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Sirota, Sirota, true Leo Gregorovich (Leiba, Leib Herschowitz)
* 1885-03-044.3.1885 Kamjanez-Podilskyj/RUS (heute UA), † 1965-02-2525.2.1965 New York/USA. Pianist, Musikpädagoge. S. begann mit fünf Jahren bei Michael Winkler Klavier zu lernen und trat bereits als Achtjähriger erstmals auf (Wunderkinder). Er erhielt ab 1895 an der Kaiserlichen MSch. in Kiew Unterricht bei Grigori K. Chodorowski-Moros (1853–1927) und ging auf Russland-Tournee. Daneben studierte er Jus an der Univ. Kiew/RUS (heute UA). 1901 ging S. nach St. Petersburg/RUS ans Konservatorium, wo er bis 1904 von Alexander Glasunow Unterricht erhielt und mit dem Diplom abschloss. Danach kam er nach Wien, um bei F. Busoni seine Studien fortzuführen, und debütierte in Wien vermutlich 1908 im Palais Liechtenstein (Wien I). In der Folge trat er in den großen Wiener Konzertsälen auf und unternahm weitere Tourneen. 1910 spielte S. im Musikverein gemeinsam mit Busoni W. A. Mozarts Sonate D-Dur für 2 Klaviere sowie Busonis Klavierkonzert op. 39 unter dessen Leitung. 1910–14 studierte er außerdem an der Univ. Wien Musikwissenschaft und Kunstgeschichte. In dieser Zeit war er zeitweise Korrepetitor bei J. Horenstein und heiratete 1921 dessen Schwester, die Pianistin Augustine Bloch (geb. Horenstein * 28.7.1893 Kiew, † ?.8.1985 New York). S. unterrichtete privat in Wien und leitete 1920–22 außerdem die Meisterklasse am Konservatorium in Lemberg. In den 1920er Jahren unternahm S. ausgedehnte Konzertreisen und erhielt 1929 nach einer Tournee durch Japan eine Professur an der Kaiserlichen MAkad. in Tokio. 1944 wurde S. staatenlos, woraufhin er aus der MAkad. entlassen und gemeinsam mit seiner Frau in Karuizawa, Nagano/J interniert wurde. Die Tochter Beate S. Gordon (* 25.10.1923 Wien, † 30.12.2012 New York) befand sich in den USA. Diese war u. a. 1946 als Dolmetscherin an der Ausarbeitung der japanischen Verfassung beteiligt und entwarf die Artikel 14 und 24. 1946 zog S. nach St. Louis, Missouri/USA (US-Staatsbürgerschaft 1952), wo er artist-in-residence am St. Louis Institute of Music wurde und 1951–62 wöchentlich im lokalen Radio auftrat. Hier spielte er vornehmlich Werke von F. Chopin, L. van Beethoven, F. Liszt und R. Schumann. S. gilt als einer der bedeutendsten Pianisten der 1. Hälfte des 20. Jh.s. Busoni widmete ihm mehrere Kompositionen (Elegien, Giga, Bolero e variazione), und er spielte zahlreiche UA.en, darunter Igor Strawinskys Drei Szenen aus Petruschka.

S. hatte vier Geschwister, die alle den Künstlerberuf ergriffen. Eine Schwester war Sängerin, eine weitere Schauspielerin (beider Namen unbekannt). Der Bruder Victor S. (?–?) wirkte als Operettendirigent. Pierre S. (eig. Peter, * 23.4.1884 Kiew?, † nach 2.5.1944 KZ Auschwitz [Oświęcim/PL]) war promovierter Jurist und trat gelegentlich auch als Pianist in Erscheinung (u. a. im Konzerthaus). Er lebte später als Kulturagent in Vichy/F und vertrat u. a. Maurice Chevalier.


Ehrungen
Japanischer Prof.-Titel 1929; Japanischer Ehrentitel eines Sonin 1933; Busoni-Preis.
Werke
Zahlreiche Aufnahmen, u. a. sämtliche Klaviersonaten von L. v. Beethoven (Arbiter); S. plays Chopin (Qualiton Imported Labels, 2003); The S. Archives (Arbiter Ne, MUSIKwelt Tonträger, 1998); S. and his Circle (Pearl Records, o. J.); Igor Strawinsky: Three Movements (Japanese Columbia, 1930); L’art de S. (Dante, o. J.).
Literatur
NGroveD 23 (2001); I. Suchy in Lex. verfolgter Musiker u. Musikerinnen der NS-Zeit 2020 (www.lexm.uni-hamburg.de; 9/2021); B. S. Gordon, The only woman in the room 1997; Neues Wr. Tagbl. 7.1.1908, 9; Sport & Salon 2.3.1912, 13; Neues Wr. Journal 22.9.1914, 9, 20.6.1930, 7; Der Tag 18.6.1930, 7; NFP 30.11.1925, 7; Die Stunde 3.12.1925, 8, 26.2.1930, 5, 3.9.1932, 2, 6.9.1932, 8; www.demos.ac.at (9/2021); www.ushmm.org (9/2021); https://en.wikipedia.org (8/2021); www.geni.com (9/2021); https://arbiterrecords.org/ (9/2021); https://science.orf.at/stories/3221683/ (10/2023); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; www.konzerthaus.at; www.jewishgen.org).

Autor*innen
Meike Wilfing-Albrecht
Letzte inhaltliche Änderung
25.10.2023
Empfohlene Zitierweise
Meike Wilfing-Albrecht, Art. „Sirota, Leo Gregorovich (Leiba, Leib Herschowitz)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.10.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003cbf1e
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Sport & Salon 2.3.1912, 12 © ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003cbf1e
GND
Sirota, Leo Gregorovich (Leiba, Leib Herschowitz): 132180014
OBV
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