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Schönerer, Schönerer, true Alexandrine von (eig. Schönerer, Alexandra Lucia, ab 1860: von; Pseud. Alexander von)
* 1850-06-1515.6.1850 Wien, † 1919-11-2828.11.1919 Wien. Theaterdirektorin, Schauspielerin, Regisseurin. Tochter des Direktors der Wien-Gloggnitzer Eisenbahn Mathias Schönerer (* 9.1.1807 Schottenfeld [Wien VII], † 30.10.1881 Wien) und dessen Frau Maria Anna Antonia Rehmann (get. 9.8.1819 Schleinz/NÖ, † 20.3.1884 Wien), Tochter des Besitzers der chemischen Fabrik in Schleinz. Ihr Bruder war der deutschnationale Politiker und Antisemit Georg Heinrich v. Schönerer (* 17.7.1842 Wieden [Wien IV], † 14.8.1921 Schloss Rosenau /NÖ), von dem sie sich jedoch schon früh distanzierte. Nach der Erhebung ihres Vaters in den erblichen Ritterstand am 16.12.1860 aufgrund seiner Verdienste um den Eisenbahnbau führte die Familie das Adelsprädikat „von“. Sch. erhielt vermutlich bei August Förster und Carl Arnau eine Ausbildung zur Schauspielerin. Von Förster erhoffte sie sich Unterstützung beim Aufbau ihrer Karriere, doch ihre Bitte, sie nach Leipzig/D zu holen, wo Förster ab 1875 Direktor war, erfüllte sich nicht. Am 9.6.1875 debütierte sie am Stadttheater in Baden an der Seite von Arnau als Orsina in Lessings Emilia Galotti. In der Folge führten sie Engagements als Heroine nach Lübeck/D (1875/76), Graz (Mai bis Juli 1876), Hamburg/D (1876/77), Schwerin/D (1877/78), Danzig (Gdansk/PL, 1878/79), Bremen/D (1879/80), Görlitz/D (1882/83), Posen (Poznań/PL, 1883/84) und zuletzt Stettin (Szczecin/PL). Hier löste sie im Dezember 1884 nach Bezahlung einer Konventionalstrafe ihr Engagement und kehrte nach Wien zurück. Mithilfe ihres Erbes nach dem Tod der Eltern hatte sie von F. v. Jauner, mit dem die Familie befreundet gewesen sein soll und der keine Konzession mehr erhielt, Mitte Juni 1884 das Theater an der Wien erworben. Anfangs verpachtete sie es an C. Walzel, der A. Girardi als artistischen Direktor einsetzte, ein Amt, das der Schauspieler aber nie antrat. Im Hintergrund zog F. Jauner weiterhin die Fäden. Ab etwa 1887 leitete Sch. das Theater gemeinsam mit Walzel und Jauner, erhielt im Mai 1889 auf Vermittlung A. Försters, damals Direktor des Burgtheaters, die Konzession, es allein zu führen und leitete es nach dem Rücktritt von Walzel im März 1890 bis 1894 gemeinsam mit F. v. Jauner. In diese Zeit fällt der letzte Höhepunkt der klassischen Wiener Operette (UA.en von Joh. Strauß Sohn [Zigeunerbaron 24.10.1885], C. Millöcker [Der arme Jonathan 4.1.1890], C. Zeller [Der Vogelhändler 10.1.1891, Der Obersteiger 5.1.1894]) und damit verbunden die größten Erfolge A. Girardis. Darüber hinaus modernisierte Sch. das Theater und sorgte 1890 für elektrische Beleuchtung. Nach Jauners Weggang nach Hamburg leitete Sch. das Theater an der Wien alleine und musste nach dem Abgang von A. Girardi 1896, mit dem sie immer wieder Konflikte hatte, häufig mit Misserfolgen kämpfen. Neben mehreren unbedeutenden und zum Teil erfolglosen Bühnenstücken konnte sie aber die Wiener EA von G. Puccinis Oper La Bohème am 5.10.1897 sowie die UA von R. Heubergers Opernball am 5.1.1898 verbuchen. Sch. führte auch regelmäßig Regie (u. a. bei Millöckers Der arme Jonathan 1890, bei Engelbert Humperdincks Märchenoper Königskinder 1897 und Heubergers Opernball 1898), wogegen sie nur ein einziges Mal (1891 in der Pantomime Der verlorene Sohn 1891) als Schauspielerin in ihrem Haus auftrat. Als Jauner entgegen der schriftlichen Abmachung im Herbst 1895 das Carltheater übernahm, erstritt sie gerichtlich eine Konventionalstrafe. Ende April 1900 legte Sch. ihre Direktion nieder. Sie verließ Wien, um der „echten und falschen Abschiedsrührung“ im Rahmen einer Abschiedsvorstellung zu entgehen, wie sie Girardi in einem Brief mitteilte, und verkaufte im Mai des Jahres das Theater an ein Konsortium. Danach zog sie sich ins Privatleben zurück. Sch. spendete regelmäßig größere Summen an Bedürftige, Aufsehen erregte 1882 ihre Spende an aus Russland emigrierte Juden, womit sie ein deutliches Zeichen gegen den Antisemitismus ihres Bruders Georg setzte.
Ehrungen
Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone.
Literatur
ÖBL 11 (1999); Kosch 3 (1992); DBEM 2003; R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen 1951, 189–201; A. E. Láng, 200 Jahre Theater an der Wien 2001; A. E. Láng, Das Theater an der Wien 1976, 45f; Neues Wr. Journal 23.11.1919, 9, 29.11.1919, 7f; Wr. Abendpost 29.11.1919, 2; Kleine Volks-Ztg. 15.6.1944, 5; Neuigkeits Welt-Bl. 20.6.1884, 5; Prager Tagbl. 20.6.1884, [1]; [Salzburger] Fremden-Ztg. 7.4.1900, 4; Sport & Salon 3.5.1900, 11; Morgen-Post 17.6.1884, 4f; Signale für die musikalische Welt 38 (1884), 597; NFP 12.6.1875, 6; Neues Wr. Abendbl. 20.3.1890, 4; Grazer Ztg. 29.5.1876, [4], 12.7.1876, [4]; Das Vaterland 27.1.1898, 7; Die Presse 21.5.1882, 14, 12.12.1884, 11; Klagenfurter Ztg. 3.1.1901, [11]; NB, Hss.slg. (Brief an Florentine Jarklowska vom 9.4.1875, 284/8-3, Brief an August Förster vom 5.9.1875, 284/8-1, Karte an A. Förster vom 18.5.1889, 284/8-2 u. Brief an Alexander Girardi vom 29.4.[1900], 582/72-10); Taufbuch der Pfarre Wieden (Wien IV) 1850–52, fol. 69; Sterbebuch der Pfarre St. Michael (Wien I) 1919–25, fol. 6; Taufbuch der Pfarre Lanzenkirchen/NÖ 1800–30, fol. 128; Sterbebuch der Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten (Wien I) 1873–89, fol. 174 [Maria v. Sch.]; https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandrine_von_Sch%C3%B6nerer (6/2022); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Bühnen-Jb.er).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
2.9.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Schönerer, Alexandrine von (eig. Schönerer, Alexandra Lucia, ab 1860: von; Pseud. Alexander von)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 2.9.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e157
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Der Floh 29.6.1884, 8© ANNO/ÖNB
Sport & Salon 3.5.1900, 11© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x0001e157
GND
Schönerer, Alexandrine von (eig. Schönerer, Alexandra Lucia, ab 1860: von; Pseud. Alexander von): 116867752
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