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Singing Babies (Edmund Fritz’s Singing Babies, The Singing Sisters, Viennese Singing Sisters)
Frauen-Vokalensemble. Gegründet spätestens Anfang 1930 von dem möglicherweise aus Ungarn stammenden Regisseur Edmund Fritz in Berlin. Zu den sieben Gründungsmitgliedern zählten die Witwe des Baritons Helge Lindberg, die Altistin Friederike (Fritzi) Lindberg (geb. Schlichter, * 22.3.1900 Wien, † ?.7.1983 Buenos Aires) und Lilo Alexander (* 7.10.1910 Berlin, † 7.1.1987 Boston/USA). Weitere namentlich bekannte Mitglieder waren Erna Maas, Daisy Doering (Prinz?), Ruth (Rutby) Frerichs, Erni Delaan, Ihna von Cronenberg, Mary Mal, Eva Oplatek (1935–37) und Petra von den Velden. Anfangs waren die Klavierbegleiter männlich (1930 Theodor Pallos, 1931 Ernst Kirsch), später trat an ihre Stelle Irina Maar (alias Ira Eneri). Beworben als „weibliche Revelers“ (nach dem bekannten amerikanischen Vokalquartett), setzten die S. B. höchst erfolgreich dem Trend des mehrstimmigen Gesangs von populären Schlagern in engen Harmonien einen weiblichen Part entgegen, wobei sie ihre Stimmlagen vom Koloratursopran bis zum Kontraalt in beide Richtungen bis ins Extrem ausnützten. Die Arrangements stammten vom deutschen Schlager- und Filmmusikkomponisten Leo Leux (eig. Gottlieb Wilhelm Leuchs, * 7.3.1889 München/D, † 8.9.1951 Berlin), der sie alle drei Monate mit neuem Repertoire versorgte. Am 28.3.1930 erster nachweisbarer Auftritt in der Berliner „Funkstunde“, wenig später drehten die S. B. den Kurzfilm Die singenden Babies, dazu kamen erste Plattenaufnahmen in Berlin und im Frühjahr 1931 in Italien. Bald folgten erfolgreiche Auftritte auf großen europäischen Varietébühnen, etwa 1931 u. a. in Paris, London, Brüssel, Rom, Rotterdam/NL, Monte Carlo. Im Herbst 1931 traten sie erstmals in Wien in den Beiprogrammen des Apollokinos und des Sascha-Filmpalasts auf, darüber hinaus wirkten sie am 29.9.1931 bei der Eröffnung des zum Kino umgebauten ehemaligen Scala-Theaters (Wien IV) mit. Im September des Jahres gaben sie ihr Debüt auf Radio Wien, dazu kam die Mitwirkung im österreichischen Film Die große Liebe (UA 21.12.1931 Wien). Im November 1931 sangen sie im niederländischen Rundfunk. Im April 1932 Plattenaufnahmen in Prag, im selben Jahr Mitwirkung in dem deutschen Film Baby (UA 19.12.1932 Wien). Darüber hinaus im Laufe des Jahres Trennung von Gründer und Manager E. Fritz, der in der Folge ein neues Frauenensemble, die Fritz’ Favorits, ins Leben rief. Im April 1933 Rundfunkauftritt in Bern, später Plattenaufnahmen in England als The Viennese Seven Singing Sisters bzw. The Seven Singing Sisters, ab August ausgedehnte Tournee durch die Niederlande, verbunden mit mehreren Rundfunkauftritten. Wohl aufgrund der jüdischen Herkunft einiger Mitglieder der S. B. sind ab 1933 keine Auftritte in Deutschland mehr belegbar. Wo sich die Gruppe danach niederließ, ist nicht bekannt. 1934 Mitwirkung im tschechischen Film Annette im Paradies (UA 7.3.1934 Berlin), nach einer erneuten Auslandstournee, die sie u. a. in die Schweiz führte, gastierten die S. B. Mitte August 1934 für kurze Zeit erneut im Apollokino, Ende August im Weltspiegel Kino (Wien XVI), gefolgt von einer Südamerika-Tournee (mit F. Lindberg, D. Döring, E. Maas, I. Maar, L. Alexander, E. Delaan und R. Frerichs). 1935 Mitwirkung im brasilianischen Film Noites cariocas sowie Plattenaufnahmen der Liedtitel aus dem Film. Nach ihrer Rückkehr wurde Eva Oplatek bis 1937 Mitglied des Ensembles. Während dieser Zeit dreimonatige Tätigkeit in Ankara. 1937/38 Mitwirkung an zwei Kurzfilmen der British Pathé sowie Auftritte in England als Viennese Singing Sisters. Im Herbst 1938 Auftritte in der BBC. Möglicherweise folgte danach noch eine weitere Tournee durch Brasilien und Argentinien mit anschließender Rückkehr nach Europa. Nach Kriegsbeginn 1939 trennte sich die Gruppe, F. Lindberg und P. von den Velden emigrierten nach Argentinien (Exil) und gründeten dort die S. B. neu.
Werke
Plattenaufnahmen für Electrola, Columbia Records, Odeon.
Literatur
K. Lehl et al. in Fox auf 78, Nr. 28 (Winter 2014/15); W. Schneidereit, Discographie der Gesangsinterpreten der leichten Muse von 1925 bis 1945 im dt.sprachigen Raum In Arbeit 3 (2019); Die Stunde 21.8.1934, 4; Neues Wr. Journal 1.9.1931, 12, 4.9.1931, 7, 2.10.1931, 12, 18.8.1934, 11f; Der Tag 17.12.1932, 10, 14.8.1934, 8; Wr. Ztg. 1.10.1931, 7; Sport im Bild 9.9.1930, 1374; Mein Film Nr. 312 (1931), 10; Wr. Allgemeine Ztg. 10.9.1933, 6; Pester Lloyd 16.3.1919, 9; Vossische Ztg. 7.3.1934, 6; https://en.wikipedia.org/wiki/Viennese_Singing_Sisters (8/2020); https://en.wikipedia.org/wiki/Edmund_Fritz (8/2020); www.flickr.com (8/2020); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
23.10.2020
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Singing Babies (Edmund Fritz’s Singing Babies, The Singing Sisters, Viennese Singing Sisters)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 23.10.2020, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003bef3b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Der Abend 5.9.1931, 12 © ANNO/ÖNB



DOI
10.1553/0x003bef3b
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