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Tittel, Tittel, true Bernhard
* 1873-01-066.1.1873 Wien, † 1942-12-2424.12.1942 Wien. Dirigent, Komponist. Zunächst Schüler an der Orgelschule des Wiener Cäcilien-Vereins bei C. Wolf, danach studierte T. am Konservatorium der GdM 1890–93 Violine und Klavier sowie 1894–97 Komposition. Seine Lehrer waren hier J. Hellmesberger d. J., F. Loewe und R. Fuchs. Parallel zu seiner Ausbildung war T. zumindest 1891–94 als Organist an der italienischen Nationalkirche (Minoritenkirche, Wien I) tätig. 1897–1901 Solokorrepetitor und Dirigent am Hoftheater Karlsruhe/D, wo er von F. Mottl gefördert wurde. 1901–07 am Stadttheater Halle/D als 1. Kapellmeister engagiert. Hier am 6.2.1906 UA seiner Oper Cesare Borgia. 1907–12 wirkte er ebenfalls als Kapellmeister am Stadttheater Nürnberg/D. In allen genannten deutschen Städten leitete T. auch Konzerte. Ab Herbst 1912 Kapellmeister an der Volksoper Wien (sein Vertrag endete im März 1915). 1913 wurde er in der konstituierenden Versammlung des Österreichischen Kapellmeistervereines, dessen Ziel es war, die wirtschaftlichen sowie moralischen Interessen der österreichischen Kapellmeister zu fördern und zu bewahren, zum Vorstandsmitglied gewählt. 1914 Mitglied eines Komitees, welches eine Institution namens „Schuberteum“ (benannt nach Fr. Schubert) gründen wollte, um die als vernachlässigt aufgefasste volkstümliche Musik sowie Werke an der Tradition orientertier heimischer Komponisten zu pflegen. Ab Herbst 1915 wurde T. als Kapellmeister an die Wiener Hofoper verpflichtet (erstes Dirigat dort vertretungsweise bereits am 22.8.1915). 1920–23 (wohl aber bis 1924) leitete er nach ihm benannte Zyklen zu je sechs Orchesterkonzerten (T.-Konzerte) im Wiener Musikverein, welche von der Konzertdirektion H. Heller veranstaltet wurden. Offenbar aufgrund der Nachfrage kam es vereinzelt zu zusätzlichen („außerordentlichen“) Konzerten. Am 26.4.1922 wurde T. zum Chormeister des Gesangvereins österreichischer Eisenbahnbeamten in Wien gewählt (neben C. Führich). Im selben Jahr leitete er das erste Belvederekonzert in Wien und verpflichtete sich durch die Konzertdirektion Georg Kugel zu Symphoniekonzerten in Łódź/PL und Warschau, 1923 in Stockholm und Mailand. 1925 dirigierte T. in Paris und übernahm in der Saison 1925/26 die Leitung des Konzertzyklus der Organisation Orchestre Philharmonique de Paris (deren Bestreben war es, auswärtige Künstler und Dirigenten durch Orchesterkonzerte in Paris vorzustellen). 1927 kann in Wien zumindest ein Dirigat am Theater an der Wien nachgewiesen werden. 1929–32 wurden vereinzelt von ihm geleitete Konzerte im Radio übertragen. 1930 dirigierte er wiederholt Messaufführungen in der Wiener Hofburgkapelle und Konzerte in Holland. 1923–28 wirkte er zunächst als 1. Kapellmeister, ab 1925 als Generalmusikdirektor an der Budapester Oper. Parallel zu seinen fixen Anstellungen dürfte T. zumindest zeitweise privat unterrichtet haben (1929 wurde davon berichtet, dass er seine Lehrtätigkeit für Opernstudium und höhere Korrepetition wieder aufnahm). Zudem wirkte er 1912–21 als Dirigent bei verschiedensten Benefiz- und Solokonzerten regelmäßig im Wiener Musikverein sowie 1913–30 auch im Wiener Konzerthaus, wobei er nur selten eigene Werke aufführte. Kritiken seiner Zeitgenossen zufolge lag seine Stärke als Dirigent im Musiktheater, zumindest in Wien (hier leitete T. vereinzelt Ur- und Erstaufführungen) konnte er sich trotzdem auch für Konzerte ein Stammpublikum erarbeiten. Sein kompositorisches Schaffen wurde als v. a. von R. Wagner beeinflusst und durch melodische wie thematische Geschlossenheit gekennzeichnet charakterisiert. Eine Verwandtschaft mit E. Tittel konnte nicht nachgewiesen werden.
Ehrungen
Silberne Gesellschaftsmedaille der GdM für Komposition 1897.
Werke
Oper (Cesare Borgia UA 1906 Halle), Symphonie d-moll, Konzertwalzer, Chorwerke (Agnes’ Totenfeier f. Frauenchor m. Orch.; Ave Maria f. gem. Chor, Knabenstimmen, gr. Orch., Orgel [Kaiserin Zita gewidmet], T: E. v. Rott), Ouvertüren.
Literatur
Kosch 4 (1998); Müller-Asow 1929; Riemann 1929; Neues Wr. Tagbl. 16.5.1891, 4, 11.7.1897, 9, 31.12.1913, 19, 27.1.1914, 16, 9.4.1914, 7f, 14.10.1920, 7, 3.5.1922, 7, 4.6.1922, 13, 17.9.1922, 9, 10.6.1923, 9, 18.10.1923, 16; NFP 23.4.1892, 3, 15.9.1912, 15, 21.8.1915, 14, 19.1.1917, 13, 8.4.1917, 17, 28.12.1917, 8, 21.9.1921, 9, 19.4.1922, 8, 30.5.1922, 9, 15.10.1922, 13, 26.8.1923, 13, 22.2.1925, 9, 30.1.1927, 20, 27.10.1929, 23, 8.6.1930, 25, 15.11.1930, 23; Die Presse 1.2.1893, 3, 12.5.1894, 2; Dt. Volksbl. 4.2.1906, 10, 8.1.1914, 2, 2.4.1922, 7; Prager Tagbl. 9.2.1906, 7; Wr. Montags-Journal 12.7.1897, 5; Signale f. die musikalische Welt 24 (1925), 1063; Sport & Salon 14.9.1912, 11; Die Stunde 21.10.1925, 8; Arbeiter Ztg. 25.10.1912, 9; Neues Wr. Journal 25.9.1921, 18; Wr. Morgenztg. 31.10.1921, 2; Die Neue Ztg. 3.10.1929, 8; Kleine Volks-Ztg. 26.2.1930, 13; Linzer Tages-Post 4.4.1930, 5; Reichspost 4.7.1930, 9; Radio Wien 2.9.1932, 36; Taufbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten (Wien V) 1872, fol. 7; https://archiv.wiener-staatsoper.at (4/2021); https://konzerthaus.at/datenbanksuche (4/2021); eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM).

Autor*innen
Bettina Graf
Letzte inhaltliche Änderung
14.10.2021
Empfohlene Zitierweise
Bettina Graf, Art. „Tittel, Bernhard‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.10.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003ceb51
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN

DOI
10.1553/0x003ceb51
GND
Tittel, Bernhard: 117401277
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