festmesse zur Einweihung der Basilika in Gran (Esztergom/H) eingeladen (Graner Messe). Daneben arbeitete er eine Reihe von früheren Werken in gültige Fassungen um: Années de pèlerinage (Bd. 1–2), Rhapsodies Hongroises Nr. 1–15 u. a.; 1859 erschien das ursprünglich als Vorwort zu den Ungarischen Rhapsodien geplante Buch über die Musik der Zigeuner in Ungarn (Des Bohémiens et de leur musique en Hongrie). In den letzten Weimarer Jahren bemühte sich L. auch um die Gattung des Konzert-Melodrams (Lenore, Der traurige Mönch).

L. und sein Kreis (1854 war die Gründung eines „Neu-Weimar-Vereins“ erfolgt) konnten in Weimar nicht Fuß fassen. Während der Wohnsitz L.s in Weimar, die Altenburg, zu einem intellektuellen Anziehungspunkt für junge Künstler und Schriftsteller aus ganz Europa wurde, wuchs die konservative Opposition Weimars („Alt-Weimar“). Die Spannungen entluden sich bei der von L. geleiteten UA der Oper Der Barbier von Bagdad (15.12.1858) seines Schülers und Assistenten P. Cornelius. Der Skandal bewog L., das Weimarer Amt niederzulegen. 1860 verfasste er ein Testament und blieb noch bis zur 2. Tonkünstlerversammlung (August 1861), an der die Gründung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins (ADMV) stattfand, in Weimar, um der Fürstin nach Rom zu folgen, die schon im Jahr zuvor dorthin aufgebrochen war. L. blieb in Rom, nachdem die für Oktober 1861 geplante Heirat mit der Fürstin noch im letzten Moment vereitelt wurde. Weitere private Schicksalsschläge (1859 war der Sohn Daniel in Wien gestorben; der Tod der Tochter Blandine 1862 veranlasste L. zur Komposition der Variationen über „Weinen, Klagen“) beförderten die verstärkte Hinwendung zum Katholizismus. 1863–68 nahm L. sein Domizil im Oratorio della Madonna del Rosario am Monte Mario (hier wurde er von Papst Pius IX besucht) und wohnte zeitweise in der Villa d’Este in Tivoli, wo er von Kardinal Hohenlohe einige Räume zur Verfügung gestellt bekam. 1865 nahm L. die vier niederen Weihen, nannte sich „Abbé“ und wandte sich verstärkt der geistlichen Musik zu: Nach der Graner Messe (1856) entstanden mehrere Psalmvertonungen, die Missa choralis (1865), die beiden Oratorien Die Legende von der Heiligen Elisabeth (1857–62, UA 1865; konzipiert noch in Weimar zum Anlass der Restaurierung der Wartburg) und Christus (1862–66, UA 1873) sowie eine Reihe von Kirchen- und Orgelkompositionen, mit denen L. sich für die Erneuerung der Katholischen Kirchenmusik einsetzte (Cäcilianismus). 1866 führte L. die Graner Messe der Krönung Kaiser Franz Josephs als König von Ungarn (Ungarische Krönungsmesse) eingeladen. (1859 war L. der österreichische Adelstitel „Ritter“ verliehen worden, den er 1867 an seinen Wiener Onkel-Cousin Eduard weitergab.)

Eine nachhaltige Krise in der Beziehung zu Wagner trat 1865 ein, als die Affäre seiner (seit 1857 mit seinem Schüler H. v. Bülow verheirateten) Tochter Cosima mit Wagner während der Proben zu der von Bülow geleiteten Münchner UA von Tristan und Isolde einen öffentlichen Skandal verursachte, in den auch König Ludwig II. involviert wurde. 1869 wurde L. eingeladen, in Weimar Klaviermeisterklassen zu halten (ihm wurde die Hofgärtnerei als Wohnung zur Verfügung gestellt; das Gebäude ist seit 1891 L.-Museum); ein ähnliches Angebot erging aus Pest, wo L. eine Wohnung (seit 1986 L.-Museum) 1875 gegründeten MAkad., deren erster Präsident er wurde, erhielt. L. verbrachte jeweils mehrere Monate des Jahres in Weimar, Pest und Rom (mit jeweiligen Zwischenaufenthalten in Wien, wo er in der Wohnung Eduard L.s im Schottenhof logierte). Auf diesem Weg bildete L. in Weimar Generationen junger Pianisten aller Nationalitäten aus (darunter E. d'Albert, A. Göllerich, M. Rosenthal, E. v. Sauer, August Stradal, F. Weingartner) und wirkte in Budapest gleichzeitig am Aufbau einer genuin ungarischen Musikkultur mit. 1870 nahm L. wieder an den Beethovenfeiern teil (2. Beethoven-Kantate); 1873 wurde L.s 50jähriges Künstlerjubiläum in Pest gefeiert. Nachdem auf Initiative Wagners 1872 eine Wiederannäherung erfolgt war, unterstützte L. die Bayreuther Festspiele sowohl im Vorfeld (durch Teilnahme an einem gemeinsamen Konzert im März 1875 in Budapest) als auch durch persönliche Anwesenheit. In den späten Jahren, in denen L.s äußeres Leben hauptsächlich von seinen Verpflichtungen sowie von der Mitarbeit am Allgemeinen Deutschen Musikverein (ADMV) erfüllt war, vollzog sich in seinem Komponieren eine immer stärkere Abkehr von der musikalischen Entwicklung, was sich an der zunehmenden Isolation und Experimentalität des Spätwerks ablesen lässt: z. B. Années de pèlerinage, 3. Bd. (1876/77), Die Glocken des Straßburger Münsters (1873), Historische ungarische Bildnisse (1870–85), Rhapsodies hongroises Nr. 16–19 (1882–85), Von der Wiege bis zum Grabe (Symphonische Dichtung Nr. 13, 1881/82), Via crucis (1878/79), besonders die späten Klaviersolostücke: Quatre valses oubliées, Bagatelle sans tonalité, Csárdás macabre, Csárdás obstiné, Nuages gris, Unstern u. a. (um 1880–85). Von November 1882 bis Jänner 1883 weilte L. bei Wagner in Venedig/I, um ihn einen Monat vor dessen Tod zu verlassen. (Dieser Besuch und der Tod Wagners schlugen sich in den Klavierstücken La lugubre gondola, R. W. – Venezia und Am Grabe Richard Wagners nieder.) Bei immer schlechterem Gesundheitszustand besuchte L. 1885 Brüssel, Liège/B und Antwerpen/B; im März 1886 war er bei der Aufführung der Graner Messe in Paris zugegen und suchte danach noch einmal (das erste Mal seit 1841) die Britischen Inseln (u. a. zu einer Aufführung der Heiligen Elisabeth) auf. Nach Weimar und Sondershausen/D fuhr L. im Juli zu den Festspielen nach Bayreuth, wo er an einer Lungenentzündung erkrankte und starb. (Das Sterbehaus beherbergt seit 1993 das L.-Museum der Stadt Bayreuth.) L. ist am Stadtfriedhof Bayreuth begraben.

L. ist zweifellos eine der zentralen Persönlichkeiten in der europäischen Musikgeschichte des 19. Jh.s. Er wirkte als Pionier auf vielen Gebieten, und sein Einfluss ist unabsehbar: In seiner ersten Lebenshälfte (bis 1848) prägte L. nicht nur den Typus des romantischen Klaviervirtuosen (und rief damit die Institution des öffentlichen Solistenkonzerts ins Leben), in seinen Klavierwerken und -bearbeitungen („Partitions de Piano“) stieß er in bisher unbekannte pianistische Niveaus vor und setzte die technischen Standards des modernen Klavierspiels. Als spiritus rector der „Neudeutschen Schule“ war L. an der Entwicklung der musikalischen Avantgarde des 19. Jh.s federführend beteiligt: als Weimarer Hofkapellmeister und späterer Präsident des ADMVs durch die Förderung von Komponisten (sein Anteil an der Karriere Berlioz’ und v. a. Wagners in den 1850er Jahren ist kaum zu unterschätzen); als Komponist mit der Konzeption der Symphonischen Dichtung im Sinne eines Lösungsversuchs der Krise der Symphonik „nach Beethoven“. Die in der h-Moll-Sonate realisierte formale Lösung einer „Mehrsätzigkeit in der Einsätzigkeit“ wirkte als Paradigma ebenso weiter wie die Diskussion um die „Programmmusik“ bzw. des „Poetisch-Musikalischen“, die durch seine Weimarer Orchesterwerke und Schriften angefacht wurde. L. spielt eine tragende Rolle in der Beethoven-, Bach- sowie der Schubert-Rezeption des 19. Jh.s. Mit seinen Ungarischen Rhapsodien und seinem Buch über die Zigeunermusik bildet er eine wichtige Station in der Geschichte des sog. „Style hongrois“; sein Anteil am Aufbau der nationalen Musikkultur Ungarns ist unbestritten. Gleichzeitig repräsentierte L. für die nachfolgende Komponistengeneration v. a. Osteuropas die Identifikationsfigur in der Herausbildung der sog. „Nationalen Schulen“ (Nationalstil). L. hat sich ebenso um die Entwicklung der katholischen Kirchenmusik im 19. Jh. verdient gemacht wie um die zeitgenössische Orgelmusik; er bemühte sich um das Klavierlied ebenso wie um entlegene Gattungen wie das Konzert-Melodram usw. Die radikale Modernität des zu seinen Lebzeiten weitgehend isolierten Spätwerks wurde erst nachträglich, aus der Perspektive der verschiedenen Avantgarden des 20. Jh.s entdeckt.

L.s Musik galt noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg wie viele andere Phänomene aus dem 19. Jh. von der Seite seriöser wissenschaftlicher Beschäftigung für verpönt; die moderne L.-Forschung hat erst zu Beginn der 1970er Jahre eingesetzt. Erst seit den letzten Jahrzehnten kann man auf Editionen seiner Werke, Briefe und Schriften und eine Biographie zurückgreifen, die nach modernen kritischen Richtlinien erarbeitet sind. Einen wichtigen Impulsgeber der L.-Forschung setzten die ab 1975 in Eisenstadt veranstalteten L.-Symposien des European L. Centre (ELC); das weltweit begangene Zentenarium 1986 verstärkte den bestehenden Trend soweit, das man in den 1980/90er Jahren geradezu von einer wissenschaftlichen „L. industry“ sprechen konnte (Alan Walker), die erst in den letzten Jahren zu einem normalen Pegelstand zurückgefunden hat. Jedenfalls hat dieses Interesse an L. sowohl zur Neu-„Entdeckung“ von Werken (Psaume instrumental, 3. Klavierkonzert, Erstfassungen von überarbeiteten Werken usw.) sowie zu angemessenen Methoden im Umgang mit dem Spätwerk, den Opernbearbeitungen, den Melodramen, dem Problem der Fassungen usw. geführt. Ein Resultat dieses Interesses an L. bildet auch die Aufnahme des gesamten (!) Klavierwerks durch Leslie Howard auf hyperion.

L.s Geburtshaus befindet sich seit 1921 auf österreichischem Staatsgebiet. Von seiner familiären Herkunft her ein deutschsprachiger (West-)Ungar, geboren noch knapp vor der Zuspitzung der nationalen Frage in Ungarn, hat sich L. (wie mehrere seiner Landsleute aus seiner und der folgenden Generation: M. Brand-Mosonyi, J. Joachim, C. Goldmark) seine nationale Zuordnung erst nachträglich „wählen“ müssen. Die „Entdeckung“ seiner ungarischen Nationalität und sein Bekenntnis zu Ungarn anlässlich seines Wien-Besuchs 1838 markieren ein Problemfeld im Kontext der Nationalitätengeschichte der Habsburger-Monarchie.

L. ist nie ein wesentlicher Faktor in der Wiener Musiktradition geworden, obwohl die Stadt Wien neben Paris, Weimar, Budapest und Rom einen für seine künstlerische Biographie entscheidenden Ort darstellt; dies ist vermutlich sowohl auf seine nationale Zuordnung zu Ungarn als auch auf seine „neudeutsche“ Antipodenschaft zum „konservativen“ Wien zurückzuführen. (Als ein bezeichnendes Faktum kann die Tatsache gesehen werden, dass an dem musikwissenschaftlichen Institut der Univ. Wien seit dessen Gründung 1898 eine einzige Dissertation über L. approbiert wurde.)


Gedenkstätten
L.-Museen in Weimar seit 1891, Raiding seit 1911, in der Budapester MAkad. seit 1986, in Bayreuth seit 1993; L.gasse (Felixdorf/NÖ, Graz VII); F.-L.-Gasse (Perchtoldsdorf); Denkmal in Bratislava (Rudnayovo námestie, s. Abb.).
Werke
Vokal: Don Sanche, ou Le Château d’amour, Oper (1824/25; UA Paris 1825); Die Legende von der Heiligen Elisabeth, Oratorium (T: Otto Roquette, 1857–62, UA Pest 1865); Christus, Oratorium (lat. Bibel-, kath. Liturgietexte, 1862–66, UA Weimar 1873); Die Legende vom Heiligen Stanislaus, Oratorium (unvollendet); Messe für Männerchor und Org. („Szekszárd-Messe“, 1848/69); Missa solemnis zur Einweihung der Basilika in Gran (1855/56, UA 1856); Missa choralis (1865), Ungarische Krönungsmesse (1867, UA 1867); Requiem (1867/68, UA 1869); Septem sacramenta, Responsorien (1878); Ossa arida (1879); Rosario (1879); Festkantate zur Enthüllung des Beethovendenkmals in Bonn (1. Beethoven-Kantate, 1845); Zur Säkularfeier Beethovens (2. Beethoven-Kantate, Weimar 1870), Chöre zu Herders Entfesseltem Prometheus (Weimar 1850, publiziert 1854); Festgesang „An die Künstler“ (Schiller, Weimar 1853/1857/1859); Hungaria 1848 (Schober, 1848); Weimars Volkslied (P. Cornelius, 1857) u. a. – Klavierlieder: Tre sonetti di Petrarca (1846–47; Klavierversionen in Années de pèlerinage, Bd. 2); O lieb, so lang du lieben kannst (1845; Klavierversion in 3 Liebesträume, 1850); Es muß ein Wunderbares sein (1849); Die Loreley (1841); Mignons Lied (3 Fassungen 1842/43/56), Ich möchte hingehn (1845, publiziert 1859), Vergiftet sind meine Lieder (1844); Über allen Gipfeln ist Ruh’ (2 Fassungen, 1848/59); Die drei Zigeuner (1860); Ungarns Gott. A magyarok istene (1881); Wartburg-Lieder (1873). – Melodramen: Lenore (1858); Der traurige Mönch (1860, publiziert 1872); Des toten Dichters Liebe. A halt költö szerelme (1874); Der blinde Sänger 1875); Instrumental-, Orchesterwerke: 13 Symphonische Dichtungen (Weimar 1849ff, publiziert Leipzig 1856ff): Ce qu’on entend sur la montagne („Bergsymphonie“, nach Victor Hugo); Tasso. Lamento e trionfo (nach Byron u. Goethe); Les Préludes (nach Lamartine); Orpheus; Prometheus (nach Herder); Mazeppa (nach V. Hugo); Festklänge; Héroïde funèbre; Hungaria; Hamlet (nach Shakespeare); Hunnenschlacht (nach Wilhelm v. Kaulbach): Die Ideale (nach Schiller); Von der Wiege bis zum Grabe (nach Michael Zichy, 1881/82, publiziert 1883). – Eine Faust-Symphonie in drei Charakterbildern mit Schlußchor (nach Goethe, 1854/57, UA Weimar 1857); Eine Symphonie zu Dantes Divina Comedia (1855/56, Dresden 1857); Zwei Episoden aus Lenaus Faust: 1: Der nächtliche Zug, 2. Der Tanz in der Dorfschenke (Erster Mephisto-Walzer) (1860/61); Trois odes funèbres: 1. Les morts (nach Lamennais), 2. La notte (nach Michelangelo), 3. Le triomphe funèbre du Tasse (1860–66). – Kl. und Orch.: Malédiction (1833); De Profundis. Psaume instrumental (1835; UA 1992); Fantasie über Motive aus Beethovens Ruinen von Athen (1837/49); 1. Konzert Es-Dur (1832/1849–56); 2. Konzert A-Dur (1839/1849–61); Totentanz (1839/49/53/56); Fantasie über ungarische Volksmelodien (1852); Franz Schuberts große Fantasie (C-Dur, op. 15) (Bearbeitung der „Wandererfantasie“, 1851). – Soloklavier: Etude en douze exercises (1826); Vingt-quatre grandes études (1837), umgearbeitet zu Etudes d’exécution transcendante (1851); Grandes études de Paganini (1838–39/1851); Trois études de concert (1848); Zwei Konzertetüden: 1. Waldesrauschen, 2. Gnomenreigen (1862/63); Technische Studien (1868–79); Harmonies poétiques et religieuses (1833/35); Apparitions (1834); Album d’un Voyageur (1835–39; publiziert 1842); Années de pèlerinage, Première année – Suisse (publiziert 1855), Deuxième année – Italie (publiziert 1858), Supplément: Venezia e Napoli (publiziert 1861), Troisième année (1876/77, publiziert 1883); Ballade Nr. 1, Des-Dur (1845/48); Ballade Nr. 2, h-moll (1853); 6 Consolations (1844/48); Harmonies poétiques et religieuses (1842–52, publiziert 1853); Berceuce (2 Fassungen, 1854/62); Légendes: 1. St. François d’Assise: la prédication aux oiseaux, 2. St. François de Paule marchant sur le flots (1863); Großes Konzertsolo (1849); Scherzo und Marsch (1851); Sonate h-moll (1851–53); Variationen über den Basso contiuo [sic!] des ersten Satzes der Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ von Bach (1862, auch Orgelversion); Weihnachtsbaum (1776); Elegie (1874); Zweite Elegie (1877); Nuages gris (1881); La lugubre gondola I/II (1882/85); R. W. – Venezia (1883); Schlaflos. Frage und Antwort, Nocturne (1883); Am Grabe Richard Wagners (1883); Historische ungarische Bildnisse (1870–85); Unstern! Sinistre, desastro (1885); Grand galop chromatique (1838); Trois caprices-valses (1836–50); 2 Polonaisen (1851); 3 Mephisto-Walzer, Mephisto-Polka (Nr. 1 u. 2 Klavierbearbeitung der Orchesterstücke, 1862–83); Quatre valses oubliées (1881–83); Bagatelle sans tonalité (1885); Csárdás macabre (1881/82); 2 Csárdás (Nr. 2: Csárdás obstiné, 1884–86); Heroischer Marsch im ungarischen Stil (1840); Festmarsch zur Säkularfeier von Goethes Geburtstag (1849); Huldigungsmarsch (1853); Magyar Dallok (Ungarische Nationalmelodien), Magyar Rhapsódiak, „Rumänische Rhapsodie“ (Nr. 1–20; 1840–47), Rhapsodies hongroises Nr. 1–15 (1851–53), Nr. 16–19 (1882–85); Große Konzertfantasie über spanische Weisen (1845); Glanes de Woronince (1847); Rhapsodie espagnole (1863). – Orgel: Fantasie und Fuge über den Choral „Ad nos, ad salutarem undam“ (4. Teil der Illustrations du Prophète nach Meyerbeer, 1850); Präludium und Fuge über den Namen BACH (1855/70, auch Klavierversion); Missa pro organo (1879). – Bearbeitungen für Klavier: Freie Bearbeitungen, Opernfantasien, Paraphrasen etc.: Daniel François Esprit Auber, Grande Fantaisie sur la tyrolienne de l’opéra „La fiancée“ (1829); Vincenzo Bellini, Réminiscences des Puritains (1836); Hexaméron (Einleitung und Variation über einen Marsch ausI puritani, 1837), Fantaisie sur des motifs favoris de l’opéra „La Sonnambula“ (1840); Réminiscences de Norma (1841); G. Donizetti, Réminiscences de Lucia die Lammermoor (2 Teile, 1835/36), Réminiscences de Lucrezia Borgia (2 Teile, 1840); Michail Glinka, Tscherkessenmarsch (1843); Charles Gounod, Valse de l’opéra Faust (1843); Felix Mendelssohn Bartholdy, Hochzeitsmarsch und Elfenreigen aus der Musik zu Shakespeares Sommernachtstraum (1849/50); Saverio Mercadante, Soirées italiennes (1838); Giacomo Meyerbeer, Réminiscences des Huguenots. Grande fantaisie dramatique (3 Fassungen 1836/40/42), Réminiscences de Robert le Diable (1841); Illustrations du Prophète (3 Teile, 1849), Illustration de l’Africaine (1865); Mosonyi, Fantaisie sur l’opéra hongroise „Szép Ilonka“ (1861); Mozart, Réminiscences de Don Juan (1841), Fantasie über Motive aus Figaro und Don Juan (unvollendet 1843); Giovanni Pacini, Divertissement de la Cavatine „I tuoi frequenti palpiti“ (1835/36); Paganini, Grande Fantaisie de bravoure sur la Clochette de Paganini (1834); G. Rossini, Soirées musicales (1837); Schubert, Melódies hongroises (Divertissement à l’Hongroise op. 54, 1838), Soirées de Vienne (1852); Verdi, Ernani. Paraphrase de Concert (1849), Miserere du „Trovatore“ (1859); Rigoletto. Paraphrase de Concert (1859); Wagner, Phantasiestück über Motive aus „Rienzi“ (1859), Zwei Stücke aus „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ (1852), Aus „Lohengrin“ (1854), „Am stillen Herd“ aus den „Meistersingern“ (1871), Walhall (1877), Feierlicher Marsch zum Heiligen Gral aus „Parsifal“ (1883); C. M. v. Weber, Freischütz-Fantasie 1841). – Transkriptionen: Bach, 6 Präludien und Fugen für die Orgel (1842–50), Fantasie und Fuge g-moll (1863); Beethoven, Symphonien (1837–64), Septett op. 20 (1842); Lieder u. a.; Berlioz, Symphonie fantastique (1833), Harold en Italie (mit Va., 1837); Ouvertüren u. a.; César Cui, Tarantelle (1885); Hummel, Septett op. 74 (1848); Mendelssohn, Lieder; Rossini, Ouvertüre de „Guillaume Tell“ (1838); Camille Saint-Saëns, Danse macabre (1876); Schubert, Lieder und -zyklen; Märsche; Schumann, Lieder; Wagner, Ouvertüre zu Tannhäuser (1849), Isolden’s Liebestod (1867/74); Weber, Ouvertüren, Konzertstück f-moll (1837). – Ausgaben: F. L. Musikalische Werke, hg. v. F. Busoni et al. 1907ff; F. L. Neue Ausgabe sämtlicher Werke (NLA), hg. v. Z. Gárdonyi et al. 1969ff (bisher erschienen: Serie I u. II., Klavierwerke); L. Society Publications 1950ff; F. L. Sämtliche Orgelwerke; hg. v. M. Haselböck 1984–2001; Faksimileausgabe: Klaviersonate h-moll 1973. – WV: Verzeichnis aller Werke L.s nach Gruppen geordnet in P. Raabe, F. L. 2 (21968), 242; H. Searle in NGroveD 11 (1980), rev. v. Sh. Winklhofer in The New Grove. Early Romantic Masters I: Chopin – Schumann – Liszt 1985; L. Chiappari, L.: „Excelsior“, Op. 1400. Catalogo delle Composizioni cronologico, tematico, alfabetico 1996; M. Eckhardt/Ch. Mueller in NGroveD 14 (2001).
Schriften
De la fondation-Goethe à Weimar 1851; Lohengrin et Tannhaüser [!] de Richard Wagner 1851; F. Chopin 1852; Des Bohémiens et de leur musique en Hongrie 1859 (NA 1883; dt.: Die Zigeuner und ihre Musik in Ungarn 1861); Aufsätze in der Gazette bzw. Revue et Gazette musicale de Paris: De la situation des artistes (6 Teile) 1835; Lettre d’un voyageur à M. George Sand 1835; Lettres d’un bachelier ès-musique 1837ff; Aufsätze in der NZfM: „Dramaturgische Blätter“ 1854; Berlioz und seine Haroldsymphonie, Robert Schumann 1855 u. a. – NA: F. L.s Gesammelte Schriften, hg. v. L. Ramann 1880–83 (ND 1986); F. L. Sämtliche Schriften, hg. v. D. Altenburg 1989ff (bisher erschienen: Bd. 1, 3–5); F. L.s Briefe, hg. v. La Mara [Marie Lipsius], 8 Bde. 1893–1905; Briefe hervorragender Zeitgenossen an F. L., hg. v. La Mara, 3 Bde. 1895–1904; Briefwechsel zwischen F. L. und Hans v. Bülow, hg. v. La Mara 1898; Briefwechsel zwischen F. L. und Carl Alexander, Großherzog v. Sachsen 1909; F. L.s Briefe an seine Mutter, hg. v. La Mara 1918; Briefwechsel zwischen Wagner und L., hg. v. E. Kloss 1910; Correspondance de L. et de la Comtesse d’Agoult, hg. v. D. Ollivier, 2 Bde. 1933/34; F. L. Briefe aus ungarischen Slgn. 1835–1886, hg. v. M. Prahács 1966; Richard Wagner – F. L. Briefwechsel, hg. v. H. Kesting 1978; F. L. in seinen Briefen, hg. v. H. R. Jung 1987; F. L. correspondance, hg. v. P.-A. Huré u. C. Knepper 1987; F. L. Lettres à Cosima et à Daniela, hg. v. K. Hamburger 1996; F. L. Briefwechsel mit seiner Mutter, hg. v. K. Hamburger 2000; F. L., Marie d’Agoult. Correspondance, hg. v. S. Gut u. J. Bellas 2001; F. L. and Agnes Street-Klindworth. A Correspondence, 1854–1886, hg. v. P. Pocknell 2000 (= F. L. Studies Series 8).
Literatur
W. Dömling, F. L. und seine Zeit 1985; S. Gut, F. L. Les Éléments du langage musical 1977; S. Gut, L. 1989; K. Hamilton, L. Sonata in B minor 1996; E. G. Heinemann, F. L.s Auseinandersetzung mit der geistlichen Musik. Zum Konflikt von Kunst und Engagement 1978; M. Heinemann, L. Klaviersonate h-Moll 1993; M. Heinemann, Die Bach-Rezeption von F. L. 1995; W. Jerger, F. L.s Klavierunterricht von 1884–1886, dargestellt an den Tagebuchaufzeichnungen von August Göllerich 1975; K. T. Johns, The Symphonic Poems of F. L. 1997; Th. Kabisch, L. und Schubert 1984; C. Knotik, Musik und Religion im Zeitalter des Historismus: F. L.s Wende zum Oratorienschaffen als ästhetisches Problem 1982; P. Merrick, Revolution and Religion in the Music of L. 1987; D. Redepenning, Das Spätwerk F. L.s: Bearbeitungen eigener Kompositionen 1984; D. Redepenning, L. Faust-Symphonie 1988; M. Saffle, L. in Germany, 1840–1845, 1994; S. Schibli, L. – Rollen, Kostüme, Verwandlungen 1986; A. Schröter, „Der Name Beethoven ist heilig in der Kunst“. Studien zu L.s Beethoven-Rezeption 1999; P. Schwarz, Studien zur Orgelmusik F. L.s. Ein Beitrag zur Gesch. der Orgelkomposition im 19. Jh.s 1973; H. Searle, The Music of L. 1966; D. Torkewitz, Harmonisches Denken im Frühwerk F. L.s 1978; R. Bory, La Vie de F. L. par l’image 1936; Z. László/B. Mátéka, F. L. Sein Leben in Bildern 1967; E. Burger, F. L. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten 1986; E. Burger, F. L. in der Photographie seiner Zeit 2003; L. Ramann, F. L. als Künstler und Mensch, 2 Bde. 1880–87; P. Raabe, F. L., 2 Bde. 1931, 2. erg. Aufl., hg. v. F. Raabe 1968; A. Walker, F. L., 3 Bde. 1983–97; A. Williams, Portrait of L. By Himself and by His Contemporaries 1990; ILC Quarterly (Nr. 1–28)/ L. Saeculum (Nr. 29–60), 1972–2001; Journal of the American L. Society (JALS), 1977ff; L.-Studien [ELC-Kongresse Eisenstadt], 1977ff, Nr. 1, hg. v. W. Suppan 1977; Nr. 2, hg. v. S. Gut 1981; Nr. 3: F. L. und Richard Wagner. Musikalische und geistesgeschichtliche Grundlagen der Neudt. Schule, hg. v. S. Gut 1986; Nr. 4: Der junge L., hg. v. G. Scholz 1993; F. L. Studies Series, hg. v. M. Saffle 1991ff, darunter Nr. 5: Analecta L.iana I: L. & His World [Symposion Blacksburg 1993], 1998, hg. v. M. Saffle; Nr. 6: Analecta L.iana II: New Light on L. and His Music: Essays in Honour of Alan Walker, hg. v. M. Saffle u. J. Deaville 1998, Analecta L.iana III: L. and the Birth of modern Europe: Music as a Mirror of Religious, Political, Social, and Aesthetic Transformations [Symposion Bellagio 1998], hg. v. M. Saffle u. R. Dalmonte 2003; Weimarer L.-Studien, hg. v. D. Altenburg 1997ff, darunter Bd. 1: L. und die Weimarer Klassik [Kgr.-Ber. Weimar 1992], 1997; [Kgr.-Ber.] L. – Bartók, Budapest 1961, 1963; F. L. Beiträge von ungarischen Autoren, hg. v. K. Hamburger 1978; Z. Dömötör et al. (Hg.), L. tanulmányok 1980; [Kat.] F. L. – Ein Genie aus dem pannonischen Raum, Eisenstadt 1986; Internationales Ferenc L. Symposium in Stud. mus. 28 (1986); L. 1986 (= Silences 3); G. J. Winkler/J. L. Mayer (Hg.), [Kgr.-Ber.] L. heute, Eisenstadt 1986, 1987; S. Gut (Hg.), Actes du colloque international Franz L. 1987 (= La Revue musicale 405–407); D. Altenburg/G. J. Winkler (Hg.), [Kgr.-Ber.], Die Projekte der L.-Forschung, Eisenstadt 1989, 1991; [Kgr.-Ber.] International L. Conference, Budapest 1991 in Stud. mus. 34 (1992); G. J. Winkler (Hg.), [Kgr.-Ber.] L. und die Nationalitäten, Eisenstadt 1994, 1996; K. Hamburger (Hg.), [Kgr.-Ber.] L. 2000, Budapest 1999, 2000; H. Kagebeck/J. Lagerfelt (Hg.), L. the Progressive, Stockholm 1996, 2001; F. L. 2002 (= Ostinato rigore 18); L. Chiappari, F. L. – la vita, l’artista, l’uomo 1987; A. Engel, F. L. Der virtuose Klang der Menschlichkeit 1989; B. Gavoty, L. 2 Bde. 1980/83; R. Haschen, F. L. oder Die Überwindung der Romantik durch das Experiment 1989; E. Helm, L. 1972; W. Felix, F. L. 1986; P. Rehberg, L. Eine Biographie 1961; Ch. Rueger, F. L. Des Lebens Widerspruch. Die Biographie 1997 (Taschenbuch: 1990); K. Schumann, Das kleine L.-Buch 1974 (Taschenbuch: 1981); R. Stockhammer, F. L. Im Triumphzug durch Europa 1986; R. Taylor, F. L. The Man and the Musician 1986; M. Wagner, F. L. 2000; D. Watson, L. 1989; B. W. Wessling, F. L. Ein virtuoses Leben 1978.

Autor*innen
Gerhard J. Winkler
Letzte inhaltliche Änderung
11.4.2019
Empfohlene Zitierweise
Gerhard J. Winkler, Art. „Liszt, Franz (Franciscus, Ferenc)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 11.4.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001fc32
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MEDIEN
Xylografie (Holzstich) von Franz Seraph Hanfstaengl© Bildarchiv Austria, ÖNB
Musikalisches Wochenbl. 27.5.1870, 185© ANNO/ÖNB
Denkmal in  Bratislava, Rudnayovo námestie© Christian Fastl
© Christian Fastl

DOI
10.1553/0x0001fc32
GND
Liszt, Franz (Franciscus, Ferenc): 118573527
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Liszt, Cosima: 118628232
OBV
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