Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Ulke, Ulke, true Leopoldine Anna
* 1847-10-055.10.1847 Wien, † 1878-02-2828.2.1878 Wien. Volkssängerin. Die Tochter eines Kurzwarenhändlers begann 1865 zunächst eine Bühnenlaufbahn in Chargenrollen am Theater in der Josefstadt und am Thaliatheater sowie als Chorsängerin am Theater an der Wien. 1868 trat sie bei Wohltätigkeitsveranstaltungen des Theaters mit Liedern von A. Mansfeld auf und kam so gut an, dass sie am 2.10.1868 im Orpheum als Volkssängerin debütierte. Ab 12.11. in Webers Herkulanum (Wien IV) engagiert. Ab März 1869 Mitglied der Gesellschaft Zangl, etwas später Teil der Gesellschaft Martin. Innerhalb weniger Monate wurde aus der als „neueste Wiener Liedersängerin“ annoncierte die „beliebteste Wiener Liedersängerin“ (Fremden-Bl.). U. unterschied sich von ihren Kolleginnen durch ihre teure, auffällige Kleidung und größere Stimme. Ihr Repertoire umfasste v. a. zahlreiche pikante Beiträge „à la Mannsfeld“ (neben Liedern auch größere Werke wie Quodlibets, Szenen und Schwänke), die größtenteils von ihrem Klavierbegleiter W. Rab, mit dem sie ab spätestens 1870 auftrat, komponiert und zum Teil auch gedruckt wurden. Im Februar 1875 trat sie in Pressburg als Schauspielerin auf. Wenig später, gefördert u. a. durch J. Strauß Sohn, engagierte sie M. Steiner ans Theater an der Wien, wo sie am 7.9.1875 in einer Komödie debütierte. Außer als Prinz Orlofsky in Die Fledermaus erhielt sie jedoch keine größeren Rollen und soll auch ein Gastspiel nach Breslau (Wrocław/PL) Ende 1876 nicht angetreten haben. Nach nur einer Saison wechselte U. wieder auf die sog. „Pawlatschen“, nunmehr in E. Danzers Orpheum (Wien IX), wo sie bis zu ihrem Tod als hochbezahlter Star wirkte. Die „Königin des Zoten-Couplets, die vielbejubelte Diva der gesungenen Zweideutigkeit, die Primadonna assoluta des Tingel-Tangel“ (Prager Tagbl.), die auch in Budapest und Prag gastiert hatte, starb an einer Gehirnhautentzündung. U. zählt neben A. Mansfeld und F. Hornischer zu den letzten populären Vertreterinnen ihrer Zunft.
Literatur
J. Koller, Das Wr. Volkssängertum in alter und neuer Zeit 1931; Wurzbach 48 (1883); R. Holzer, Wr. Volkshumor 1943, 170; Kleine Volks-Ztg. 7.7.1940, 10; Das kleine Volksbl. 11.2.1935, 2; Morgen-Post 1.3.1878, 2f; Fremden-Bl. 30.3.1869, [8], 11.4.1869, [12], 20.11.1869, [12]; Prager Tagbl. 7.3.1878, 3; Gemeinde-Ztg. 30.8.1868, 7f; Neues Wr. Tagbl. 2.10.1868, 4, 12.11.1868, 4, 17.11.1868, 4; Neues Fremden-Bl. 24.9.1875, 5; Taufbuch der Pfarre Maria Treu (Wien VIII) 1847, fol. 83; Sterbebuch der Pfarre Mariahilf (Wien VI) 1874–78, fol. 144; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
12.9.2019
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Ulke, Leopoldine Anna‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 12.9.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003a1094
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Volkssänger-Almanach 1926, 42
H. Pemmer/N. Lackner, Der Wr. Prater einst und jetzt 1935, Tafel 19
Die Bombe 16.7.1871, 4© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003a1094
ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag