Sängerknaben vom Wienerwald (SvW)
Ehemaliger Knabenchor, gegründet 1921 als
Knabenchor St. Gabriel von
P. St. Marusczyk SVD, um im Missionshaus der
Societas Verbi Divini in St. Gabriel bei
Mödling bzw. Maria Enzersdorf/NÖ auch den gemischten Chorgesang pflegen zu können. Der Gründung waren seit ca. 1908 kleinere Chöre vorausgegangen. Damals gehörten 22 Knaben dem Chor an, am 8.12.1921 erfolgte ihr erster Auftritt im Rahmen eines Gottesdienstes, im Juli 1922 der erste Konzertauftritt. 1932 Umbenennung in
SvW und Verlegung des Sängerheims in das Pfarrheim der Herz-Jesu-Pfarre in Mödling-Schöffelvorstadt; 1934 Gründung des
Vereins zur Förderung der SvW (1941 aufgelöst, 1946 neu gegründet). Mit der Verlegung des Chores kam Marusczyk einer drohenden Auflösung zuvor; der Knabenchor wurde als im Kloster störend empfunden und war angeblich ein Mitgrund für die vernachlässigte musikalische Ausbildung der Studenten in St. Gabriel. Liturgische Auftritte absolvierte der Chor in der Folge v. a. in der Mödlinger Herz-Jesu-Pfarre. 1935 sangen die
SvW ihr erstes allein bestrittenes
RAVAG-Konzert, während der Kriegszeit folgten mehrere Tonbandaufnahmen (u. a. Soldatenlieder). Der Chorbetrieb konnte die gesamte Kriegszeit hindurch ohne nennenswerte Unterbrechung weitgeführt werden. Erst 1945 kehrte der Chor wieder nach St. Gabriel zurück, wo er bis zu seiner Auflösung (2009) untergebracht war. Es folgte ein steter Aufstieg (u. a. Konzert vor Papst Pius XII. in Rom 1950), 1954/55 zählte der Chor über 120
Sängerknaben, eingeteilt in drei Klassenzüge mit je einem Kapellmeister. Konzerttourneen führten die
SvW durch Europa sowie nach Südkorea,
Japan (erstmals 1968, 1998 bereits zum 15. Mal), Amerika, Jordanien, Brasilien und auf die Philippinen. Das Repertoire des Chores, zu dessen Hauptaufgaben bis zuletzt nach wie vor die (Mit-)Gestaltung der Gottesdienste in St. Gabriel zählte, reichte vom
Choralgesang und geistlicher wie auch weltlicher
Chormusik über
Volks- und
Wienerlieder bis hin zu
Singspielen und modernen Stücken aus den Bereichen
Jazz sowie
Rock und Pop. Die private Chorschule erhielt mit dem Schuljahr 1986/87 das Öffentlichkeitsrecht, mit Schuljahr 2002/03 übernahm der 1994 gegründete
Verein der Freunde der SvW die organisatorische und finanzielle Leitung; das Missionshaus St. Gabriel fungierte weiterhin als Schulträger. Im Gegensatz zu den
Wiener Sängerknaben war die Chorschule der
SvW kein Internat, d. h., die Knaben wohnten zu Hause, besuchten normale öffentliche Schulen und absolvierten ihre Gesangausbildung in der Freizeit. Seit den 1990er Jahren hatte der Chor mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen, der dreimal wöchentlich probende Konzertchor zählte 2005 17 Knaben. Um den Fortbestand zu sichern, war zu Beginn des Schuljahres 2003/04 auch ein elfköpfiger Mädchenchor gegründet worden. Trotzdem musste die Chortätigkeit mit Ende des Schuljahrs 2007/08 ruhend gestellt werden, 2009 erfolgte schließlich die Auflösung von Chorschule und Chor. Der zur Unterstützung häufig hinzu gezogene Männerchor
Cantores St. Gabriel (2005: 14 Herren) besteht jedoch weiterhin und setzt sich aus ehemaligen Sängerknaben zusammen.
Den Konzertchor der SvW leiteten: P. St. Marusczyk (1921–32 und wieder ab 1940), J. W. Ziegler (1932–40, leitete den Chor ab 1938 auch bei Veranstaltungen der NSDAP [Nationalsozialismus]), Hermann Preisegger (1945–47), Hans Rubey (Reisekpm. 1946/47), Fred Krempl (1947), K. Etti (1947–64), Helmut Richter (1964–77; 1950–64 2. Kpm.), Walter Zessar (1977–81), Peter Siman (1981–85; 1980/81 2. Kpm.), Christian Fraberger (1985–95 u. 2002–09; 1984/85 2. Kpm.), Ludwig Lusser (1995–2000) und Erzsébet Windhager-Geréd (2000–02; 1998–2000 2. Kpm.in). Die Knaben hatten ab 1933 meistens auch eigene Violin- und Gesanglehrer. Unter den administrativen Leitern der SvW ragen neben Marusczyk (Leiter bis 1956) v. a. P. Josef Graisy SVD (1956–67; auch Leiter des Anfängerchores) und P. Franz Göhr SVD (1967–78; ab 1956 auch Obmann des Vereins zur Förderung der SvW) heraus. Zuletzt war Stephan Duursma, ehemaliger Sängerknabe, 2003–08 Geschäftsführer der Chorschule und Manager des Chors.
E. Planyavsky-Vsedni, Die SvWElisabeth Planyavsky-Vsedni, Die Sängerknaben vom Wienerwald. Entstehung und Aufstieg zu einer international geschätzten Institution. Dipl.arb. Wien 2007., Dipl.arb. Wien 2007; H. Hubatsch in Maria Enzersdorfer Rundschau, Oktober 2001; F. Göhr, 50 Jahre SvW 1921–1971, 1971; F. Göhr, 75 Jahre SvW 1921–1996, 1996; H. Winkler in Heimatkundliche Beilage zum Amtsbl. der Bezirkshauptmannschaft Mödling H. Winkler, Die Sängerknaben vom Wienerwald, in Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mödling 31/4 (1995)31/4 (1995); J. Alt, Die Gesch. des Missionshauses Sankt Gabriel der Ges. des Göttlichen WortesJosef Alt SVD, Die Geschichte des Missionshauses Sankt Gabriel der Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Das 1. Jahrhundert 1889–1989. Mödling 1990. 1990; H. Brunner, [Fs.] 100 Jahre Missionshaus St. Gabriel 1889–1989 Hans SVD Brunner, 100 Jahre Missionshaus St. Gabriel 1889–1989. Mödling 1989.,1989; Unser Gratisblatt Mödling 23.2.2004; K. Pischof in SK Kornelij Kuschnirenko/Oleksandr Zaluts’kyj/Jaroslawa Wyschpins’ka, Історія музичної культури й освіти Буковини: навч. . Czernowitz 2011.2 (1954/55); Steyler Missionschronik 1 (1959), 188–190; Chorbll. 4/9 (1949), 22; [Fs.] 50 Jahre St. G.50 Jahre St. Gabriel. Gedenkblätter zum goldenen Gründungsjubiläum des Missionshauses St. Gabriel, Wien-Mödling. 1889 4. Oktober 1939. Wien–Mödling 1939. 1939, 68f; www.saengerknaben.org (1/2005); www.knabenchor.at (5/2013); Mitt. Stephan Duursma.
10.9.2015
Christian Fastl,
Art. „Sängerknaben vom Wienerwald (SvW)“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
10.9.2015, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x00040c03
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