Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Müller, Müller, true Cölestin
* 1827-04-066.4.1827 Kohleschau/Böhmen (Kolešov/CZ), † 1904-10-033.10.1904 Wien. Oboist, Klavierpädagoge, Komponist. Sohn eines Schullehrers, studierte 1840–46 am Prager Konservatorium und trat ab 1844 in Konservatoriumskonzerten als talentierter Oboist solistisch auf. Ab 1846 gemeinsame Auftritte mit F. Laub in Prag, Karlsbad (1847), Teplitz und Franzensbad (Františkové Lázně/CZ), von einer geplanten gemeinsamen Konzertreise trat M. jedoch gleich zu Beginn wieder zurück. Stattdessen war er in den folgenden Jahren Klaviermeister bei mehreren Familien des böhmischen Hochadels. 1855 ist er als „Direktor und Gründer des Prager humanistischen Musik-Vereins und einer eigenen Musikbildungs-Anstalt“ greifbar. 1859 und 1860 wird die 1852 gegründete MSch., in der arme Schüler unentgeltlich unterrichtet wurden, neben jener von J. Proksch als beste Prags bezeichnet. Die 1860/61 geplante Eröffnung einer Zweigstelle in Tetschen (Děčín/CZ) scheint nicht zustande gekommen zu sein. 1862 reiste M. (erstmals?) nach Wien, 1866 erhielt er eine Spende in der Höhe von 200 fl von Ex-Kaiser Ferdinand I. 1870 befand sich aber seine Frau Anna im Privatkonkurs. Warum M. 1879 von Prag nach Wien ging, wo er in Mariahilf (Wien VI) eine Klavierschule eröffnete, bleibt offen. Am 18.3.1880 fand im Ehrbar-Saal das erste Zöglingskonzert statt, 1884 befand sich die MSch., in der später auch Violine und Zither unterrichtet wurde, in Wien IV, ab 1885 bis zuletzt in Wien III. Seine Töchter Auguste und Johanna unterrichteten bei ihm. 1892, als der Kg. v. Rumänien ein Werk von ihm annahm, war er Musikdirektor und Ortsschulrat in Wien III. Ab den 1850er Jahren scheint M. kaum mehr öffentlich aufgetreten zu sein, belegt sind nur eine Konzertsoiree 1869 in Prag, ein Auftritt mit seiner Klavier spielenden Tochter Adele in Teplitz 1871 (mit mäßiger Resonanz und wenig schmeichelhafter Kritik) und in Wien überhaupt nur mehr vereinzelt Oboensoli bei Konzerten seiner Klavierschule. Hinsichtlich seiner Piano-Forte-Schule beschuldigte ihn 1868 der deutsche Klavierpädagoge Louis Köhler (1820–96) öffentlich des Plagiats, M. habe von seiner eigener Klavierschule seitenweise wörtlich abgeschrieben. 1857 und 1879 (mehrmals verlängert bis 1883) erhielt M. Privilegien „auf einen pädagogischen Schnellbildner auf das Clavierspielen“, eine Apparatur, mit der eine rasche und fehlerfreie Ausbildung möglich sein sollte.
Ehrungen
Goldmedaille bei der Pariser Weltausstellung 1867 (f. Piano-Forte-Schule).
Schriften
Theoretisches Lehrbuch f. den Pianisten 1855; Piano-Forte-Schule in sechs Jahrgängen mit Einschluss eines technisch theoretischen Lehrbuches und einer Theorie der Musik o. J. [1866] (vermutlich nur 2 Jg.e erschienen; 2. Aufl.: Theoretisch-praktische Clavierschule 1888).
Werke
Musik f. Ob. (Elegie f. Ob. und Kl.); Klaviermusik (Concertstück, Salon-Fantasien).
Literatur
AmZ 22.5.1844, 350, 27.5.1846, 352; Österr. Theater- und Musik-Album 2.8.1847, 4; Klagenfurter Ztg. 21.6.1858, Amtsbl., 41, 12.8.1859, 725, 25.8.1860, 786; Temesvarer Ztg. 19.4.1859, 584; Tetschner Anzeiger 3.3.1860, 76, 1.9.1860, 202, 7.9.1860, 315; Wr. Ztg. 13.8.1862, Beilage [Wr. Tagesbericht] 1148, 31.3.1866, 1007, 23.1.1870, Amtsbl., 101, 9.1.1881, Amtsbl., 44, 22.11.1881, Amtsbl., 1041, 11.11.1882, Amtsbl., 912; Signale f. die musikalische Welt 27.11.1868, 1061f; Prager Abendbl. 6.7.1869, 4, 28.12.1869, 3, 4.4.1871, 3; Teplitzer Ztg. 21.6.1871, 2, 2.7.1871, 3, 5.7.1871, 3; Kikeriki 20.7.1879, [5], 25.2.1883, [11]; Wr. Allgemeine Ztg. 16.3.1880, 6, 19.2.1883, Mittagbl., 2; Dt. Kunst- und Musik-Ztg. 11.3.1884, 127, 6.5.1884, 224, 2.5.1888, 123f; Neues Wr. Tagbl. 14.8.1885, 14; Österr. Musik- und Theaterztg. 1.12.1888, 2, 15.2.1889, 6f, 15.4.1889, 3, 1.5.1889, 7, 15.5.1890, 3; NFP 24.12.1889, 6; Neues Wr. Abendbl. 17.1.1890, 4; Dt. Volksbl. 15.4.1890, 4, 5.1.1891, 3, 10.4.1891, 7, 26.7.1892, 5; Sterbebuch 1903–04 der Pfarre Landstraße (Wien III), 1904, fol. 51; https://brand-history.com/ (7/2021); eigene Recherchen (Lehmann-Adressbuch; Kataloge der ÖNB).

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
4.2.2022
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Müller, Cölestin‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.2.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003ce614
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Österr. Musik- und Theaterztg. 15.2.1889, 7© ANNO/ÖNB
Prager Abendbl.  6.7.1869, [4]© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003ce614
GND
Müller, Cölestin: 1246704536
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag