Die musikalischen Quellen (z. B. Chr. Loeffelholz v. Colberg, Tabulaturbuch 1585, Virginia Renata v. Gehema, Lautenbuch, ca. 1640, Sperontes Singende Muse an der Pleisse, Leipzig 1736â45, Johann Philipp Kirnberger, Der allzeit fertige Polonaisen- und Menuettencomponist, Berlin 1757) lassen vier Entwicklungsphasen des Tanzes erkennen: im 16. Jh. Entstehung und Ausbildung eines geradtaktigen polnischen Tanzes mit Nachtanz bzw. Proporz; in der 1. Hälfte des 17. Jh.s Aufwertung des Proporz durch Ãbernahme polnischer Musikelemente; 2. Hälfte des 17./Anfang 18. Jh. Verselbständigung des Proporz, der nunmehr mit seinem charakteristisch rhythmisierten Tripeltakt eine einfache P. repräsentiert; schlieÃlich im Verlauf des 18. Jh.s Vervollkommnung der Form unter Mitwirkung von Komponisten diverser Nationalität. P.n finden sich bereits in den Werken von G. F. Händel, Georg Philipp Telemann, J. S. Bach und der Bach-Söhne; bekannte Belege im Schaffen der Wiener Klassiker sind etwa W. A. Mozarts Rondeau en polonaise in der Klaviersonate in D, KV 284 (1775), L. v. Beethovens Serenate in D, op. 8. Die P., die v. a. in der Romantik äuÃerst beliebt war, fand in F. Chopins Schaffen ihre höchste Sublimierung.
Choreographisch ist die P. durch ihre Funktion als âgravitätischeâ, feierliche Eröffnung groÃer Ball- und Festveranstaltungen geprägt, d. h. sie besteht aus einem prozessionsartigen Aufzug der Paare, der durch diverse â meist aus Kontretanz- (Countrydance) und Quadrilleformationen übernommene Figuren verfeinert werden kann. Das Schrittmaterial ist in Hinblick auf eine groÃe Teilnehmerzahl sehr einfach (traditionell bestehend aus einem gebeugten und zwei gehobenen Schritten mit verfeinernden Varianten). Die choreographische Aufzugs- bzw. Prozessionsform der P. wurde auch in das klassische Ballett übernommen.
MGG 7 (1997).