Seine Söhne
Julius: * 9.4.1834 Graz, † 24.3.1876 Graz. Organist und Musiklehrer. War Organist an der Grazer Leechkirche und Klavierlehrer an der Msch. von J. Buwa.
Gabriel Michael: * 20.3.1838 Graz, † 25.4.1857 Graz (Freitod). Sänger. Studierte Gesang an der MSch. des Musikvereins für Steiermark.
Julius’ Tochter
Marie (eig. Maria Ernestine; verh. Roeger, S.-Roeger, Roeger-S.): * 25.3.1863 [nicht: 1862, 1864] Geidorf (Graz III), † 30.9.1955 Graz. Violinistin. Klavierunterricht beim Vater und bei Johann Lutzer (bis 1878) an der MSch. Buwa, Violinstudien 1871–77 bei Eduard Pleiner und 1879 bei F. A. Pott; 1874 erster öffentlicher Auftritt als Violinistin. 1879–82 studierte sie Violine (bei J. Joachim) und Klavier (bei Ernst Rudorff) an der Berliner MHsch., bis 1889 Privatschülerin Joachims; Konzertreisen durch Deutschland und Österreich. 1889 ehelichte sie den K. u. k. Polizeioberkommissär Wilhelm Roeger, mit dem sie zunächst kurz in Wien lebte und anschließend im bayerischen Limbach/D; 1892 trennte sich das Paar einvernehmlich. Anschließend wohnte S. in Wien, später besaß sie auch eine Villa in Knittelfeld. S. galt als eine der besten Geigerinnen ihrer Zeit, ihr letzter öffentlicher Auftritt erfolgte 1937; als Pädagogin war sie nur nebenbei tätig. Sie war mit C. Schumann und J. Brahms (der sie 1879 in Pörtschach entdeckte und an Joachim empfahl) bis an deren Lebensende befreundet. Lange Zeit galt sie als einzige weibliche Interpretin von Brahms’ Violinkonzert, das sie als erste Frau am 8.3.1885 im Rahmen eines Konzerts der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien spielte.
Bereits 1887 hatte S. in Berlin ein Damenstreichquartett gegründet, dem neben ihr Mary Schumann (2. V.), Gabriele Roy (Va.) und Lucy Campbell (Vc.) angehörten. 1895–1913 leitete sie dann in Wien das bekannte S.-Roeger-Quartett (s. Abb., deren Mitglieder Ella Finger-Bailetti (2. V.; Frau von A. Finger, 1898 ersetzt durch Elsa Edle v. Plan(c)k [Schülerin von J. Hellmesberger jun.]), N. Bauer-Lechner (Va.) und die Amerikanerin Lucy Herbert-Campbell (Vc.; Schülerin Robert Hausmanns, 1903 ersetzt durch Leontine Gärtner, s. Abb.) waren. Das Quartett gab seine erste Soirée im März 1895, unter Mitwirkung I. Brülls wurden Werke von J. Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy und R. Schumann gespielt. Tourneen führten das Quartett u. a. nach Prag (1895, 1897), Berlin (1896, 1897), England (1896), Frankreich (1897, 1898), Klagenfurt (1897) und Graz (1898). Mitglieder des S.-Roeger-Quartetts, das sich auch für neue Musik einsetzte, brachten 1910 das F-Dur-Klaviertrio von B. v. Morpurgo im Wiener Bösendorfer Saal zur Aufführung. Das Quartett zählte zu den besten der etablierten Streichquartette im damaligen Wien, sein letzter nachweisbarer Auftritt erfolgte am 15.3.1913 im Bösendorfer Saal. – Ihr Nachlass befindet sich im Archiv der GdM.
Mendelssohn-Stipendium 1882; Prof.-Titel der GdM 1938; Prof.-Titel 1952; Ehrenmitglied des Musikvereins f. Steiermark.
Ihr Sohn
Josef Roeger: * 13.9.1890 Limbach/D, † 8.4.1978 Judenburg/St. Beamter und Komponist. Absolvierte das Stiftsgymnasium in Melk, wo er Klavier-, Violin- und Orgelunterricht von Richard Kramer erhielt. 1909/10 Studium der klassischen Philologie in Tübingen/D und Klavierstudium bei Angelo Kessissoglu in Stuttgart/D; 1918 Dr. phil. in Innsbruck. 1918–20 lebte er in Knittelfeld und trat 1920 in den Dienst der Steiermärkischen Landesregierung. 1924–29 betrieb er Kompositionsstudien am Wiener Konservatorium bei R. Fuchs und L. Suchsland.
Orchestermusik, Kammermusik, Klavierstücke, Lieder.
Volkskundliche u. sprachgeschichtliche Aufsätze.
B. Kühnen in K. Dreyfus et al., Die Geige war ihr Leben. Drei Geigerinnen im Portrait 2000; B. Kühnen in E. Ostleitner/U. Simek (Hg.), Ich fahre in mein liebes Wien. Clara Schumann – Fakten, Bilder, Projektionen 1996; W. Walter, M. S.-Roeger (1863–1955), Dipl.arb. Graz 2002; StMl 1962–66; DBEM 2003; Riemann 1961; Kürschner 1954; Müller-Asow 1929; F-A 1936 u. 2 (1978); Urtheile der Presse über das Streichquartett S.-Roeger 1898; A. Ehrlich (Hg.), Berühmte Geiger der Vergangenheit und Gegenwart 1893; A. Ehrlich (Hg.), Das Streich-Quartett in Wort und Bild 1898; R. Kamlah in Wr. Geschichtsbll. 68/1 (2013); D. Schenk, Die HSch. für Musik zu Berlin 2004, 318; www.sophie-drinker-institut.de (1/2020); WStLA (Biographische Slg.); Mitt. Diözesanarchiv Graz (Matrikendaten; Schulakten Pfarre Graz-Münzgraben); Mitt. Hannelore Platzer (4/2023) [Sterbeurkunde J. Roeger].