Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Unger-SabatierUnger-Sabatiertrue (Ungher, geb. Unger), Karoline (Carolina; eig. Karolina Maria)
get. 28.10.1803 Alservorstadt (Wien VIII), † 1877-03-2323.3.1877 La Concezione bei Florenz/I. Sängerin (Sopran/Mezzosopran). Ihre Taufpatin K. Pichler und ihr Vater Johann Carl Unger ebneten U. vermutlich den Weg in das Wiener Musikleben; ihr Taufpriester war P. M. Hofmann. Sie wurde von J. Mozzatti unterrichtet, möglicherweise erhielt sie auch von A. Lange und J. M. Vogl Unterricht in Gesang sowie von F. X. W. Mozart in Klavier. U. absolvierte zahlreiche Auftritte in Wiener Salons und Konzerten, bevor sie 1821 am Kärntnertortheater (als Dorabella in Così fan tutte) debütierte. Auf diese Rolle bereitete sie Fr. Schubert als Korrepetitor vor. Unter Direktor D. Barbaja sang sie in vielen Rossini-Partien (u. a. Tancredi), aber auch in deutschsprachigen Opern. Gleichzeitig war sie weiterhin als Konzertsängerin mit deutschsprachigem und italienischem Repertoire in Wien zu hören. Ihr berühmtester Auftritt fand am 7.5.1824 bei der UA der 9. Symphonie L. v. Beethovens im Kärntnertortheater statt, bei welcher sie das Altsolo sang. 1825 folgte sie Barbaja nach Neapel, wo sie (als Carolina Ungher) in UA.en von Opern von Giovanni Pacini (Niobe 1826) und Ga. Donizetti (Il borgomastro di Saardam 1827) mitwirkte. 1827–29 war sie an der Mailänder Scala engagiert, wo sie als Isoletta in der UA von Vincenzo Bellinis Straniera (1829) zu hören war. Anschließend war sie in ganz Italien an den verschiedensten Opernhäusern engagiert. 1833 kreierte sie die Titelrolle in Donizettis Parisina in Florenz, 1836 jene der Antonina in Belisario in Venedig, 1838 ebendort die Titelpartie in Maria di Rudenz. Gastspiele führten sie nach Turin/I, Rom, Paris und 1839/40 nach Wien sowie Dresden/D. Während der Gastspielreise 1839 in Wien verlobte sie sich mit dem Dichter Nikolaus Lenau, deren Beziehung löste sich jedoch noch im selben Sommer auf. Nach einem abschließenden Engagement in Dresden, gab sie ebendort 1841, aufgrund ihrer Heirat mit dem französischen Schriftsteller und Mäzen François Sabatier, ihre Abschiedsvorstellung und war noch für kurze Zeit als Konzertsängerin tätig. Ihren Tätigkeitsbereich fand die Sängerin hauptsächlich im Belcanto-Repertoire, Komponisten wie G. Rossini und G. Meyerbeer äußerten sich begeistert über ihre Stimme. Letzterer hätte sie auch gerne in seiner Oper Les Huguenots als Valentine gewusst, was jedoch nicht zustande kam. Rosina (Barbiere di Siviglia), Tancredi, Isabella (L’Italiana in Algeri), Imogene (Pirata), Zerlina (Don Giovanni) und Parisina in der gleichnamigen Oper gehörten zu ihren Glanzrollen. Als sie 1839/40 nach Wien zurückkehrte, begeisterte sie das Publikum u. a. in den Titelrollen in Anna Bolena, Lucrezia Borgia, Norma oder Beatrice di Tenda. Gleichzeitig war U. am Liedrepertoire interessiert, so sang sie beispielsweise 1839 in einem Konzert in Begleitung von F. Liszt das Ständchen von F. Schubert. U. schrieb auch eigene Lieder in deutscher, italienischer und französischer Sprache, die ihr Mann für sie herausgab. Nachdem sich U. in Florenz und in Südfrankreich im Schloss La Tour de Farges niedergelassen hatte, war sie vorrangig als private Gesangspädagogin tätig. Schülerinnen von U. waren u. a. A. Schimon-Regan, Emma La Grua, Amalie Micolino, Amalie Burger-Weber, Anna von Meichsner, Georgine Schubert, K. Evers, Maria Talvö und Ernestine Borchard. Kurz nach dem Tod der Mutter der Pianistin Wilhelmine Clauss-Szavardy nahm U. diese bei sich auf. Ihr Netzwerk im deutschsprachigen Raum erhielt U. lebenslang aufrecht, in Wien u. a. durch Franz von Schober und Moritz Hartmann.
Ehrungen
Großherzoglich Toskanische Hof- und Kammersängerin 1837; k. k. Kammersängerin 1839.
Literatur
M. Jahn, Die Wr. Hofoper von 1836 bis 1848, 2004; E. Szabo, „Wie i mi auf Wien g’frey“ – Die Sängerin Caroline Ungher-Sabatier (1803–1877) und ihr Wien, Masterarb. Wien 2022; Wurzbach 49 (1884); K-R 1997; Eisenberg 1903; NGroveDO 4 (1992); E. Hanslick, Aus dem Opernleben der Gegenwart 1884; Allgemeine Theaterztg. und Originalbl. 29.4.1837, 344; Der Humorist 7.6.1839, 451; Taufbuch der Alservorstadtpfarre 1800–03, fol. 262.

Autor*innen
Michael Jahn
Evelyn Szabo
Letzte inhaltliche Änderung
22.3.2023
Empfohlene Zitierweise
Michael Jahn/Evelyn Szabo, Art. „Unger-Sabatier (Ungher, geb. Unger), Karoline (Carolina; eig. Karolina Maria)“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.3.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e546
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN

DOI
10.1553/0x0001e546
GND
Unger-Sabatier(Ungher, geb. Unger), Karoline (Carolina; eig. Karolina Maria): 11729392X
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag