Ein frühes Beispiel im Vorfeld von Letzteren ist ein wohl volkstümlich beeinflusster, mit Sch. überschriebener Satz der B-Dur-Suite in der Lautentabulatur des „F[rater] E[dmund] R[ichter, 1702–63]“ L 84 (zw. 1725/30) in Kremsmünster.
Alle genannten Stufen sind noch bei der Einführung in die klassische Instrumentalmusik durch J. Haydn sichtbar: anfangs überschrieb er gelegentlich geradtaktige „scherzhafte“ Finalsätze mit Sch. (z. B. Klaviersonate Hob. XVI:9, 1766) oder Sch.ando (z. B. Streichquartette Hob. III:17 u. 18, 1772), erstmals in seinen 1781 erschienenen Streichquartetten op. 33,2–6 (Hob. III:38–42) menuettartige Sätze. Seine späteren Menuette scheinen zunehmend Sch.-Elemente zu enthalten. Auch L. v. Beethoven komponierte 1783 ein geradtaktiges Sch.ando als Finalsatz seiner Klaviersonate D-Dur (WoO 47,3), ca. 1790 im Klaviertrio Es-Dur (WoO 38) ein Sch. in Tripeltakt als Menuett-Ersatz und verwendete 1796/97 in der Serenade op. 8 den Begriff Sch. für einen schnellen Mittelteil innerhalb eines (nach einem Menuett gereihten) Adagio. Diese „Vorgaben“ gelten als Wurzeln für die durch Aufnahme burlesker und symphonischer Züge sich vom Menuett entfernende Entwicklung besonders des symphonischen Sch.s (Symphonie) bei Beethoven, der allerdings nur in der 2. und 3. Symphonie Sch. als Satztitel und in späteren Werken gelegentlich wieder das (langsamere) Menuett als „Graziosotyp“ (z. B. Streichquartett op. 59,3) verwendete. Im Verlauf des 19. Jh.s wurde das Sch. weiterentwickelt, v. a. von Fr. Schubert zur Sonatenform, von R. Schumann durch ein weiteres Trio zum Rondo, von Felix Mendelssohn Bartholdy durchkomponiert, von G. Mahler sogar bis zu einem Totentanz ; in der Regel „zu einem Ort der freiesten Ausprägung des jeweils individuellen Humors “, oft weiterhin mit Einbettung von Volkslied- oder Ländlermotiven. Als Höhepunkte dieses Satztyps gelten die Sch.i der Symphonien von A. Bruckner, J. Brahms und G. Mahler, der sich auch hierin auf Vorbilder seines Freundes H. Rott stützte.
Im 19. und 20. Jh. wurden sowohl zahlreiche virtuose Klavierstücke (z. B. die Scherzi op. 20, 31, 39 und 54 von F. Chopin, die Scherzi von Cl. Schumann, das Sch. mit zwei Trios op. 4 von J. Brahms) als auch ebenso im Zuge der Entwicklung des meist dreiteiligen Charakterstücks entstandene Orchesterwerke (u. a. von Béla Bartók, Michael Glinka, K. Goldmark, Paul Dukas, H. Pfitzner, Dmitri Schostakowitsch, Igor Strawinsky) so genannt, die alle, ähnlich wie beim zyklischen Sch., hohes Tempo, kontrastreiche, burleske (auch groteske) Züge und tänzerische Rhythmik verbindet.
MGG 8 (1998) u. 11 (1963); NGroveD 22 (2001); W. Steinbeck in HmT 1985; Riemann 1967; J. Gmeiner, Menuett u. Sch. 1979; W. Steinbeck, Das Menuett in der Instrumentalmusik Joseph Haydns 1973; G. Becking, Studien zu Beethovens Personalstil. Das Sch.thema 1921; W. Steinbeck in AfMw 41 (1984); W. Kirsch in O. Wessely (Hg.), [Kgr.-Ber.] Brahms u. Anton Bruckner. Linz 1983, 1985; M. Schadendorf, Humor als Formkonzept in der Musik Gustav Mahlers 1995; Fr. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der dt. Sprache 231999; TMA 2 (1965).
Rudolf Flotzinger