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Mozart, Mozart, Maria Anna Familie
Seine Tochter Maria Anna Walburga Ignatia, gen. Nannerl: * 1751-07-3030./31.7.1751 Salzburg, † 1829-10-2929.10.1829 Salzburg. Musikerin, Klavierlehrerin. Das zweite Kind von Leopold und Maria Anna M. wurde vom Vater unterrichtet, der für sie 1759 ein Notenbuch mit Gebrauchsstücken anlegte, und erlernte das Klavierspiel mit so großem Erfolg, dass dieser, nachdem er auch Wolfgangs Talent entdeckt hatte, mit beiden Kindern europaweit auf Reisen ging, um sie – wie zur damaligen Zeit populär – als Wunderkinder zu präsentieren. Bis 1768 nahm Nannerl an insgesamt vier Reisen, u. a. nach München, Wien und Städten in England, Frankreich und Holland teil. 1764 nennt Leopold sie „eine der geschicktesten Spielerinnen in Europa“. Es ist anzunehmen, dass W., der ihr Klavierspiel ausdrücklich lobt, seine frühen vierhändigen Klavierwerke mit ihr zusammen gespielt hat, und auch in den späteren Jahren erhielt sie regelmäßig Klavierkompositionen W.s zum eigenen Studium. Anders als Wolfgang scheint Nannerl jedoch keine weiteren Instrumente gespielt zu haben. Ein Aquarell von Louis Carrogis de Carmontelle vom Besuch der M.s in Paris 1763 zeigt Leopold als Violinisten, Wolfgang am Klavier und Nannerl als Sängerin. Auf den Gesang als zweite musikalische Betätigung neben dem Klavier deuten auch Liedkompositionen, für die sie Wolfgang in Briefen vom 19.5. und 7.7.1770 lobte. Dessen gleichzeitige Ermutigung, „öfter solche Sachen zu machen“, zeigt allerdings, dass das Komponieren für Nannerl nicht zur alltäglichen Beschäftigung gehörte. Authentisch belegt, z. B. in einem Brief W.s vom 12.12.1772 sowie in ihren Aufzeichnungen für den Schlichtegroll’schen Nekrolog 1792, ist ihre Tätigkeit als Klavierlehrerin. Nach dem Tod der Mutter 1778 kümmerte sich Nannerl um den Haushalt in Salzburg und wurde dem Vater zur entscheidenden Stütze. Zu einer Hochzeit mit ihrer großen Liebe Franz Diepold, dem Hofmeister der Edelknaben, kam es trotz des Zuredens von W., der sie in einem Brief vom 19.7.1781 ermunterte, mit Diepold nach Wien zu kommen, wo sie mit privaten Akademien und Unterricht sichere Einnahmen hätte, nicht, da Leopold wohl aus finanziellen Erwägungen gegen die Verbindung eintrat. Am 21.8.1784 heiratete sie Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg (1736–1801), den hochfürstlichen Rat und Gerichtspfleger von St. Gilgen, wohin sie auch übersiedelte. Für diesen war es bereits die dritte Ehe, in die er fünf Kinder mitbrachte. Mit Nannerl hatte er dann noch drei weitere Kinder, von denen nur der erstgeborene Sohn Leopold Alois Pantaleon (1785–1840; er wurde Kammerkontrolleur in Innsbruck) das Erwachsenenalter erreichte (die beiden anderen: Johanna [1789–1805] und Maria Babette [1790–91]). Trotz ihrer Abwesenheit von Salzburg ließ Nannerl ihren Vater, mit dem sie ein inniges Verhältnis verband, nicht im Stich: Aus der Zeit bis zu Leopolds Tod 1787 hat sich (in den Briefen Leopolds) ein reger Briefwechsel erhalten, und Nannerl gab ihren Sohn Leopold Alois Pantaleon nach Salzburg zu ihrem Vater in Pflege. 1792 lieferte sie für Schlichtegrolls Nekrolog Informationen zu ihrem Bruder Wolfgang, wobei sie auch den alten Familienfreund A. Schachtner mit zu Rate zog, der Wolfgang von Kindheit an gekannt hatte. Nach dem Tod ihres Mannes 1801 kehrte sie nach Salzburg zurück. Am 20.10.1823 verfasste sie ihr Testament, mit dem Wunsch, im Grab ihres Vaters auf dem Friedhof St. Sebastian in Salzburg bestattet zu werden; Erbe ihres Nachlasses sollte ihr Sohn Leopold werden; die Briefe Leopolds und Wolfgangs, welche sie vom Vater erhalten hatte, vermachte sie Constanze, mit der sie bis zu deren Umzug nach Salzburg 1820 allerdings keinen Kontakt gepflegt hatte. (Aus einem Schreiben von J. Sonnleithner 1819 geht hervor, dass Nannerl seit dem Tod ihres Mannes keinen Brief von Constanze mehr erhalten hatte, auch nichts über die beiden Neffen wisse und von der Wiederverheiratung Constanzes nur durch Fremde erfahren habe.) 1825 erblindete Nannerl 74-jährig. Als Constanze 1826 ihren verstorbenen Ehemann G. N. Nissen im Grab Leopolds bestatten ließ, änderte Nannerl ihr Testament und wünschte ihre Bestattung in St. Peter. Wie Constanze erhielt sie 1829, kurz vor ihrem Tod, Besuch von Mary und Vincent Novello. Auch Franz Xaver Wolfgang, zu dieser Zeit ebenfalls in Salzburg, besuchte sie, wie bereits 1821. Nach Nannerls Tod brachten die Salzburger Zeitungen keinen Nachruf, eine Gedenkfeier wurde lediglich von V. Novello abgehalten.
Gedenkstätten
Gedenktafel am Mozarthaus in St. Gilgen/Sb (s. Abb.) und in Salzburg, Universitätsplatz 19 (s. Abb.).
Literatur
W. Hummel (Hg.), Nannerl M.s Tagebuchblätter 1958; W. Hummel, Nannerl. Wolfgang Amadeus M.s Schwester 1952, 21954; E. Rieger, Nannerl M. 1990.

Autor*innen
Monika Reger
Letzte inhaltliche Änderung
10.11.2004
Empfohlene Zitierweise
Monika Reger, Art. „Mozart, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 10.11.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x000664db
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Grabplatte in Salzburg, Friedhof St. Peter© Hermann Zwanzger
© Hermann Zwanzger
Gedenktafel in Salzburg, Universitätsplatz 19© Hermann Zwanzger
© Hermann Zwanzger
Gedenktafel am Mozarthaus in St. Gilgen© Christian Fastl
© Christian Fastl

DOI
10.1553/0x000664db
GND
Mozart, Maria Anna: 11858460X
OBV
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