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Schlierbach
Kloster im Kremstal/OÖ (Aula Beatae Virginis), 1355 von dem oberösterreichischen Landeshauptmann Eberhard v. Wallsee in der ihm gehörigen Burg für Zisterzienserinnen eingerichtet, 1558 aber der Reformation zum Opfer gefallen. 1620 wurden die Räume von Zisterziensern aus Rein wieder besiedelt, bereits der dritte Abt, Balthasar Rauch, erhielt 1643 die Pontifikalien. Zwischen 1672/1712, besonders unter den Äbten Benedikt Rieger (1679–95) und Nivard Dierer (1696–1715) wurde das Stift prachtvoll um- und ausgebaut, zuletzt die relativ kleine und junge Bibliothek (s. Abb.), die immerhin Teile des Humanisten Job Hartmann Enenkl († 1627) enthält. Von dem während des Josephinismus beginnenden Niedergang (1809 kam das Chorgebet vorübergehend zum Erliegen) und von äußeren Unglücksfällen erholte sich das Kloster erst in der 2. Hälfte des 19. Jh.s.

Zur Musikgesch. Sch.s im engeren Sinn ist wenig bekannt. Zur Barockisierung im Allgemeinen und zur Baugeschichte (Familie Carlone) im Besonderen passt, dass Abt Nivard auch in musikalischer Hinsicht Beziehungen nach Passau angeknüpft zu haben scheint, die unter seinem Nachfolger, Abt Christian Stadler (1715–40), noch enger wurden: Abt Nivard hat von dort Noten erhalten; unter Abt Christian war vor 1728 der spätere Passauer Domorganist Franz Anton Hugl (1706–45), der ihm 1738 auch einen Applausus widmete, Stiftsorganist gewesen. Abt Stadlers Zwillingsbruder P. S. Stadler wirkte als Chorregent bei den Augustinern von St. Nikola vor Passau. Von Abt Christian wird erzählt, er sei stets nur „vierspännig“ gefahren und habe sich an der Stiftspforte von einem Psalmierchor verabschieden und begrüßen lassen. Von der 1770 durch Valentin Hochleitner aus Spital am Pyhrn errichteten Orgel in der Stiftskirche (Vertragsentwurf von 1763 vom benachbarten Windischgarsten aus) zeugt heute (2005) nur mehr das prachtvolle Gehäuse. P. Benedikt Hofinger (1846–99, Profess 1867) war ein Briefschüler J. E. Haberts.

Abt Alois Wiesinger (1917–55) verbreiterte nach 1945 die wirtschaftliche Basis des Stifts, gründete die weltbekannt gewordene Glasmalerei-Werkstatt und gründete ein Gymnasium. Ab 1945 gab es in Sch. Orgelkurse unter der Leitung von P. Stephan Walterer, 1974 wurden diese in Linz von Anton Reinthaler als Sommerorgelkurse fortgeführt, seit Mitte der 1980er Jahre finden sie wieder in Sch. statt (Leitung: Wolfgang Mitterschiffthaler). Sch. ist mit seinen Sommerseminaren aber auch ein Zentrum für die Pflege des Laientheaters in Oberösterreich.


Literatur
L. M. Kantner in [Kgr.-Ber.] Bruckner. Linz 1990, 1993; Hb. hist. Stätten/Donauländer 1970; H.-W. Schmitz, Passauer MusikGesch. 1999; K. Holter, Buchkunst – Handschriften – Bibliotheken 2 (1996); L. Keplinger, Zisterzienserstift Sch. 1998; www.schlierbach.at (4/2005); www.stift-schlierbach.at (4/2005).

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
14.4.2022
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Schlierbach“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.4.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e0f8
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Kolorierte Radierung nach 
				Ferdinand Runk (ca. 1810).© ÖNB
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Bibliothekssaal (1672–1674), Fotografie 1920.© ÖNB
© ÖNB

DOI
10.1553/0x0001e0f8
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