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Musikstadt Wien
Topos bzw. Klischee, die besondere Rolle der Musik in Wien betreffend. Entstanden in Zusammenhang mit dem sog. „klassischen“ Wienerlied Ende des 19. Jh.s, wurde der Begriff nach dem Ersten Weltkrieg in einer gewissen Analogie zum „Musikland Österreich“-Begriff zu einem Topos in der Beschreibung von Wiener Kultur und Lebensart stilisiert. Populäre Wienerlieder wie Wien, du Stadt der Lieder trugen, gefördert durch die modernen Medien, zu einer weiten Verbreitung dieses Klischees bei. Eine v. a. ab den späten 1940er Jahren stark anwachsende (meist populäre) Literatur versuchte in zahlreichen (meist nicht durch Quellen belegten) Beispielen dieses Klischee zu objektivieren bzw. zu „verwissenschaftlichen“. Die tatsächlich seit dem Barock bestehende und in der Literatur (Reiseführer, -berichte, Briefe, Hofberichte) nachweisbare Verbindung von Wien mit hochstehender Musikkultur bezog sich jedoch weitgehend auf die höfische bzw. adelige, erst ab dem Biedermeier auch bürgerliche Musikkultur, zu der nach der Reform des Volkssängertums durch J. B. Moser das „klassische“ Wienerlied einen Brückenschlag versuchte. In der Ersten Republik wurde dieser Topos nicht nur für die Identität des neuen, nun eigenständigen Bundeslandes Wien, sondern auch (und bis heute, 2014) als Marketing-Instrument für den im Aufbau befindlichen Kulturtourismus eingesetzt.
Literatur
MGÖ 1–3 (1995); E. Weber in E. Fritz et al (Hg.), Musikgeschichte der Stadt Wien 1, 2004.

Autor*innen
Monika Kornberger
Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
30.3.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Musikstadt Wien‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.3.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x000271f5
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Lieber Augustin und Zither als Symbole der Musikstadt Wien. Ausschnitt aus Sgraffito-Wandbild (1956/57, nicht bezeichnet; Wohnhaus-Wiederaufbaufonds). Franz-Hochedlinger-Gasse 2 / Untere Augartenstraße 10 (Wien II)© Björn R. Tammen
© Björn R. Tammen
Theodor Zasche, Wiener Musik einst und heut’ (1919). Theatermuseum Wien.© KHM-Museumsverband, CC BY-NC-SA 4.0

DOI
10.1553/0x000271f5
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