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Medici, Medici, true Familie
Italienische Adelsfamilie, regierte 1531–1737 die Toskana. Seit ca. 1200 in Florenz nachweisbar, regierten die M. bereits in der republikanischen Zeit in Florenz. Bereits zu dieser Zeit etablierten sich die M. als Mäzene und Sammler: Gründung der Biblioteca Laurenziana durch Cosimo II. il Vecchio (1389–1464), dessen Söhne Piero II. Gottoso (1416–69) und Giovanni (ca. 1421–63), selbst Lautenist, mit prominenten Musikern (u. a. Guillaume Dufay) in Kontakt waren. Unter Lorenzo II. il Magnifico (1449–92), dem Sohn von Piero II., erreichte die Kunstpflege der M. einen ersten Höhepunkt. Den Typus des neuen Höflings verkörpernd, hielt er nicht nur eine 15 Sänger umfassende Kapelle, sondern dichtete und sang (sich selbst im neuen Stil mit der Lira begleitend) selbst; Maximilian I. sandte H. Isaac als „Kulturbotschafter“ an den Hof Lorenzos; seine Instrumentensammlung zählte zu den exklusivsten der Zeit. Unter Lorenzos Herrschaft wurden die Maskenspiele und Sacre Rappresentazioni neu belebt und zu einem Charakteristikum der M.-Feste. Lorenzos Sohn Giovanni (1475–1521) förderte als Papst Leo X. die päpstliche Kapelle; sein Neffe Alessandro (1511–37), 1531 von Karl V. zum Herzog erhoben, wurde 1536 mit Margaretha v. Parma (1522–86), einer natürlichen Tochter Karls V., verheiratet, die (bereits 1537 verwitwet) als Statthalterin der Niederlande wie ab 1567 in ihren Witwensitzen in Aquila/I bzw. Ortona/I als Mäzenin hervortrat (Widmungsträgerin zahlreicher Musikwerke). Lorenzos gleichnamiger Enkel, der Herzog von Urbino (1492–1519), anlässlich dessen Hochzeit 1517 der berühmte M.-Codex zusammengestellt wurde, ist der Vater von Katharina de’M. (1519–89), verheiratet mit Heinrich II. v. Frankreich, die italienische Musik und Musiker an den französischen Hof engagierte. Unter Cosimo I. (1519–74, seit 1569 auch Großhzg. der Toskana) erfolgte eine Reform und ein weiterer Ausbau der Musikkapelle. Unter Cosimo wurden nicht nur die Sammlungen weiter ausgebaut, die musikdramatischen Aufführungen unter seiner Regierung sind als direkte Vorbilder für die neue Gattung Oper zu sehen und wurden zu Vorbildern höfischer Festlichkeiten für ganz Europa; in diesem Sinn ist auch das Engagement von Giuglio Caccini 1564 an den Florentiner Hof zu sehen.

Mit der Heirat von Cosimos Nachfolger Francesco I. (1541–87) mit Johanna v. Österreich (1547–78), einer Tochter Ferdinands I., begann eine Zeit enger dynastischer Verbindung zwischen Habsburgern und M.: Francescos Neffe Cosimo II. (1590–1621) heiratete Maria Magdalena v. Österreich, eine Schwester Ferdinands II., seine Schwester Claudia de’M. della Rovere (1604–48) Erzhzg. Leopold V. v. Tirol. Der Sohn Leopolds V., Erzhzg. Ferdinand Karl, heiratete ebenfalls eine M., seine Cousine Anna de’M. (1616–76), eine Tochter Cosimos II. Der kulturelle Austausch zwischen den Höfen wirkte sich nachhaltig auf die Rezeption der musikdramatischen Gattungen an den Habsburgerhöfen aus (Bau des ersten gemauerten Opernhauses nördlich der Alpen in Innsbruck 1629/30, Dogana). Francesco stand in engem Kontakt zu den Mitgliedern der Camerata fiorentina (v. a. Familie Bardi, Vincenzo Galilei); zahlreiche Werke wurden ihm bzw. seinen Frauen (er heiratete 1579 die venezianische Adelige Bianca Cappello) gewidmet. Unter seinem Nachfolger und Bruder Ferdinando I. (1549–1609) wird mit der 1594 aufgeführten Dafne (Ottavio Rinuccini/Jacopo Peri) der Beginn der Gattung Oper angesetzt. Der Hof der M. blieb bis zu deren Aussterben ein Zentrum der europäischen Musikpflege, wenngleich ab der Regentschaft Cosimos III. (1642–1723) bereits deutliche Zeichen des Verfalls zu bemerken sind (zur Hochzeit Cosimos 1661 hatten Musiker der Innsbrucker HMK gespielt). Eine Ausnahme bildet Großhzg. Ferdinando (1663–1713), ein Sohn Cosimos III.: Als Musikenthusiast und selbst hervorragender Musiker sorgte er für die Renovierung des Teatro del Cocomero (heute Teatro della Pergola) und ließ in seiner Villa ein Theater errichten, in dem eigens dafür komponierte Werke zur Aufführung kamen; G. F. Händel, die Brüder Scarlatti und Bartolomeo Cristofori standen unter seiner Patronanz. Aufgrund der Beschlüsse des Wiener Friedens 1735 wurde Franz Stephan v. Lothringen als Ersatz für den Verlust seines Heimatlandes das Erbe der M. in der Toskana zugesichert.


Literatur
[Kat.] Die Pracht der M. Florenz und Europa 1998; NGroveD 16 (2001); MGG 8 (1960); E. Hilscher, Mit Leier und Schwert 2000; MGÖ 1 (1995).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Medici, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00021e21
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