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Trompete
Ein zylindrisch-konisches Blasinstrument mit einer eher engen Mensur, einem Kesselmundstück, einem leicht konischen Mundrohr und einem trichterförmigen Schallbecher (trumpet, frz. trompette, ital. tromba). T.n-Instrumente im weiteren Sinne werden alle Lippentoninstrumente genannt, die eine überwiegend zylindrische, engere Mensur haben und dadurch einen eher helleren Klang besitzen. Gemeinsam mit den Horninstrumenten bilden sie die Gruppe der sog. Blechblasinstrumente, obwohl nicht unbedingt aus Blech, v. a. aus Messinglegierungen hergestellt. Kriterium sind die schwingenden Lippen des Bläsers als Grundlage der Tonerzeugung. Von zahlreichen historischen Typen und Formen sind insbesondere die Natur-T. ohne Ventile, die Klappen-T. und die moderne T. mit Ventilen zu unterscheiden.

In Österreich sind heute (2006) überwiegend zwei verschiedene Modelle von modernen Ventil-T.n in Verwendung. Zum einen die deutsche Konzert-T. in C oder B, zum anderen die international übliche Périnet-T. in B. Die klanglichen Unterschiede sind im Wesentlichen stärker durch die Spielpraxis geprägt (Artikulation, Interpretation und Klangvorstellung) als durch die sichtbaren baulichen Unterschiede wie Ventiltypus oder Spielhaltung. Die mit Dreh- bzw. Zylinderventilen ausgestattete deutsche Konzert-T. wird vorwiegend in den symphonischen Orchestern im deutschsprachigen Raum und in Osteuropa verwendet, sowie auch z. T. in der ländlichen Blasmusik (Blasorchester). Das anglofranzösische Modell prägt die Ensembles der Popularmusik und findet in jüngerer Zeit ebenfalls in der Blasmusik und in modernen symphonischen Werken Verwendung. Die landläufig übliche Bezeichnung „Jazz-T.“ ist irreführend, da diese Bauform international für alle Musikstile verwendet wird und das Instrument bereits vor dem Jazz in Verwendung war.

Der Innendurchmesser des zylindrischen Abschnittes variiert bei beiden Typen etwa zwischen 11 und 11,5 mm. Der Tonumfang liegt bei den transponierenden B-Instrumenten zwischen klingend e (notiert fis, 2. Naturton mit allen drei Ventilen) und nach oben vom Spieler abhängig bis zum 8. Naturton (klingend b2) oder gar bis zum 10. (d3) oder 12. Naturton. (f3). Bei Ausnahmemusikern kann der Umfang auch noch höher oder durch Verwendung des stark anders klingenden ersten Naturtones (dem sog. Pedalton) auch noch tiefer sein.

Die Schwierigkeit der Tonerzeugung ist durch die Notwendigkeit bestimmt, die Lippenschwingung des Bläsers, exakt mit der schwingenden Luftsäule im Instrument, zu einer stehenden Welle zu synchronisieren. Beim klingenden c1 müssen sich die Lippen ca. 250-mal pro Sekunde öffnen und schließen (siehe Abb.), beim klingenden c3 sogar 1000-mal – wobei fast nur mehr die Oberlippe diese Schwingung ausführt. Der Tonvorrat der Naturtöne entspricht in etwa der Obertonreihe, wobei die tatsächliche Intonation vom genauen Mensurverlauf des Instruments abhängt und durch den Spieler nur bedingt variiert werden kann.

Die ersten Lippentoninstrumente waren einfache Tierhörner und angeblasene Muscheln. In Ägypten wurden bereits 3600 v. Chr. Lang-T.n aus Bronze erzeugt. Um 1400 begannen Instrumentenmacher U-förmige Bögen herzustellen. Zuvor war die T. meist 1–2 m lang. Vom Mittelalter bis ins Barock galt die Natur-T. als aristokratisches Herrschaftssymbol (Hoftrompeter, Heertrompeter). Nach wie vor wurde die T. zumeist als Signalinstrument verwendet.

Vom 17. bis zur Mitte des 18. Jh.s entstanden die strengen T.nZünfte und die Kunst des Clarinblasens. Die hohe und schwierig spielbare sog. Clarinlage vom 8. bis zum 16. oder gar zum 24. Naturton liefert den melodischen Tonvorrat und wurde zur höchsten Herausforderung. Die bekannten T.n-Macher in Nürnberg/D (die Familien Schnitzer, Hainlein, Ehe und Haas) arbeiteten in diesem goldenen Zeitalter der Natur-T. Die älteste erhaltene T. von Anton Schnitzer (datiert 1581) befindet sich neben weiteren interessanten Instrumenten in der Sammlung alter Musikinstrumente des KHM in Wien. Für die T. hatten sich seit dem Mittelalter die verschiedensten Namen herausgebildet wie Tuba, Tromba bzw. Trombetta, Trummet, Feldtrummet, Tarantara, Clarin, Clarino bzw. Clareta u. a.

Der Höhepunkt des Clarinblasens lag in Deutschland und Österreich zwischen 1720/70. Die Werke wurden für besondere Virtuosen geschrieben, wie z. B. J. S. Bachs Werke für Gottfried Reiche, die Opernpartien von A. Caldara und J. J. Fux für den Wiener Hoftrompeter J. B. Hainisch oder L. Mozarts Konzert von 1762 für den Salzburger Hoftrompeter J. A. Schachtner.

Auf der Suche nach chromatischem Tonvorrat entstanden im 18. Jh. die Stopf- und Zug-T. sowie die Inventions-T., welche ein Umstimmen des Grundtons bzw. der Naturtonreihe erlaubte. In der Wiener Klassik war die T. jedoch meist auf die Naturtöne der Mittellage reduziert, und die Klarinetten übernahmen die Clarinlage. W. A. Mozarts zweite Fassung der g-Moll-Symphonie (KV 550) belegt dies exemplarisch.

Die Entwicklung der Klappen-T. (s. Abb.) und das spielerische Können des Wiener Trompeters A. Weidinger gipfelten in den beiden wichtigsten klassischen Kompositionen für T. Das Instrument erforderte neue grifftechnische Spielfertigkeiten, aber durch die drei, später vier Klappen konnten in allen Lagen alle chromatischen Töne erzeugt werden, wenngleich die Klangfarbe der einzelnen Töne sich sehr unterschieden. Das Instrument erschloss auch neue Ausdrucksmöglichkeiten für Melodien im tiefen Tonbereich. Für dieses Instrument und für den Virtuosen Weidinger komponierte J. Haydn 1796 das bis heute meistgespielte T.n-Konzert. Auch J. N. Hummel schrieb 1803 für diese Klappen-T. sein T.-Konzert, welches im Schloss Eszterháza als Tafelmusik aufgeführt wurde.

Die Erfindung der Ventile von Heinrich Stölzel (s. Abb.) und Friedrich Blühmel zwischen 1810/20 führte zu einem quasi neuen Instrument, der Ventil-T. Diese stand noch bis in die Mitte des 19. Jh.s neben der Natur-T. in Verwendung, wie z. B. in Rich. Wagners Opern Rienzi (1840) oder Der fliegende Holländer (1841). Die heutigen Drehventile gehen zurück auf den Österreicher J. F. Riedl (1832), die Pumpventile auf den Franzosen François Périnet (1839).

In der Romantik erlebte die T. einen großen Aufschwung in den symphonischen Werken und in den Opern. Noch bis in die Spätromantik diente sie meist der klassischen Steigerungs-Konzeption in Kombination mit den Pauken mit glänzenden Passagen und großartigen Finalwirkungen (J. Brahms, A. Bruckner, G. Mahler). Die Anzahl der T.n im Orchester erhöhte sich auf 3, Mahler verwendete 4 bis sogar 10 in der 2. Symphonie. Um 1880–1885 fand in Wien der Übergang von der längeren F-T. auf die kürzere B-T. statt. Die Ventil-T. wurde immer mehr als vollchromatisches Instrument eingesetzt; auch melodische oder lyrische Passagen und der sanfte Klang im Piano wurden seit den Werken von R. Strauss (Tod und Verklärung 1889) als gezielter Kontrast zum schmetternden Forteklang verwendet.

Prägend für die klassische Wiener T.n-Schule im 20. Jh. wurde F. Dengler. Als erster Trompeter der Wiener Philharmoniker (1918–55) war er für seinen runden, weichen Ton und seine Kantilenenkunst berühmt. Er war der Lehrer berühmter Solisten und nachfolgender Lehrer wie A. Scherbaum, H. Wobisch, Josef Levora und Adolf Holler.

Bis in das 20. Jh. hinein weitete sich die Verwendung in allen Genres aus. Insbesondere die starke Präsenz der T.n in Militär-, Volks- und Blasmusik führte zu einer starken Verwurzelung des Instruments auch in den ländlichen Regionen. Die T. ist in der Gegenwart in fast allen Musikgattungen im Einsatz: in symphonischen Orchestern, der Militär- und Blasmusik, im Jazz, in der Tanz- und Unterhaltungsmusik sowie in der Volksmusik. Die Variabilität der Klangvielfalt ist zum einen durch die Tonerzeugung des Bläsers bestimmt, zum anderen insbesondere durch den Mensurverlauf des Instruments geprägt.

Neben den heute gebräuchlichsten B- und C-Instrumenten in der 4’ Lage (Rohrlängen um 130–140 cm) werden seit Mitte des 19. Jh.s hohe T.n in verschiedenen Stimmungen verwendet. Diese sog. Piccolo-T.n (am häufigsten in Hoch B/A, auch in F, G und H/C) sind meist mit einem 4. Ventil (Quartventil) ausgestattet. Weitaus seltener werden heute auch die tieferen T.n in A, F-Alt, Es-Alt sowie D/Es-Bass-T.n verwendet. Bass-T.n in der 8’ Lage (C, Es) mit 4 Ventilen werden heute gelegentlich von Posaunisten gespielt.

Kornette in B oder „Hoch Es“ waren in Frankreich und der USA bis ins 20. Jh. weit verbreitete Vorläuferinstrumente bzw. verwandte Instrumente, für die viele Konzerte und T.n-Schulen geschrieben wurden (u. a. Jean-Baptiste Arban). Heute werden sie gelegentlich in Jazz-Ensembles verwendet. Ähnlich wie das Kornett ist auch die Neuentwicklung namens „Flumpet“ für den in Österreich lebenden Trompeter A. Farmer eine Mischung aus einer T. und dem weiter-mensurierten Flügelhorn.

Von österreichischen Firmen hergestellte T.n (Haagston, Kürner, Lechner, Schagerl, Votruba) sind international sehr gefragt. Auch im Bereich der Forschung, Neuentwicklung und Qualitätssicherung von T.n und Blechblasinstrumenten kommen wesentliche Impulse aus Österreich. Computersysteme zur akustischen Vermessung (BIAS) sowie zur Modellbildung und Optimierung sind international bei Herstellern und Museen im Einsatz. Eine wichtige und riesige Sammlung historischer und moderner Blechblasinstrumente, die Sammlung Streitwieser, befindet sich heute im Schloss Kremsegg (Kremsmünster).

Entgegen ihrer Benennung dienen Dämpfer meist eher als Mittel eines klanglichen Effektes und nicht, um die Lautstärke des Instrumentes zu reduzieren. Der Spitzdämpfer (engl. straight) ist die älteste Form und die einzige Art in symphonischer Musik bis zu Beginn des 20. Jh.s. Der durchdringende Klang der T. mit Dämpfer und das charakteristische Klangbild des Mystisch-Geheimnisvollen wurde sehr gerne von den Spätromantikern (Mahler, Strauss) verwendet. Erst durch den Einfluss der Jazz- und Unterhaltungsmusik entstand eine ganze Vielzahl an Typen mit spezifischen Klangfarben (wie z. B. Cup, Velvet, Harmon Dämpfer). Manche Dämpfer (Plunger, WahWah) werden außerdem z. T. mit speziellen Spieltechniken kombiniert und führen zu spezifischen klanglichen Wirkungen.


Literatur
MGG 9 (1998); NGroveD 25 (2001) [Trumpet]; NGroveDMI 2 (1984) [Trumpet]; A. Baines, Brass Instruments. Their History and Development 1980; M. Bertsch, Der Einfluß des Dämpfers auf die Klangfarbe u. Akustik der Trompete 1993; M. Bertsch, Studien zur Tonerzeugung auf der T. 2004; H. Heyde, Das Ventilblasinstrument. Seine Entwicklung im dt. Raum von den Anfängen bis zur Gegenwart 1987; M. Lustig (Hg.), Posaunen u. T.n. Gesch. – Akustik – Spieltechnik 2000; E. Tarr, Die T. 1977, NA 2005; W. Kausel, A Musical Acoustician’s Guide to Computational Physics 2003.

Autor*innen
Matthias Bertsch
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Matthias Bertsch, Art. „Trompete‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e50f
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Klappentrompete von Meinl & Lauber© Privatarchiv Matthias Bertsch
© Privatarchiv Matthias Bertsch
Ventiltrompete von Heinrich Stölzel© Privatarchiv Matthias Bertsch
© Privatarchiv Matthias Bertsch
„Schwingende Lippen“ des Bläsers im Trompeten-Mundstück sind der eigentliche Tongenerator bei Trompeten.© Privatarchiv Matthias Bertsch
© Privatarchiv Matthias Bertsch

DOI
10.1553/0x0001e50f
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