Pahlen Pahlen Richard:
(eig. Pollak), Familie
Richard:
*
1874-08-2929.8.1874
Wien,
†
1914-10-2929.10.1914 Wien.
Komponist, Pianist, Pädagoge.
Der Sohn des musikinteressierten Großindustriellen Alois (Lazar) P. Nach der Matura Studium am Konservatorium der
GdM (Kontrapunkt bei
H. Graedener 1894–96, Komposition bei
R. Fuchs 1896–99), darüber hinaus Klavierunterricht bei
A. Door und
A. Grünfeld sowie Gesangsunterricht bei
F. Mancio. Wollte ursprünglich Kapellmeister werden, wurde jedoch ein gefragter Klavierbegleiter, u. a. von
L. Slezak,
S. Kurz, Johannes Messchaert, Nellie Melba, Frieda Hempel, Matia Batistini, Alice Barbi, Tilly Koenen,
F. Steiner.
„Er beherrschte die gesamte einschlägige Literatur und verfügte über ein glänzendes Gedächtnis und so hervorragende musikalische Kenntnisse, daß er den auf dem Podium ins Wanken gekommenen Sänger, den er auf dem Klavier begleitete, mit allen Nachhilfen aus den gefährlichsten Situationen rettete, ohne daß das Publikum es je hätte merken können.“ (Neues Wiener Journal). Später auch Kammervirtuose, daneben Tätigkeit als Pädagoge für Gesang, Klavier, Harmonielehre und Musikgeschichte. P. war stellvertretender Dirigent des
Philharmonischen Chores und Vorstandsmitglied des
Wiener Tonkünstler-Vereins. Freundschaftlicher Kontakt u. a. zu
J. Strauss Sohn. Seit 2.8.1907 führte er den Namen Pahlen. Onkel von
P. Lafite.
Orden „bene merenti“ des Königs von Rumänien.
Lustspielouverture; Scherzo f. Orch.; Klavierwerke (Gavotte, op. 9; Scherzo, op. 10); Lieder.
Lit: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft: 18. bis 20. Jahrhundert 2 (2002); Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Musiker in Wort und Bild 1 (1909/10); Neues Wr. Journal 30.10.1914, 9; ÖMZ 29/7–8 (1974), 384; K. Pahlen, Ja, die Zeit ändert viel 2001.
Sein Sohn Kurt: * 26.5.1907 Wien, † 24.7.2003 Lenk/CH. Musikschriftsteller, Dirigent. Studierte an der Wiener MAkad. (Chordirigieren, Komposition) und an der Univ. Wien (Musikwissenschaft bei G. Adler, Dr. 1929). War Kapellmeister an der Volksoper Wien, Musikkritiker, musikalischer Leiter der Wiener Volkshochschule und beim Rundfunk. Zahlreiche internationale Gastspiele. Auf Gedichte von W. Miksch komponierte er sozialdemokratische Volkslieder wie Das Lied der blauen Blusen (1932, Nb. in MGÖ). P., der über die Schweiz 1939 nach Südamerika emigrierte (Exil), war in Buenos Aires Chefdirigent der Filarmonica Metropolitana und ab 1957 Direktor des Teatro Colón. Dazwischen war er in Rosario/RA und La Plata/RA tätig. 1949 ging er nach Montevideo, wo er 1957 Prof. für Musikgeschichte an der Univ. wurde. Wirkte danach in Zürich/CH am Opernstudio und gründete 1993 die K.-P.-Gesellschaft. Bekannt wurde P. v. a. durch jahrelange regelmäßige Rundfunksendungen (auch in Österreich) und populärwissenschaftliche Bücher. Dessen Enkel Rodrigo González (* 1977 Zürich/CH) ist als Komponist und Pianist tätig und lebt derzeit (2021) in Barcelona/E.
Das Recitativ bei MozartKurt Pahlen, Das Recitativ bei Mozart. Diss. Wien 1929., Diss. Wien 1929; Hg. Kleines SüdamerikabuchKurt Pahlen (Hg.), Kleines Südamerikabuch. Legenden, Erzählungen, Volkslieder und Lyrik (Vom Dauernden in der Zeit 10). Zürich 1955. 1955; Das Mozart-BuchKurt Pahlen, Das Mozart-Buch. Chronik von Leben und Werk. Wiesbaden 1976. 1976; Neue Musikgesch. der WeltKurt Pahlen, Neue Musikgeschichte der Welt. Zürich 1978. 1978; Die großen Epochen der abendländischen MusikKurt Pahlen, Die großen Epochen der abendländischen Musik. Vom Gregorianischen Choral bis zur Moderne. München 1991. 1991; Erklär mir die MusikKurt Pahlen, Erklär mir die Musik. Eine Entdeckungsreise ins Wunderland der Musik. München 1996. 1996; Hg. Das Buch der VolksliederKurt Pahlen (Hg.), Das Buch der Volkslieder. 176 Volkslieder aus acht Jahrhunderten zum Singen und Musizieren. Mainz et al. 1998. 1998; Ja, die Zeit ändert viel. Mein Jh. mit der MusikKurt Pahlen, Ja, die Zeit ändert viel. Mein Jahrhundert mit der Musik. Stuttgart–München 2001. 2001; zahlreiche Opernführer (Opern der Welt).
Kinderopern, Kinderlieder; Volkslieder.
Orpheus im Exil 1995; NGroveD 14 (1980); F-A 2 (1978); E. Casares Rodicio (Hg.), Diccionario de la Música Española e HispanoamericanaEmilio Casares (Hg.), Diccionario de la música española e hispanoamericana. Madrid 2001. 8 (2001); Kosch 2 (1960); MGÖ 3 (1995); G. Gaugusch, Wer einmal warGeorg Gaugusch, Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. L–R (Jahrbuch der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft „Adler“ – Wien Dritte Folge, Band 17). Wien 2016. L-R 2016; Die Presse 30.7.2003; Der Standard 26./27.7.2003; www.rodrigopahlen.com (6/2014); eigene Recherchen.
Alexander Rausch
Monika Kornberger
18.2.2020
Alexander Rausch/
Monika Kornberger,
Art. „Pahlen (eig. Pollak), Familie“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
18.2.2020, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dc2e
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