Wichtige Zäsuren stellen U.s Beitritt zur Anthroposophischen Gesellschaft (1931) und der Entschluss dar, seine Kompositions- und Dirigententätigkeit zeitweise einzustellen und eine Buchhandlung in Stuttgart/D zu unterhalten. Nach dem finanziellen Scheitern dieses Projekts und der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh er nach Prag (Exil), wo er sich als selbständiger Komponist und Pädagoge etablieren konnte. 1933–35 entstand U.s zentrales Werk, die anthroposophische Oper Der Sturz des Antichrist. Erfolglos bemühte er sich nach dem Überfall auf die Tschechoslowakei 1939 um Auswanderung, 1942 wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt (Terezín/CZ) eingeliefert. Hier war er bis zu seiner Deportation nach Auschwitz am 16.10.1944 kompositorisch tätig, organisierte musikalische Aufführungen und schrieb Rezensionen. Stilpluralismus und Zitate kennzeichnen U.s Spätphase: So werden im Spiel Der Kaiser von Atlantis atonale Passagen mit zeitgenössischer Unterhaltungsmusik, Jazz, dem protestantischen Choral und dem symphonischen Idiom G. Mahlers synthetisiert.
E. Hertzka-Preis 1934 (für die Orchesterversion der Schönberg-Variationen) u. 1936 (für Der Sturz des Antichrist).
Opern (Der Sturz des Antichrist 1935 [T: Albert Steffen]; Der zerbrochene Krug 1942; Der Kaiser von Atlantis oder die Tod-Verweigerung 1943 [T: Peter Kien]), Melodramen (Die Weise von Liebe u. Tod des Cornets Christoph Rilke 1944); Bühnenmusik; Orchesterwerke (Variationen, Phantasie u. Doppelfuge über ein kleines Klavierstück von A. Schönberg [Orchesterfassung] 1933; Don Quixote tanzt Fandango 1944), Konzerte (Klavierkonzert 1939; Slawische Rhapsodie f. Orchester u. obligates Sax. 1940), Kammermusik (3 Streichquartette 1923–43), Chormusik, Lieder (3 Lieder nach Friedrich Hölderlin 1944); Klaviermusik (Variationen u. Doppelfuge über ein Klavierstück v. A. Schönberg 1925/29; 7 Klaviersonaten 1936–44).
Aufsätze in Anbruch und Das Goetheanum; I. Schultz (Hg.), 26 Kritiken über musikalische Veranstaltungen in Theresienstadt 1993.
NGroveD 26 (2001); T. Veidl in Auftakt 9 (1929); I. Schultz in Flensburger Hefte 8 (1991); I. Schultz in Der jüd. Beitrag zur Musikgesch. Böhmens u. Mährens 1992; I. Schultz, Verlorene Werke V. U.s im Spiegel zeitgenössischer Presseberichte 1994; U. Prinz (Hg.), V. U.: Beiträge, Programme, Dokumente, Materialien 1998; I. Schultz in Musica Reanimata-Mitt. 17 (1995); H. Klein (Hg.), V. U.: Materialien 1995; V. Naegele, V. U. Komponieren in verlorener Zeit 2002; http://mitglied.lycos.de/mwiener/ullmann/ (3/2006).