Schönbrunner Schlosstheater
Ältestes einigermaßen original erhaltenes
Schauspielhaus Wiens. In Schönbrunn (Wien XIII) fanden bereits im 17. Jh. vereinzelt Theateraufführungen, meist im Park, statt. Im Zuge der Umgestaltung des Schlosses durch Nikolaus Pacassi 1744–47 ließ
Maria Theresia im rechts an das Schloss angrenzenden Flügel ein Theater erbauen, das am 4.10.1747 eröffnet wurde. Bereits 1766/67 erfolgten Renovierung und Neuausstattung durch Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg. Es produzierten sich die kaiserlichen Kinder, adelige Damen und Mitglieder der Hoftheater zu Anlässen familiärer oder politischer Art, so etwa zur Hochzeit von
Joseph II. mit Josefa von
Bayern. Opern von
Ch. W. Gluck (1759
L’arbre enchanté, 1765
Il parnasso confuso und
J. A. Hasse (1767
Partenope), sowie von
W. A. Mozart (
Der Schauspieldirektor 1786) und
A. Salieri (
Prima la musica e poi le parole) wurden aufgeführt. 1777 leitete
J. Haydn Aufführungen der
Esterházyschen Kapelle.
Während seines Aufenthaltes in Schönbrunn ließ Napoleon das Theater renovieren und am 31.7.1809 mit Jean Racines Phaedra (in der Bearbeitung von Friedrich Schiller) eröffnen. 1813/14 fanden Vorstellungen einer Dilettantengruppe unter der Leitung von I. F. Castelli statt, während des Wiener Kongresses traten Sänger des Kärntnertortheaters auf. Unter Ferdinand I. erlebte das Sch. Sch. eine neue Blüte, bei seinen Sommeraufenthalten 1841–47 spielte das Ensemble des Burgtheaters.
Anlässlich der Wiener Weltausstellung erfolgte 1873 eine neuerliche Umgestaltung. Es fanden Festvorstellungen vor K. Wilhelm I. (1873), K. Wilhelm II. (1903) und Kg. Alfonso XIII. von Spanien (1905) statt. Im Zuge der Elektrifizierung des Schlosses 1898 wurde auch das Theater mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Ab 1900 fanden v. a. Wohltätigkeitsveranstaltungen statt, bis 1918 war es als Hofbühne in Verwendung.
1919–21 diente das Theater als Filiale des Burgtheaters als Sprechbühne, 1921 musste es aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. 1924 wurden Zuschauerraum und Bühne umgebaut, 1925 pachtete es R. Simons. 1929 wurde es dem Max Reinhardt-Seminar als Übungsbühne zur Verfügung gestellt, das es bis 1947 bespielte (1940 u. a. Così fan tutte). 1945 gab es Bombenschäden. Ab 1954 fanden Sommerproduktionen der Wiener Kammeroper statt. 1979/80 erfolgte ein neuerlicher Umbau.
Czeike 6 (2004); E. Kronfeld in Archiv für Theatergesch. 1Ernst Moritz Kronfeld, Das Schönbrunner Schloßtheater. 1. Teil: Von Maria Theresia bis zur Franzosenzeit, in: Hans Devrient (Hg.), Archiv für Theatergeschichte 1. Berlin 1904, 43–62. (1904) u. 2Ernst Moritz Kronfeld, Das Schönbrunner Schloßtheater. 2. Teil: Vorstellungen vor Napoleon, in: Hans Devrient (Hg.), Archiv für Theatergeschichte 2. Berlin 1905, 169–192. (1905); O. Deleglise (Hg.), Das Sch. Sch.Oscar Deleglise (Hg.), Das Schönbrunner Schlosstheater. Wien 1947. 1947; G. Endmayr, Das Sch. Sch.Gerhard Endmayr, Das Schönbrunner Schloßtheater. Forschungen anläßlich des Umbaues in den Jahren 1979/80. Wien 1984. 1984.
15.5.2005
Andrea Harrandt,
Art. „Schönbrunner Schlosstheater“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.5.2005, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e16f
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