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Salvi, Salvi, Matteo: Familie
Matteo: * 1816-10-2424.10.1816 Botta di Sedrina/I, † 1887-10-1616.10.1887 Rieti/I. Komponist, Gesangpädagoge, Theaterdirektor. Aus einfachen ländlichen Verhältnissen stammend, besuchte S. 1827–35 das Konservatorium in Bergamo/I, wo er von Franceso Salari, Antonio Gonzales, Antonio Dolci und S. Mayr Gesang-, Klavier- und Kompositionsunterricht erhielt. Anschließend betrieb er vertiefende private Studien bei A. Dolci und S. Mayr und war als Gesanglehrer sowie Organist tätig. Ab 1838 Klavierlehrer am Konservatorium und bis 1841 Chormeister an den beiden Theatern von Bergamo. In dieser Zeit entstanden S.s erste Kompositionen. 1842 übersiedelte er nach Wien, wo er von Ga. Donizetti intensiv gefördert wurde und Theorieunterricht bei S. Sechter nahm. Erfolge als Opernkomponist konnte er in Wien und Mailand feiern, 1843 unternahm er mit Donizetti eine Reise nach Paris, kehrte aber noch im selben Jahr über Italien nach Wien zurück. Nach 1848 wirkte er v. a. als Gesangpädagoge (ab 1851 an der Akademie der Tonkunst, danach an der Gesang- und Opernschule, 1858–61 Leiter des Allgemeinen akademischen Gesangs-Instituts). 1849 heiratete er Clementine Freiin v. Gallenfels, mit der er einen vorehelichen Sohn (s. u.) und eine Tochter (Klementine Maria, * 1857) hatte. 1860 organisierte S. mit kaiserlicher Unterstützung ein italienisches Operngastspiel am Theater an der Wien und in Budapest. 1861 wurde er zunächst provisorisch, 1864 dann definitiv Direktor der Wiener Hofoper; anfangs war ihm ein in künstlerischen Fragen beratendes Komitee zur Seite gestellt (Mitglieder: H. Esser, O. Dessoff, E. Hanslick, L. v. Sonnleithner). Sein vehementes Eintreten für die italienische Oper und sein autoritärer Stil brachten ihn in Opposition zu H. Esser und E. Hanslick. 1862 beantragte er die Gründung der Hof-Opernschule, die im Jänner 1863 den Betrieb aufnahm und von ihm geleitet wurde. 1867 erfolgte seine Pensionierung. Er lebte anschließend noch bis 1874 in Wien, dann in Budapest und kehrte 1875 nach Bergamo (1875–79 Direktor des Konservatoriums) zurück. 1882–85 lebte S. in Rom und ab 1885 in Rieti. S.s. Opern stehen einerseits in der Nachfolge seines väterlichen Freundes Ga. Donizetti, dessen Il duca d’Alba er auch vervollständigte (UA 22.3.1882 Rom), suchen andererseits einen gegenüber dem des Zeitgenossen G. Verdi eigenen Stil.
Ehrungen
Österr. Goldene Medaille f. Kunst u. Wissenschaft 1859; (osmanischer) Mecidiye-Orden 1867; Ehrenmitglied der Accademia S. Cecilia in Rom; Ehrenmitglied der Philharmonie Bologna/I.
Werke
Messen (Messa votiva 1857 [gewidmet K.in Elisabeth]); Messa a voci sole ca. 1875); 4 Opern (La Primadonna UA 29.4.1843 Hofoper; Lara UA 4.11.1843 Mailand; I Burgravi UA 8.3.1845 Mailand; Caterina Howard UA 10.6.1847 Hofoper); Kantate Apoteosi di Mayr; kleinere Vokalmusik.
Schriften
Die Kunst des Gesanges in praktischen Uebungen 1859 (spätere Ausgaben: Practische Gesangkunst und L’Arte del Canto).


Sein Bruder

Luigi (Alois): * 8.7.1825 Botta di Sedrina, † nach 1887 (Ort?). Gesanglehrer. Wann er nach Wien kam, ist unklar. Möglich ist, dass er jener Lehrer S. war, der 1850–54 am Mädchen-Lehr- und Erziehungsinstitut Ducati (Wien I, Michaelerplatz, dann Graben bzw. Stallburgplatz) tätig war (dabei könnte es sich jedoch auch um seinen Bruder M. S. handeln). 1854/55 ist ein L. Salvi als Gesanglehrer an der Fröhlich’schen Lehr- und Erziehungsanstalt für Töchter (Wien I, Franziskanerplatz) belegt. 1857 fungierte L. S. als Taufpate seiner Nichte Klementine, 1858 unterrichtete er am Allgemeinen akademischen Gesangs-Institut. Seine Bewerbung als Lehrer der Hof-Opernschule wurde 1866 von seinem Bruder jedoch nicht unterstützt und blieb erfolglos. Ab 1869 führte er eine eigene k. k. konzessionierte Gesang- und Opernschule in Wien I. 1881 gab es ein Konzert seiner Schule im Bösendorfer-Saal, bei dem die Schülerinnen Ida v. Gaal und Melanie v. Altenburg sowie die Schüler Julius v. Blaas und L. Castelli sangen; als Klavierbegleiter fungierte Emil Weeber. Zu seinen Schülern zählten weiters auch Philippine Edelsberg, A. Kraemer (vielleicht auch Schüler seines Bruders) und A. v. Bandrowski sowie die Sängerinnen Sessi-Alexander, Krauß und Benza. Noch 1886 erschienen in Wiener Zeitungen Werbeannoncen der Schule, 1887 wird L. S. letztmals im Wiener Adressbuch (Opernring 13, Wien I) genannt. 1877 soll er eine Gesangschule in Mailand eröffnet haben (Namensverwechslung?). Mit seiner Frau (1870) Ernestina Schmidt hatte er zwei voreheliche Söhne (Alois, * 1868 und Joseph, * 1870), die beide ab 1880 am Konservatorium der GdM Violine studierten (Diplom 1884 bzw. 1885).


Werke
Canzonetta La Giardiniera f. S. u. Kl. (1855 bei Mechetti), Einlagearie zu Ga. Donizettis Oper Maria di Rohan f. T. u. Kl. (bei C. A. Spina).
Literatur
S. Koth, M. S. Leben u. Werk, Diss. Wien 1988; St. Koth, Matteo Salvi in Wien 1987; P. Forcella, Matteo Salvi 1987; Hadamwosky 1988; M. Jahn, Die Wr. Hofoper von 1836 bis 1848, 2004; M. Jahn, Die Wr. Hofoper v. 1848 bis 1870, 2002; M. Jahn, Di tanti palpiti… Italiener in Wien 2006; Fremden-Bl. 26.9.1850, 5, 29.9.1854, 14, 8.6.1865, 5, 3.7.1865, 4, 16.1.1869, 8, 10.10.1870, 8, 11.11.1871, 20; Wr. Ztg. 9.11.1854, 3079; Ost-Dt.e Post 12.9.1855, 4; Neue Wr. Musik-Ztg. 12.5.1859, 75, 23.6.1859, 99; NFP 19.7.1867, 8; Signale f. die musikalische Welt 35 (1877), 903; Wr. Allgemeine Ztg. 2.4.1881, 6, 6.4.1881, 6; Wr. Sonn- u. Montags-Ztg. 5.4.1886, 8; Der Humorist 13.4.1890, 2; Fromme’s musikalische Welt 1 (1876); Trauungsbuch 1784–1869 der Pfarre Gersthof (Wien XVIII), fol. 81; Trauungsbuch 1863–72 der Dompfarre St. Stephan, fol. 359; Taufbuch 1856–59 der Dompfarre St. Stephan, fol. 101; Taufbuch 1866–71 der Dompfarre St. Stephan, fol. 173 u. 336; ÖStA (HHStA, HA, GIdHTh, K. 87, Zl. 664/1866); eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM).


Matteos Sohn

Paul Clemens (auch S. Baron v. Gallenfels): * 26.2.1848 Wien, † nach 1909 München?/D. Sängerknabe, Pianist, Sportreiter. Besuchte 1859 die Schule zu St. Anna (Wien I), war 1860–63 Hofsängerknabe und dann Schüler des Theresianums (Wien IV), wo er als talentierter Pianist (u. a. gemeinsam mit J. Treumann) in Erscheinung trat (1865/66). Danach leistete er einen längeren Militärdienst bei der Kavallerie, in den frühen 1870er Jahren fiel er als Lebemann von zweifelhaftem Ruf („falscher Baron“) auf und wurde 1874 sowie 1876 wegen Verkehrsdelikten und Wachebeleidigung verurteilt. 1874–78 versuchte er sich als Distanzreiter mit unterschiedlichem Erfolg (Budapest – Paris bzw. Nancy/F, Warschau – Lemberg, Bergamo – Neapel), worüber er auch ein Buch publizierte (La Russie Chevaline et les Courses de Résistance 1881). Er lebte dann in Ungarn und in den 1890er Jahren in Rom. 1897 heiratete er die verwitwete Adele v. Kosztolányi, wodurch er Mitbesitzer des Guts Ehrenhausen/St wurde, das er 1904 gegen eine lebenslängliche Pension veräußerte. P. S., der als Pferdeexperte galt, dürfte dann ins Ausland übersiedelt sein. Die Figur des Baron Salvi im 1927 erschienenen Film Rinaldo Rinaldini dürfte ihm nachgezeichnet sein.


Literatur
Th. Antonicek in StMw 29 (1978); M. B. Pagel, Die kk Hofsängerknaben zu Wien 1498 bis 1918, 2009, 332; Fremden-Bl. 30.4.1865, 4, 24.12.1865, 4, 17.4.1866, 5, 7.3.1876, 5, 15.4.1876, 3; Morgen-Post 18.4.1866, 3, 2.5.1875, 4; Neues Wr. Tagbl. 28.7.1874, 5, 24.2.1913, 2; NFP 10.9.1874, 7, 11.9.1874, 5, 16.9.1874, 7, 3.5.1875, 2, 10.5.1875, 1, 15.10.1904, 8, 14.10.1906, 6f; Wr. Abendpost 28.2.1873, 392; Neues Wr. Abendbl. 5.6.1875, 4; Oesterr.-ungar. Wehr-Ztg. 15.8.1876, 3; Neuigkeits-Welt-Bl. 8.11.1876, 11; Militär-Ztg. 4.10.1895, 2; Pester Lloyd 1.1.1897, 5, 13.2.1900, 15; Grazer Volksbl. 4.7.1897, 6, 7.10.1904, Abend-Ausg., 3, 26.11.1909, 10; Allgemeine Sport-Ztg. 5.3.1904, 224; Wr. Salonbl. 2.2.1907, 5; Österr. Film-Ztg. 23.4.1927, 41; Taufbuch 1848–51 der Dompfarre St. Stephan (Wien I), fol. 18; Trauungsbuch 1861–1921 der Pfarre Ehrenhausen, fol. 127; eigene Recherchen.

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
4.2.2022
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Salvi, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.2.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e039
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN

DOI
10.1553/0x0001e039
GND
Salvi, Matteo: 118883194
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Salvi, Luigi: 1250187508
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Salvi, Paul: 1251259197
OBV
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