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Ostrau (deutsch für tschechisch Ostrava)
Die heute an der der Grenze Mährens und Schlesiens gelegene Industriestadt wurde zum ersten Mal 1297 erwähnt. Den Namen gab der Stadt der Fluss Ostravice (früher Ostrawa), der sie in zwei Teile, Mährisch O. (Moravská Ostrava) und Schlesisch O. (Slezská Ostrava), teilt. Für das 15. Jh. wird eine Musikkapelle an der St. Wenzelskirche erwähnt. Einen großen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnete sie im Zusammenhang mit der Entdeckung von Kohle (1763), dann v. a. nach der Errichtung von Eisenwerken (ab 1828) und dem Bau der Eisenbahn Wien – Krakau (Kraków/PL, 1848). Die Bevölkerung war mehrsprachig (vorwiegend Tschechen und Deutsche, aber auch Polen, Russen usw.). Die kulturelle Entwicklung der Stadt haben vor allem die zwei größten Gruppen, Tschechen und Deutsche, bestimmt. Der industrielle Charakter der Stadt war die Ursache, dass sich eine höhere Musik- und Theaterkultur erst Mitte des 19. Jahrhunderts zu entwickeln begann. Die kulturellen Aktivitäten wurden von verschiedenen Vereinen wahrgenommen; 1873 waren in O. insgesamt 18 Vereine registriert, von denen nur vier rein tschechischsprachig waren. Die tschechische Bevölkerung ist im Laufe der Jahre angewachsen, 1910 gab es 36% Tschechen und 47% Deutsche.

Seit den 1860er Jahren leisteten die Konzerte der Bergwerkskapellen einen Beitrag zur musikalischen Unterhaltung. 1862 wurde eine Vereinigte Bergwerkskapelle gegründet, ihr Kapellmeister war Theodor Lenhard. Ein qualitativer Aufstieg der Kapelle begann 1892 unter der Leitung von Václav Ludwig (1837–1915). Für die 1870er Jahre ist die Salm-Kapelle, ab 1881 die Werkskapelle der Eisenwerke in Witkowitz zu nennen. Das Musikleben in O. wurde vor allem vom Orchester-Verein für classische Musik, in dem auch tschechische Musiker spielten, getragen; er wurde von Arthur Könnemann (1861–1931), einer wichtigen Persönlichkeit des Kulturlebens im O.er Kreis, geleitet. Das bescheidene lokale Konzertleben wurde durch Gastspiele von Ensembles und Solisten ergänzt (Böhmisches Quartett, Herold-Quartett, Ševčík-Quartett, die Violinisten F. Ondříček und sein Bruder Emanuel, der junge J. Kubelík). Im Jahre 1901 gastierte in O. zum ersten Mal die Tschechische Philharmonie, die die Stadt auch in den folgenden Jahren wiederholt besuchte.

Eine wichtige Rolle in der Entwicklung der lokalen Kultur spielten die Gesangvereine. 1861 wurde der Männergesangverein gegründet (1880 um einen Frauenchor erweitert), dessen Chormeister A. Könnemann war. Seine Nachfolger bis zum Ersten Weltkrieg waren Wilhelm Hoschek und der Komponist Paul Zwierzina. Zu den bevorzugten Komponisten im Repertoire des Vereins gehörten J. Brahms, K. Goldmark, Th. Koschat, Felix Mendelssohn Bartholdy, F. Schubert, R. Schumann, R. Wagner und C. M. v. Weber, von den aus Mähren bzw. Böhmen stammenden E. S. Engelsberg, M. v. Weinzierl usw. Der Verein war bis 1945 aktiv. 1872 enstand ein ähnlicher Gesangverein in Witkowitz, auch die Gemeinden in der Umgebung verfügten mit verschiedenen Chorvereinigungen (der von Zuwanderern aus der Steiermark 1875 gegründete Steirische Gesangsklub D’Mürzthaler und ein Zitherensemble in Witkowitz, 1886 der Gesangverein Einigkeit usw.). 1864 wurde der tschechische Leseverein Občanská beseda (Bürgerverein) gegründet, zu dem ab 1881 der Gesangverein Lumír gehörte; er arbeitete mit der Vereinigten Bergwerkskapelle unter Václav Ludwig zusammen, der auch als Chormeister des Lumír fungierte. 1893 wurde ein weiterer tschechischer Gesangverein, Záboj, gegründet; beide Vereine – Lumír und Záboj – machten ihre nationale Richtung bereits mit ihren der Königinhofer Handschrift entnommenen Namen deutlich. Záboj und die Vereinigte Bergwerkskapelle führten auch Opern auf, z. B. Im Brunnen von Vilém Blodek oder Die verkaufte Braut von F. Smetana. Unter seinem Chormeister Edvard Rund (1879–1931) hatte Lumír 1910–13 auch große Werke wie Fausts Verdammnis oder Die Kindheit Jesu von Hector Berlioz, L. v. Beethovens Neunte Symphonie oder die Kantaten Bouře (Der Sturm) von V. Novák und Amarus von L. Janáček auf seinem Programm. Zu den wichtigen Persönlichkeiten, die zur Entwicklung des Chorgesangs in O. und Umgebung beitrugen, gehörten Eduard Bartoníček (1855–1915) und Cyril Metoděj Hrazdíra (1868–1926). Bartoníček führte mit Lumír z. B. A. Dvořáks Kantate Svatební košile (Die Geisterbraut) und dessen Oratorium Svatá Ludmila (Die Heilige Ludmilla) sowie die Kantate von K. Bendl Švanda dudák (Schwanda, der Dudelsackpfeifer) usw. auf. Wichtig waren auch die Aktivitäten des Pěvecké sdružení slezských učitelů (Gesangvereinigung der schlesischen Lehrer). Einer der größten Gesangvereine in O. war der nach dem mährischen Komponisten P. Křížkovský benannte, 1909 gegründete Verein Křížkovský. Es gab auch mehrere Arbeiter-Gesangvereine. Diese waren im Sinne der international gesinnten Arbeiterbewegung meistens zweisprachig und pflegten auch ein zweisprachiges Repertoire, wie der 1900 gegründete Männerchor Marx oder der im selben Jahr gegründete Typograf (Gesangverein der Buchdrucker); es gab auch eine Gesangvereinigung beim Turnverein Sokol.

Die Instrumentalmusik wurde v. a. durch die Kapellen der Bergwerks- und Eisenwerks-Arbeiter gepflegt. Außerhalb der Arbeiterbewegung begann sich die tschechische Bevölkerung, wie auch in anderen Regionen der böhmischen Länder, seit den 1860er und 1870er Jahren kulturell zu verselbständigen; diese Bewegung zeigte sich zuerst in den Gesangvereinen und im Theater. Erst 1923 gründete der Musiklehrer Jan Pešat (1892–1974) ein Dilettanten-Orchester Filharmonické sdružení (Philharmonische Vereinigung), das ab 1935 unter dem Namen Ostravská filharmonie (O.er Philharmonie) bis in die 1970er Jahre unter der Leitung seines Gründers tätig war. Pešat war auch Chormeister mehrerer Vereine, 1930–38 Dirigent der Dělnická Janáčkova pěvecká župa (Janáček-Arbeiter-Gesanggau) und auch als Musikkritiker tätig. 1944 gründete er aus den Lehrern und Schülern der von ihm 1926 gegründeten MSch. (später Janáček-MSch.) ein Kammerorchester, das er bis zu seinem Tode leitete. Auf deutscher Seite gab es 1926–32 einen Sinfonie-Orchesterverein unter der Leitung des Direktors der Städtischen MSch., Dirigenten und Komponisten Anton Aich (1878–1963). Zum Stammrepertoire dieses Orchesters gehörten z. B. die Symphonien L. v. Beethovens. Der Dirigent der tschechischen Oper Jaroslav Vogel (1894–1970) veranstaltete ab 1928 regelmäßig symphonische Konzerte des Theaterorchesters. 1912 wurde in O. die zweisprachige Gesellschaft der Musikfreunde gegründet, tschechischerseits von Karel Budík (1866–1915), nach dessen Tod von Milan Balcar, und deutscherseits von A. Aich vertreten; die Gesellschaft arbeitete ohne Probleme auch während des Ersten Weltkrieges.

Was das Theaterleben betrifft, gastierten im 19. Jh. in der Stadt verschiedene Wandertruppen, wie z. B. das Operetten-Ensemble von Eliška Zöllner (1822–1911, Tochter von J. F. Zöllner), die wandernden Operngesellschaften von Jan Pištěk (1847–1907), František Lacina (1862–1941), František Trnka (1859–1929) u. a. 1891 wurde ein Ausschuss zur Errichtung des tschechischen Národní dům (Nationalhaus) gegründet, das am 16.6.1894 festlich eröffnet wurde. Zu diesem Anlass führten eine Bergwerkskapelle und die Gesangvereine Záboj und Lumír Werke von F. Smetana und A. Dvořák sowie ein aus Dilettanten gebildetes Theaterensemble ein Lustspiel von Ladislav Stroupežnický auf. Die erste tschechische Opernvorstellung fand in O. am 4.10.1894 statt, als das Nationaltheater Brünn mit F. Smetanas Die verkaufte Braut gastierte.

Auch die deutschsprachige Bevölkerung bemühte sich, ein eigenes Veranstaltungsgebäude zu bauen. Bis 1895 fanden die kulturellen Veranstaltungen in verschiedenen Hotelsälen und Restaurants statt. 1892 wurde auf Initiative des 1870 gegründeten Verfassungsvereins für Mährisch O. und Umgebung ein Verein Deutsches Haus gegründet und 1895 konnte das Deutsche Haus eröffnet werden. 1900 folgte auch ein Polnisches Haus.

Einen nicht unerheblichen Anteil am O.er Kulturleben hatte die jüdische, überwiegend deutschsprachige Minderheit. Die jährlichen Chanuka- oder Purim-Feste fanden an der Wende vom 19. zum 20. Jh. Widerhall auch unter der nichtjüdischen Bevölkerung. 1921 gründete A. Aich den Jüdischen Gesangverein, der u. a. auch große Oratorienwerke wie J. Haydns Die Schöpfung, F. Mendelssohn Bartholdys Elias, G. F. Händels Judas Maccabaeus oder R. Schumanns Das Paradies und die Peri aufführte. Die politische Situation der 1930er Jahre zwang den Verein, sich auf kleinere Liederabende zu beschränken. 1938 wurde der Verein aufgelöst. Musikalien und mit Musik zusammenhängende Archivquellen sind kaum erhalten geblieben.

1902 gründete die Stadtgemeinde einen Theaterbaufonds für ein künftiges Stadttheater. Mit dem Bau wurde der Wiener Architekt Alexander Graf beauftragt. Das Theater wurde am 29.9.1907 eröffnet und diente bis 1919 dem deutschen Ensemble.

Die erste tschechische Opernsaison fand 1908/09 im Nationalhaus statt, sie wurde von der Theatergesellschaft F. Trnkas bestritten. 1910 stellte der Bariton und Regisseur Karel Komarov (1870–1928) das erste tschechische Opernensemble zusammen, mit dem er F. Smetanas Die verkaufte Braut und Dalibor, V. Blodeks Im Brunnen, Karel Weis’ Der polnische Jude, Z. Fibichs Šárka, Charles Gounods Faust und Georges Bizets Carmen auf die Bühne brachte. Sein Nachfolger war Alois Janovský. Während des Ersten Weltkrieges spielte in O. die Theatergesellschaft von Antonín Friedl.

Im Juni 1918 wurde der Verein Národní divadlo moravskoslezské (Mährisch-schlesisches Nationaltheater) gegründet. Unter der Direktion von Václav Jiřikovský (1891–1942), der das Ensemble 1919–23 leitete, wurde dann ein professionelles tschechisches Opernensemble konstituiert; der erste Opernchef war Emanuel Bastl (1919–27). Das tschechische Ensemble teilte sich zwei Jahre mit dem deutschen Ensemble das Gebäude des Stadttheaters und übernahm es 1920. Das deutsche Ensemble spielte dann bis 1944 im Deutschen Haus. Der zweite Opernchef des tschechischen Ensembles in O. war J. Vogel, der es bis 1943 leitete. Vogel, auch Biograph von L. Janáček, war vorbildlich für die Interpretation von dessen Werk. 1943/44 stand an der Spitze der Oper Jaroslav Krombholc. Während des Protektorats (1939–44) musste das tschechische Ensemble ins Nationalhaus zurückkehren.

Die Kultur wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch ein im Jahre 1921 gegründetes Koordinierungsorgan, den Kulturellen Rat für die O.er Region, gesteuert. Dieser organisierte Kammermusikabende, Vorträge usw. So sind hervorragende Sänger und Instrumentalsolisten in O. aufgetreten: die Sänger S. Kurz, L. Slezak, Michael Bohnen, Lo. Lehmann, A. Piccaver, J. Kiepura u. a., die Pianisten A. Grünfeld, E. d'Albert und E. Sauer, die Violinisten V. Příhoda, J. Kubelík, František Kudláček, die führenden tschechischen Streichquartette (Ševčík-Quartett, Prager Quartett, Böhmisches Quartett, Ondříček-Quartett u. a.). 1924 dirigierte R. Strauss in O., besuchten auch Igor Strawinsky (1933) und Sergei Prokofjew (1935), 1934 trat u. a. der Violoncellist Joachim Stutschewski auf. Es wurden regelmäßig junge, aufstrebende Talente vorgestellt, wie z. B. 1927 der 15-jährige Pianist Rudolf Firkušný. 1934 entstand ein Spolek pro komorní hudbu (Verein für Kammermusik), eine der Initiativen des Komponisten und Pädagogen Josef Schreiber (1900–81), der bereits 1924 den Klub přátel vážné hudby (Klub der Musikfreunde) gegründet hatte, dank dessen in O. zahlreiche zeitgenössische Werke vorgestellt werden konnten. Bis 1949 war er Chormeister des Vereins Záboj. Der Verein für Kammermusik veranstaltete in O. z. B. Konzerte mit dem Kolisch Quartett, F. Gulda, Germaine Leroux usw.

Die mehr oder weniger friedliche Kooperation der deutschen und tschechischen Kulturorganisationen und -institutionen endete mit der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren. Dies zeigte sich z. B. auch im Mozartjahr 1941, an dem sich die tschechischen Künstler, auch in O., nur minimal beteiligten. Ab 1923 begann der Rundfunk in der Tschechoslowakischen Republik seine Sendungen, 1929 wurde der Rundfunksender O. errichtet. Es wurde ein eigenes Rundfunkorchester gegründet (Dirigent war Bohuslav Tvrdý), an den deutschen Sendungen war u. a. A. Aich beteiligt. Als Pianist wirkte im O.er Rundfunk 1934–36 der Komponist E. Schulhoff. 1960 wurde das Rundfunkorchester neu gegründet (Ostravský rozhlasový orchester, ORO).

1890 wurde von Rudolf Kadleček eine private MSch., 1907 von der Stiftung Matice školská eine Musik- und Orgelschule (nach 1919 Masaryk-Institut für Musik und Gesang) gegründet. 1935 ist die Leoš Janáček-MSch. entstanden, benannt nach dem 1928 in O. verstorbenen L. Janáček. Die beiden letztgenannten Schulen wurden 1953 aufgrund eines staatlichen Erlasses zu einer „Höheren musik-pädagogischen Schule“ fusioniert; ihr erster Direktor war der Komponist Rudolf Kubín (1909–73). Diese Schule wurde 1959 in das Státní konzervatoř hudby v Ostravě (Staatliches Musikkonservatorium in O.) umgewandelt, seit 1996 Janáčkova konzervatoř Ostrava (Janáček-Konservatorium in O.).

Mit der Vertreibung der deutschen Minderheit endete das zweisprachige Theater in O. Das heutige Národní divadlo moravskoslezské (Mährisch-schlesisches Nationaltheater) verfügt seitdem über zwei Bühnen. Das ehemalige Stadttheater trägt heute den Namen Divadlo Antonína Dvořáka (Antonín Dvořák-Theater), seine zweite Bühne, das frühere tschechische Nationalhaus, ist seit 1954 nach dem Schauspieler und einem der Direktoren dieser Bühne, Jiří Myron, benannt (Jiří Myron-Theater). Am 5.9.1945 wurde die Saison mit F. Smetanas Die verkaufte Braut eröffnet, erster Opernchef war Zdeněk Chalabala. Es wurde allmählich auch an die von J. Vogel 1927 begründete und im Krieg unterbrochene Tradition der symphonischen Konzerte des Opernorchesters angeknüpft.

Das Jiří Myron-Theater dient heute dem Schauspiel und Musical, während das Antonín Dvořák-Theater für Oper und Ballett bestimmt ist.

In O. wurde 1945 das bis heute bestehende Dechový orchestr Ostrava (Blasmusikorchester O.) gegründet, 1954 das Ostravský symfonický orchestr (O.er symphonisches Orchester, ab 1962 Staatsphilharmonie O.), dessen Kern das O.er Rundfunkorchester gebildet hatte. Seit 1971 trägt das Orchester den Namen Janáčkova filharmonie Ostrava (Janáček Philharmonie O.); Mitglieder des Orchesters gründeten 1964 ein Kammerorchester (Janáčkův komorní orchestr).

In den Kammermusikkonzerten sind kurz nach dem Krieg v. a. viele gastierende Künstler aufgetreten (Tschechisches Nonett, Prager Quartett, Mährisches Quartett aus Brünn usw.), in den ersten Nachkriegsjahren wurden die Werke deutscher Komponisten (auch der Meister der Klassik) vermieden. Besonders nach dem kommunistischen Umsturz 1948 berücksichtigten die Programme russische bzw. sowjetische Musik.

Wie im 19. Jh., als das O.er Kulturleben unter dem Einfluss des sozialen Hintergrundes dieses industriellen Gebietes stand, so war es auch in der Nachkriegszeit. Die Kommunistische Partei hatte in der nordmährischen Region eine sehr starke Position, sodass die O.er Zweigstelle des Komponistenverbandes, der die Durchsetzung der Ästhetik des Sozialistischen Realismus als seine Hauptaufgabe ansah, das musikalische Geschehen kontrollieren konnte. Der neuen Linie entsprachen z. B. die Werke von R. Kubín, einer der besten Schüler des Repräsentanten der Mikrointervallmusik A. Hába schrieb z. B. die symphonische Dichtung Ostrava, die zweimal (1952 und 1975) beim Festival Prager Frühling aufgeführt wurde. Einige O.er Komponisten wie Miroslav Klega (1926–93), Jaromír Podešva (1927–2000), Milan Báchorek (* 1939) u. a. wandten trotzdem neue kompositorische Prinzipien an oder strebten als Mittelweg eine Synthese mit der Folkloretradition dieses Gebietes an.

Aus O. und seiner nahen Umgebung stammen Erhard Karkoschka (1923–2009), Engelbert Czubok (1902–69), Guido Masanetz (* 1914), Leopold Ludwig (1908–79). An tschechischen Künstlern sind vor allem zu nennen: Václav Bednář (1905–87), Beno Blachut (1913–85), Theodor Šrubař (1917–79), Naděžda Kniplová (* 1932). In Ostrava-Poruba wurde Ilja Hurník (1922–2013) geboren, in Ostrava-Mariánské Hory Otmar Mácha (1922–2006). Zu den beliebten Folksängern gehört seit den 1980er Jahren – als Dichter, Komponist und Interpret zugleich – Jaromír Nohavica (* 1953).

Das heutige (2015) Musikleben in O. wird v. a. von zwei Institutionen getragen: vom Národní divadlo moravskoslezské und von der Janáčkova filharmonie. Seit 1976 wird jedes Jahr das internationale Festival Janáčkův máj (Janáčeks Mai) veranstaltet: Den dramaturgischen Kern des Festivals bildet die klassische Musik, Raum erhalten aber auch Jazz, Literatur und Tanz. Im Jahr 2000 wurde auf Initiative des Komponisten Petr Kotík das Ostravské centrum nové hudby (O.er Zentrum neuer Musik) gegründet, Veranstalter der mit Workshops verbundenen Dny nové hudby Ostrava (Tage der neuen Musik O.). Gemeinsam mit dem Národní divadlo moravskoslezské veranstaltet es auch die Biennale NODO – New Opera Days Ostrava, bei dem neue, im Auftrag des Festivals komponierte Opernwerke aufgeführt werden.


Literatur
A. Schwarz, Das Dt.e Haus in Mährisch O. 1895; Fs. anläßlich des 50jährigen Bestandes des Mährisch-O.er MGV.es und des 30jährigen Bestandes seines Frauenchors 1861–1911, 1911; H. Gold (Hg.), Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart 1 (1934); O. Svozil, 75 let pěveckého souboru Lumír v Ostravě (1881–1896) [75 Jahre Gesangverein Lumír in O.] 1956; V. Gregor, Dělnické pěvecké spolky na Ostravsku a v jiných průmyslových střediscích českých zemí [Arbeitergesangvereine im O.er Kreis und in anderen industriellen Zentren der böhmischen Länder] 1961; Československý hudební slovník osob a institucí [Tschechoslowakisches Musiklexikon Personen und Institutionen] 2 Bde. (1963–65); E. Báč in Ostrava 3, Příspěvky k dějinám Ostravy a Ostravska [Beiträge zur Gesch. der Stadt O. und seiner Umgebung] 1966; O. Svozil in Sborník Ostrava 5 (1969); O. Svozil in Slezský sborník 68 (1970); J. Mazurek in Opus musicum 23/4 (1991); V. Gregor in Acta Facultatis Paedagogicae Ostraviensis 15 (1971); V. Gregor in Sborník prací Pedagogické fakulty v Ostravě Reihe D 20 (1984); J. Bakala et al., Dějiny Ostravy [Die Gesch. O.s] 1993; I. Stolařík, Umělecká hudba v Ostravě 1918–1938 [Die Tonkunst in O.] 1997; M. Malura, Hudební kultura Slezska a Severní Moravy (1850–1945) [Die Musikkultur Schlesiens und Nordmährens] 1997; J. Fukač et al., Slovník české hudební kultury [Lex. der tschechischen Musikkultur] 1997; M. Myška in Slezsko a severovýchodní Morava jako specifický region [Schlesien und nordöstliches Mähren als eine spezifische Region] 1997; J. Mazurek in Význam německé střední školy při multikulturním rozvoji Moravy [Die Bedeutung der deutschen Mittelschule in der multikulturellen Entwicklung Mährens] 1997; J. Klenovský, Židovské památky Ostravy [Jüdische Sehenswürdigkeiten in O.] 1998; J. Mazurek in Opus musicum 30/2 (1998); J. Mazurek, Hudební život českých obyvatel Ostravy v období 1880–1918 [Das Musikleben der tschechischen Bevölkerung in O. zwischen 1880–1918] 1999; LdM 2000; E. Šormová (Hg.), Česká divadla. Encyklopedie divadelních souborů [Tschechische Theater. Enzyklopädie der Theaterensembles] 2000; J. Sehnal/J. Vysloužil, Dějiny hudby na Moravě [Die Gesch. der Musik in Mähren] 2001; J. Mazurek in Sborník prací Pedagogické fakulty Ostravské univerzity Ars–4 (2002); J. Šerka in Ostrava 21: Příspěvky k dějinám a současnosti Ostravy a Ostravska 2003; L. Dokoupil et alKulturněhistorická encyklopedie Slezska a severovýchodní Moravy [Kulturhistorische Enzyklopädie Schlesiens und Nord-Ost-Mährens] 2 Bde. (2005); J. Mazurek in Ostrava 22: Příspěvky k dějinám a současnosti Ostravy a Ostravska 2005; J. Ludvová et al., Hudební divadlo v českých zemích. Osobnosti 19. století [Musiktheater in den böhmischen Ländern. Persönlichkeiten des 19. Jh.s] 2006; J. Mazurek in Acta Universitatis Palackianae Olomucensis. Hudební věda a výchova 10, 2006; H. Šustková in Ostrava 23: Příspěvky k dějinám Ostravy a Ostravska 2007; J. Mazurek et al., Ostravská hudební kultura od konce 19. století do současnosti [Die O.er Musikkultur ab Ende des 19. Jh.s bis in die Gegenwart] 2010; H. Kubešová, Hudební život německého obyvatelstva v Ostravě v letech 1895–1945 [Das Musikleben der dt.en Bevölkerung O.s in den Jahren 1895–1945], Diss. Olomouc 2012; K. Steinmetz et al., Kapitoly z historie německé hudební kultury v Ostravě 1860–1945. Osobnosti, instituce, reflexe [Kapitel aus der Gesch. der dt.en Musikkultur in O. 1860–1945] 2013; J. Vysloužil, Musikgesch. Mährens und Mährisch-Schlesiens 2014. – Periodika: O.er Ztg. 1889–1939; Ostravan 1901–12; O.er Theater- und Musikbll. 1908–14 (ab 1909 als Der Schürfer); Mährisch-schlesische Landesztg. 1939–45.

Autor*innen
Vlasta Reittererová
Letzte inhaltliche Änderung
17.6.2015
Empfohlene Zitierweise
Vlasta Reittererová, Art. „Ostrau (deutsch für tschechisch Ostrava)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 17.6.2015, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00325cc2
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10.1553/0x00325cc2
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