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Muffat, Muffat, Georg: Familie
Georg: get. 1.6.1653 Mégève in Savoyen/F, † 1704-02-2323.2.1704 Passau/D. Komponist und Organist. Ausgebildet 1663–69 in Paris bei Jean Baptist Lully, wurde er 1671 Organist beim exilierten Straßburger Domkapitel, ist aber 1674 in Ingolstadt/D als Student (Jus) zu finden. 1676 ging er an den Wiener Hof, fand in Leopold I. zwar einen Fürsprecher, aber keine passende Anstellung. 1677 war er in Prag. 1678 wurde M. Organist und Kammermusiker bei Fürsterzbischof Max Gandolf v. Kuenburg in Salzburg (1681/82 Studienreise nach Rom). Unzufrieden mit der Situation unter Max Gandolfs Nachfolger J. E. v. Thun suchte M. wieder die Nähe zum Kaiserhof (Widmung an Leopold I.), erhielt jedoch 1690 eine Stelle als Kapellmeister bei Johann Philipp v. Lambert, Bischof von Passau , auf die er im Jahr 1700 resignierte. Seine Werke, vorwiegend nach 1677 entstanden, zeichnen sich durch die Synthese von italienischem und französischem Stil („vermischter Stil“) aus, die er in den deutschen Raum brachte.
Gedenkstätten
Gedenktafel am Residenzgebäude (Salzburg, s. Abb.).
Werke
Armonico tributo 1682 (Sonaten); Apparatus musico-organisticus 1690 (gewidmet Leopold I., s. Abb. u. Tbsp.); Florilegium primum 1695 und Florilegium secundum 1698 (Orchestersuiten); Ausserlesene [...] Instrumental-Music 1701 (Concerti grossi). – NA: DTÖ 89 (1953), 2 (1894), 4 (1895) u. 23 (1904).


Seine Söhne

Franz Georg Gottfried: get. 2.11.1681 Salzburg, † 25.8.1710 Wien. Violinist. War ab 1.7.1701 als Violinist Mitglied der Wiener Hofmusikkapelle. Dessen Sohn Johann Georg Melchior Maria (get. 13.9.1706 Wien) könnte mit dem Benediktinerpater Udalricus M. († 25.8.1740 Wien) identisch sein.

Siegmund Friedrich: get. 30.3.1684 Salzburg, † nach 1723 (Ort?). Musiker. War Sängerknabe in Passau ca. 1693 und ca. 1711–17 Musiker am Innsbrucker Hof von Karl III. Philipp von der Pfalz-Neuburg. Mit Letzterem übersiedelte er via Neuburg/D und Heidelberg/D nach Mannheim/D, wo er ab 1720 lebte. Ab 1723 soll er Stabskammerdiener und Hofmusiker in München gewesen sein.

Johann Ernst: get. 9.12.1686 Salzburg, † 24. oder 5.6.1746 Wien. Violinist. Gehörte zunächst ab 11.10.1710 bis zur Auflösung nach dem Tod von Joseph I. 1711 der Hofmusikkapelle an, in die er erst wieder 1730 aufgenommen wurde. Dazwischen war er in der Kapelle der Kaiserinwitwe Amalia Wilhelmine (Witwe nach Joseph I.) tätig (bereits ab 1711?, sicher 1721–32). Den 1715–20 als Mitglied der genannten Kapelle erwähnten Sigmund M. identifiziert die aktuelle Forschung mit J. E. M., obwohl nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass es sich hierbei um einen weiteren Bruder, Sigmund (get. 15.2.1688 Salzburg, † 20.3.1760 Wien), handelt, der spätestens ab 1721 Beamter an der Böhmischen Hofkanzlei in Wien war.

Gottlieb (Liebgott): get. 25.4.1690 Passau, † 9.12.1770 Wien. Komponist und Organist. Wahrscheinlich durch seinen Vater ausgebildet, scheint er nach dessen Tod Passau verlassen zu haben. Bereits im Frühjahr 1705 war er in Wien, wo er ab 1.8.1706 eine Besoldung als Hofscholar (Orgel) erhielt (Schüler von J. J. Fux). 1717 wurde M. als Organist Mitglied der kaiserlichen HMK (1714–42? auch Organist der Kaiserinwitwe Amalia Wilhelmina, 1729 2. Hoforganist, 1741 1. Hoforganist, Pensionierung 1764); zu seinen Pflichten zählte auch der Unterricht sämtlicher kaiserlicher Kinder (u. a. der späteren Regentin, Maria Theresia). M. zählt zu den Exponenten der Wiener Klavierschule des Barock (G. Ch. Wagenseil soll als Hofscholar von M. unterrichtet worden sein) und blieb in seinen Werken ganz dem Spätbarock verhaftet; seine Klaviersuiten (Suite) galten als die bedeutendsten neben denen J. S. Bachs.


Werke
Musik für Tasteninstrumente (Componimenti musicali [ca. 1736], Karl VI. gewidmet; 72 Versetl sammt 12 Toccaten 1726); zahlreiche Toccaten, Ricercari und Canzonen; 2 Orgel-Messen, Partiten.


Dessen Sohn Franz Joseph (Franciscus Josephus Ignatius Laurentius Thadaeus): get. 9.8.1720 Wien, † 17. oder 19.6.1763 Wien. War 1733–56/57 Clavier-Hofscholar. Daneben wird er aber bereits 1751 auch als „K. K. N. Ö. Repraesentations und Camer Secretarius“ bezeichnet und bei seinem Tod erscheint er als „K: K: N: Ö: Regirungs Secretarius“. Vermutlich aus diesem Grund bezog er ab ca. 1754 nur mehr ein gekürztes Gehalt für seine Tätigkeit in der Hofmusikkapelle. Seine Schwester Maria Anna (get. 3.7.1725 Wien, † 14.3.1759 Wien) heiratete 1754 J. J. Woller.


Literatur
A. J. Dunlop, The Life and Works of Go. M. (1690–1770) 2013; NGroveD 17 (2001); MGG 9 (1961) u. 12 (2004); G. Lade in Österr. Orgelforum 1992/1; Czeike 4 (1995); Köchel 1869; L. R. v. Köchel, Johann Joseph Fux 1872; R. Topka, Der Hofstaat Kaiser Karl VI., Diss. Wien 1954; [Kat.] Musica Imperialis 1998; MGÖ 1 u. 2 (1995).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
2.3.2018
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher/Christian Fastl, Art. „Muffat, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 2.3.2018, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001da61
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Georg Muffat, Toccata prima aus dem Apparatus musico-organisticus© Regenterei Kremsmünster
© Regenterei Kremsmünster
Gedenktafel für Georg Muffat am Residenzgebäude (Salzburg)© Hermann Zwanzger
© Hermann Zwanzger
HÖRBEISPIELE

Georg Muffat, Toccata undecima für Orgel aus dem Apparatus musico-organisticus
© 2004 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

Gottlieb Muffat, Aria für Orgel, 1725
© 2004 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

Gottlieb Muffat, Capriccio desperato für Orgel
© 1998 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

DOI
10.1553/0x0001da61
GND
Muffat, Georg: 118735144
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Muffat, Franz Georg Gottfried: 132149052
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Muffat, Friedrich: 132149060
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Muffat, Johann Ernst: 132149087
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Muffat, Gottlieb: 119149397
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Muffat, Joseph: 132149095
OBV
Weiterführende Literatur

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