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Murau
Stadt am Oberlauf der Mur/St (Obersteiermark); auf eine Bronze-zeitliche Besiedlung zurückgehend und unmittelbar an der Grenze zum Herzogtum Kärnten gelegen, war der Ort nicht nur strategisch wichtig, der Markt (besonders als Umschlagplatz für Eisen und Salz) wurde bereits bald nach 1298 Stadt. Die mittelalterliche Burg M. war in Besitz der Liechtenstein-M. was an einen Besuch Ulrichs v. Liechtenstein denken lässt), Burg und Schloss Ober-M. gehören seit 1628 der Familie Schwarzenberg. Im 16. Jh. gewann das Luthertum (Reformation) in M. die Oberhand. Aus der von Wolfgang Pensoldus geleiteten evangelischen Schule ging der wohl wichtigste in M. geborene Komponist, J. Brassicanus (Kraut), hervor, der auch an einer deutschen Univ. studiert haben muss, 1602 (wie der Topograph Martin Zeiller) durch die Gegenreformation von hier vertrieben wurde und über Regensburg/D nach Linz kam. Allein diese Tatsachen sowie seine frühesten datierbaren Kompositionen (Trauermotetten auf den Tod Hans Christoph v. Geras auf Arnfels/Südsteiermark, 1610, und Wolf Wilhelm v. Volckersdorf [den Letzten seines Geschlechts/OÖ], 1616) lassen eine gewisse Weite der Beziehungen auch in musikalischer Hinsicht erahnen, die mit der kunstgeschichtlichen Tradition der M.er Kirchen (Wandmalereien um 1200 in der nahen Kirche Steirisch Laßnitz; die M.er Pfarrkirche, „eines der frühesten und eindrucksvollsten Werke steirischer Gotik“, daselbst Freskenmalereien des 14. Jh.s und Gruft der Liechtensteiner; Altarblätter der Kapuzinerkirche von Gregor IV. Lederwasch usw.) durchaus korrespondieren dürften, im Detail aber noch wenig erforscht sind (2004).

Hierher bezieht sich jedenfalls einer der ältesten Nachweise einer Orgel in der Steiermark, 1874 fand hier die früheste öffentliche Manifestation des steirischen Cäcilianismus statt (wobei die Nähe zu Stift St. Lambrecht ebenso wichtig ist wie hinsichtlich der in M.s Umgebung erhaltenen Tradition gegenreformatorischer Stubenspiele). 1886 lebte und schuf H. Wolf einige Monate in M. Bereits 1855 waren (mit Unterstützung durch J. E. Schmölzer) die ersten Versuche zur Gründung einer Liedertafel (Männergesang) unternommen worden (erfolgreich: Liedertafel 1862, Alpenrose 1908), 1874 wurden die M.er Blasmusik (seit 1938 Stadtmusik M.), 1922 (nach Ansätzen 1902 und 1908) der Arbeitergesangverein (1947 wieder, letzte Chormeisterin Rina Scherf, 1950–77), 1928 ein erstes größeres Streicherensemble, 1931 durch Karl Führer ein Frauenchor und die M.er Bürgergarde (1951 wieder), 1977 durch Christine Schitter eine Chorgemeinschaft (1994 von Margot Leitner-Pekastnig wiederbelebt), 1939 die MSch. gegründet. Nachdem die Aktivitäten nach 1945 gewissermaßen aufgeteilt wurden (Blasmusik [unter Adolf Siege, 1946–48], Salon- und Streichorchester [Walter Kiendl, 1946–59], Kammermusik [Leo Kuntner, 1947–53], Streich- und Kirchenmusik [K. E. Hoffmann]), rief der MSch.-Leiter Hans Schamberger 1975 die Kulturvereinigung ins Leben, die (seit 1982 unter Leitung von Florian Huß) in den Sommermonaten erfolgreich Schlosskonzerte veranstaltet und eng mit dem Kulturreferat der Stadtgemeinde zusammenarbeitet. Sind alle diese Ensembles höchst erfolgreich (derzeitige Leiter des Männergesangvereins Silvester Pollheimer, der Blasmusik Philipp Fruhmann), dürfte den breitesten Bekanntheitsgrad jedoch das von hier ausgehende Duo Brunner & Brunner gewonnen haben.


Literatur
Hb. hist. Stätten/Alpenländer 1978; [Kat.] Musik i. d. St. 1980; W. Wieland, M. Eine Stadt stellt ihre Gesch. vor, 2 Bde. 1998.

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Murau“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0003b3e9
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