Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Requiem
Geläufige Bezeichnung für die Totenmesse unter Bezugnahme auf den Introitus des seit 1570 geltenden römischen Messformulars (lat. Ewige Ruhe gewähre ihnen, o Herr). Mit der Ausbreitung von Italien aus hängt zusammen, dass der österreichische Anteil an vokal-instrumentalen Vertonungen als Plenarmesse (d. h. von Ordinarium und Proprium, mit den Sätzen: Introitus Requiem aeternam, Kyrie, Graduale Requiem, Tractus Absolve Domine, Sequenz Dies irae, Offertorium Domine Jesu Christe, Sanctus, Agnus Dei, Communio Lux aeterna) sehr bedeutsam und für die Gattung prägend ist: An der Spitze stehen die beiden R.-Vertonungen von Chr. Straus vor 1631), gefolgt von J. K. Kerll (1689), H. I. F. Biber (1704), J. J. Fux 1697, 1720), F. L. Gaßmann (vor 1774), G. Chr. Wagenseil (vor 1777), M. Haydn (1771, 1806, Fragment 1792/95), W. A. Mozart (1791) und J. Eybler (1802). Die bekannte Ergänzung des Fragments von Mozart (erfolglos durch J. Eybler u. a., erfolgreich aber F. X. Süßmayr) ist nicht allein durch den Namen des Komponisten oder die Anlage des Werks zu erklären, sondern auch im Lichte zunehmender Stilisierung der Begräbnisriten in Österreich einerseits sowie des R.s zu einer Art Oratorium mit bekanntem Text im bürgerlichen Konzertwesen (Konzert [II]) andererseits (François-Joseph Gossec 1760, L. Cherubini 1816 u. 1836, Hector Berlioz 1837; F. Liszt 1868, G. Verdi 1873/74, A. Dvorák 1890, Charles Gounod 1895 u. a.). Aufführungen eines dieser großen R.-Vertonungen sind bei den österreichischen Konzertveranstaltern bis in die 1930er Jahre und darüber hinaus auch quantitativ nur mit den J. S. Bachschen Passionen und den J. Haydnschen Oratorien zu vergleichen, d. h. auch, dass diese Kompositionen völlig säkularisiert und allein auf das Thema „Tod“ reduziert sowie die Unterschiede zwischen den Konfessionen damit hinfällig geworden sind. In diesem Zusammenhang sind daher auch Werke wie das Ein deutsches Requiem von J. Brahms (1865/68), Das Buch mit sieben Siegeln von F. Schmidt 1937) oder K. Schiskes Vom Tode (1946) zu sehen.
Literatur
MGG 8 (1998); R. Flotzinger in C. Ottner (Hg.), [Kgr.-Ber.] Apokalypse. Wien 1999, 2001.

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Requiem‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001defc
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.