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Schörfling (Kammer-Schörfling)
Marktgemeinde im Bezirk Vöcklabruck, am Attersee gelegen. Relevante Informationen zur Ausübung von Musik setzen erst im 17. Jh. ein, als Sch. gemeinsam mit St. Georgen und Frankenburg zur Herrschaft der Grafen Khevenhüller gehörte, die ihren Sitz in Schloss Kammer hatten. Ein mit 1724 datierter Musikimpost gibt indirekt Auskunft über die Abhaltung von Tanzmusik. Ab 1724 ist auch die Aufführung eines Passionsspieles belegt, von dem Text und Musik allerdings verloren sind. Seit Ende des 17. Jh.s sind Namen von Schullehrern überliefert, welche de facto auch die Stelle des Organisten bekleideten und für die örtliche Musikausübung verantwortlich zeichneten, darunter Tobias Finkh († 1667), der Lehrer J. Beers. Nahezu für das gesamte 18. Jh. bestätigen darüber hinaus Dokumente die Verwendung von Instrumenten – Trompeten, Hörner usw. – sowie von Sängern für die Kirchenmusik, wenngleich keine Musikalien überdauert haben. Solche sind erst ab etwa 1840 erhalten. Unter diesen finden sich Werke von R. Führer, V. Goller, Ignaz Reimann, aber auch des im Ort wirkenden Schullehrers Josef Fechter (1885–1952). Weitere in Sch. wirkende Komponisten waren Johann Lösch (1903–2001) und neuerdings Adriaan de Wit (* 1952 Groningen/NL). In Sch. geboren wurde der Schullehrer und Komponist J. Neuhofer.

Träger des gegenwärtigen Musiklebens im Markt sind primär der aus dem Kirchenchor hervorgegangene Gallus-Chor sowie die schon vor 1834 belegte Marktmusik (Blasorchester) sowie eine Volkstanzgruppe (gegr. 1975). Von den 1890er Jahren bis 1933 existierte darüber hinaus eine eigene Streichermusik. Der Volks- bzw. Unterhaltungsmusik zuzuzählen sind das Sch.er Männerquintett (gegr. 1984), Die lustigen Sch.er – eine aus der Marktmusik entstandene Musikergruppe, die in den 1950er–70er Jahren tätig war –, die Tanzband Sch.er Spitzbuam (gegr. 1976) sowie das kurzzeitig bestehende Zithertrio Spätlese (1998–2000).

Der Ausbildung von Musikern in Sch. wurde und wird primär von Seiten der Blasmusik nachgegangen. Hier hat sich vor allem Josef Koderhold (* 1938) große Verdienste erworben. Darüber hinaus wirkten aber auch diverse Privatpersonen als Pädagogen. Seit 1991 steht im Nachbarort Seewalchen eine MSch. zur Verfügung.

Im zur Gemeinde Sch. gehörigen Schloss Kammer fanden sich in den Sommermonaten der 1920er und 30er Jahre immer wieder Künstler ein (so etwa Pablo Casals, W. Furtwängler, Erik Charell, M. Reinhardt u. a.), die auf Einladung der Schlossbesitzer Emmerich von Jeszenszky und Eleonora Mendelssohn im privaten Rahmen Konzerte gaben. 1952–94 wurden die Schlosskonzerte öffentlich abgehalten. Nach dem Besitzerwechsel gab es noch bis zum Jahr 2000 Veranstaltungen, dann wurden sie eingestellt. In den nahezu 50 Jahren ihres Bestehens traten bei den Schlosskonzerten u. a. J. Demus, Hermann Prey, P. Schreier, das Hagen Quartett, London Baroque oder das L’ Orfeo Barockorchester auf.


Literatur
H. Dickinger, Sch. am Attersee 1988; I. Lenzenweger, Sch. 2005; F. Pisar, Der Bezirk Vöcklabruck 1981.

Autor*innen
Klaus Petermayr
Letzte inhaltliche Änderung
9.7.2013
Empfohlene Zitierweise
Klaus Petermayr, Art. „Schörfling (Kammer-Schörfling)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 9.7.2013, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x002ea76f
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