Peuerl Peuerl true
(Bäwerl, Beuerlin), Paul
get. 13.6.1570 Stuttgart/D,
†
--nach 1625 (Ort?).
Organist, Komponist und Orgelbauer.
Wohl noch in Württemberg ausgebildet, war er (offensichtlich ab 1.11.1601) als
Organist und Lehrer in
Horn und ab 1.11.1609 als Organist an der evangelischen Kirche in
Steyr tätig. Am 5.11.1625 erhielt er im Zuge der endgültigen Durchführung der
Gegenreformation vom Magistrat Steyr
„Abschiedt und Abfertigung“; der Schluss, dass er daraufhin von Steyr weggezogen sei, ist nicht unbedingt zwingend. Neben seinen Organistendiensten arbeitete P. auch an den Orgeln von Horn (1606, 1615) und Steyr (1614), die Stiftsorgel von
Wilhering erbaute er (1619) neu, worauf er sich selbst auch als
„Organist und Orgelbauer“ bezeichnete. Die dem erhaltenen Vertrag zu entnehmende Nähe dieses 1733 verbrannten Werks zu dem von Michael Praetorius vertretenen Typus (
Orgelbau) könnte sich daraus erklären, dass der Vater Leonhard des Steyrer Orgelbauers Ulrich Schreyer (der 1613 die Werkstatt seines Vetters Georg Hackher übernommen hatte) aus Gröningen/D stammte und P. mit diesem beim Neubau der Orgel in der Schul- (heute Dominikaner-)Kirche 1614 zusammenarbeitete. Weitere gelegentlich ins Auge gefasste Orgelbauten und -reparaturen in Horn (St. Georg),
Enns, Freistadt/OÖ und
Wels lassen sich bislang (2004) nicht beweisen.
P. hatte mehrere Kinder (mindestens eines geb. in Horn vor 1609, Isaac * Steyr 12.8.1610, Anna Maria * 5.3.1614, Thomas Jacob * 1.6.1615). Offenbar sein Bruder war der am 9.2.1567 in Stuttgart getaufte, spätestens ab 1613 in Wiener Neustadt als Gerichtsschreiber bzw. -advocat belegte und am 9.2.1628 daselbst verstorbene Conrad Beurlin.
Den Komponisten P. als Erfinder der sog. Variationensuite für Instrumentalensemble und diese Gattung gar als eine österreichische Formschöpfung anzusehen, ist seit längerem als obsolet anzusehen. Von seinen Kompositionen sind nur die bei Abraham Wagenmann (der damit seine Konkurrenzierung Paul Kauffmanns einleitete) in Nürnberg/D gedruckten erhalten. Wie weit die Absetzungen einzelner (hier oft um einen Nachtantz erweiterter) Suiten in der Linzer Orgeltabulatur (Orgelmusik, Tabulatur) direkt mit dem Komponisten in Zusammenhang gebracht werden können, ist offen. Immerhin könnten die Initialen von deren mutmaßlichem Schreiber S. A. P. als Samuel Agricola Peuerlin aufgelöst werden. Dieser, aus Markgröningen bei Stuttgart stammend, wurde durch Vermittlung des Rektors der Linzer Landschaftsschule 1584 Prädikant der protestantischen Jörger zu Tollet/OÖ (also einer der Vorgänger von J. Thesselius) und 1586 Pfarrer in Wilfersdorf/NÖ; er könnte ein Verwandter gewesen sein.
Newe Padouan ... unnd Galliarda a 4 (1611), Weltspiegel, das ist neue teutsche Gesänger 5 v. (1613), Ettliche lustige Padovanen ... und Däntz a 3 (1620); Gantz neue Padouanen ... und Däntz a 3 (1625); NA in DTÖ 70 (1929).
R. Flotzinger in Veröff. des Kulturamtes der Stadt Steyr 34 (1978); O. Wessely in JbOÖMVOthmar Wessely, Neues zur Lebensgeschichte Paul Peuerls, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 95. Linz 1950, 299–306. 95 (1950); K. Geiringer in StMwKarl Geiringer, Paul Peuerl, in: Studien zur Musikwissenschaft 16. 1929, 32–69. 16 (1929); NGrove 19 (2001).
15.5.2005
Rudolf Flotzinger,
Art. „Peuerl (Bäwerl, Beuerlin), Paul“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.5.2005, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x00075a85
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