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Psalm
Geistliches Lied, v. a. die 150 (151) Gesänge (griech. ψαλμός) des hebräischen (masoretischen) Alten Testaments (Psalter). Diese Texte – hymnenartige (Doppel )Verse mit syntaktisch-semantischem Parallelismus – stellen die Grundlage für Synagogalmusik (jüdische Musik), byzantinische Musik wie den lateinischen Choral dar. Im Mittelalter bestand das Offizium im Wesentlichen aus dem wöchentlichen Gebet bzw. Gesang der auswendig zu lernenden P.en. Die musikalische Struktur der dafür verwendeten Rezitation (Psalmodie) beruht auf den je nach Gattung unterschiedlichen Psalmtönen. In liturgischen Schriften werden öfters Forderungen an die Mönche gestellt, die offenbar einer äußerlichen, mehr auf die musikalische Seite konzentrierten Ausführung entgegen wirken sollen: „psallite sapienter“, „ut mens concordet voci“. Musikalisch konkreter sind Empfehlungen wie jene aus dem Vorfeld der Melker Reform, die P.en seien „tractim“ („gedehnt“) und „distincte“ („gemessen“, unter Einhaltung der Mittelkadenz) vorzutragen.

Die einstimmige Rezitation blieb jedoch nicht die einzige Möglichkeit liturgischen P.en-Gesangs: im 15. Jh. wurden mehrstimmige, die Klanglichkeit in den Vordergrund stellende Formen eingeführt, häufig als Fauxbourdon bzw. Falsobordone (Akkordsatz) improvisatorisch gestaltet.

Eine Sonderform stellt die P.- Motette dar. Freie P.-Vertonungen (lateinisch, deutsch oder hebräisch) schufen u. a. M. Haydn (P.en 103 und 112), Fr. Schubert (P.en 13, 23 und 92), A. Bruckner (P.en 22, 112, 114, 146 und 150), A. Zemlinsky (P. 83, 23 und 13) und A. Schönberg (P. 130).


Literatur
MGG 7 (1997); NGroveD 20 (2001); J. Angerer, Die liturgisch-musikalische Erneuerung der Melker Reform 1974, 87; SchubertL 1997; BrucknerH 1996.

Autor*innen
ARa
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Alexander Rausch, Art. „Psalm‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001de09
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