Im Barock wurde das Signalblasen (neben der eigentlichen militärischen Aufgabe im Feld) immer mehr auch für repräsentative Zwecke verwendet (zur Tafel, Stundenblasen, Signalblasen bei offiziellen/höfischen Anlässen), wobei sich in Stärke und Ausstattung des Trompeterkorps das Ansehen seines Besitzers widerspiegeln sollte; Pfeifen und Trommeln blieben hingegen in ihrer Funktion bei den Truppen. Obwohl schon erste Übernahmen „türkischer“ Musik durch die Kreuzzüge im Mittelalter erfolgt waren (u. a. die Langtrompeten bzw. kleinen Pauken), kam es erst durch die Türkenkriege des 17. und 18. Jh.s zu einer Rezeption der Janitscharenmusik, deren spezielles Instrumentarium (Trompeten, Schalmeien, Becken, Schellenbaum, Pauken) sich als Türkische Musik bald großer Beliebtheit erfreute (Letztere hatte keine Feldfunktion, sondern wurde vorwiegend zu repräsentativen Zwecken eingesetzt). Gegen Ende des 18. Jh.s trat neben die Trompeter und Pauker, Pfeifer und Trommler sowie Türkische Musik die sog. Harmoniemusik (auch Feldmusik genannt), die bald das alte Spiel mit Trommel und Pfeife ersetzte. Im österreichischen Raum bestand die M. zu Beginn des 19. Jh.s zumeist aus einer Feldmusik und einer Türkischen Musik (Letztere den Infanterieregimentern zugeordnet); Trompeter und Pauker hatten mit Ende des Barock ihre wichtige repräsentative Funktion verloren und wurden zunehmend auf ihre ursprüngliche Aufgabe im Feld bzw. im engeren militärischen Rahmen (Signalblasen) zurückgedrängt.
Mit der Aufwertung des Heeres nach den Napoleonischen Kriegen und durch die Gründung des österreichischen Kaiserreiches 1804 kam es auch zu einem Aufschwung der M., die zu einem wichtigen Kulturträger und -vermittler im gesamten Bereich der Monarchie wurde. Neben der militärischen Blasmusik (Militärmusikkapelle) unterhielten die meisten Regimenter auch Salon- bzw. Symphonieorchester, besorgten die Musik bei Bällen, Theateraufführungen, in Kurkonzerten (s. Abb.) und verbreiteten (oft in Bearbeitungen durch die lokalen Regimentskapellmeister) die gängigen Opern-, Operetten- oder Walzermelodien. Auch die kompositorische Eigenleistung der Militärkapellmeister war beachtlich; deren Märsche bilden bis heute (2004) weitgehend das Repertoire der militärischen wie zivilen Blasmusikkapellen. Bereits nach seiner Pensionierung wurde A. Leonhardt beauftragt, die M. zu reorganisieren und zu vereinheitlichen. Die 1851 durchgeführte Reform setzte die Größe und Besetzung der Banda fest (48 Musiker für Infanterie, 24 bei Jägern und Kavallerie), legte einheitliche Signale und Standards für die Musikerausbildung fest. Die Kapellmeister hatten Offiziersrang, wurden vom jeweiligen Regiment angestellt und trugen eine besondere Uniform.
Nach dem Zerfall der Donaumonarchie kam es mit der Reduktion des Heeres auch zu einem Einbruch in der M.pflege, doch wurde im wesentlichen an den Standards betreffend Besetzung und Signale der Monarchie festgehalten und ebenso das Repertoire weitergepflegt. Auch das Österreichische Bundesheer hält an diesen Traditionen fest und verfügt bei den Militärkommanden jedes Bundeslandes über eine M.kapelle, die meist durch andere Ensembles (Salonkapellen, Big Band) ergänzt wird; Kern der M. in Österreich ist die Gardemusik Wien, die auch bei allen offiziellen Anlässen der Republik zum Einsatz kommt, aber in der alten Tradition ebenfalls als Symphonieorchester (u. a. jährlich im Konzerthaus) bzw. als Salonorchester bei diversen Bällen in Erscheinung tritt.
MGG 6 (1997); ÖL 1995; Brixel/Martin/Pils 1982; E. Rameis, österr. M. von ihren Anfängen bis zum Jahre 1918, ergänzt v. E. Brixel 21978; A. Freundesberger, Beiträge zur Kulturgesch. der österr. M. von 1851 bis 1918, Diss. Wien 1986; NGroveD 16 (2001).