Vorchdorf
Gemeinde (urspr. Vorichdorf, seit 1979 Markt) südlich von Lambach zwischen den Entwässerungen des Alm- und Laudachsees am Eingang zum Salzkammergut. Das Gebiet ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Die pfarrlichen Grund- und Patronatsrechte kamen unter Wolfger von Erla als Bischof von Passau zur Unterstützung nach dem Brand von 1196 an das Stift Kremsmünster. Außerdem waren die im Gemeindegebiet liegenden Herrschaften Eggenberg (Egenperg, [vor?] 1287 Ausbruch aus der Burgvogtei Wels und habsburgisches Lehen; seit 1807 Privatbrauerei), Messenbach (14. Jh., auch oder ursprünglich? Vorichtenberg, seit ca. 1960 verschwunden) und Hochhaus (gegründet von Konrad Fischpeck, um 1450 Pfleger zu Eggenberg; Renaissancebau im Ortszentrum seit 1985 Heimatmuseum) prägend. 1515/16 ist unter den Kremsmünsterer Kantorei-Sängern, die auch „auf brabantisch“ (franko-flämische Musik) singen konnten, ein Hans Vorchdorfer belegt. 1526 verwandelte Kg. Ferdinand (K. Ferdinand I.) die seinem Sekretär Johann Fernberger (1494–1554, seither „von Eggenberg“) lebenslang verschriebene Pflegschaft von Eggenberg in ein erbliches Mannslehen. Fernberger unterzeichnete 1534 das Druckprivileg für das bekannte Liederbuch des Hans Ott (Nürnberg/D). Sein Enkel, der kaiserliche Rat Johann Christoph Fernberger, stand mit Christoph von Schallenberg in Verbindung und trat, wie dieser und auch der verschwägerte Besitzer von Messenbach und Dietach, Johann Segger (Seeger), gegen 1600 als deutscher Lyriker hervor. Die Fernberger hielten um diese Zeit in der 1382 gestifteten Schlosskapelle einen protestantischen Prädikanten. Beziehungen zu dem 1585–98 in Gmunden tätigen Andreas Pleninger, dem Schreiber der Regensburger Orgeltabulatur Proske C119, sind wahrscheinlich. Seit der Mitte des 17. Jh.s belegen die Rechnungsbücher der Pfarre auch Ausgaben für figurale Kirchenmusik. Die 1507 geweihte gotische Kirche dürfte bald eine Orgel erhalten haben, 1654 wurde die den Dominikanern von Steyr abgekaufte Orgel (es muss sich um die 1613/14 von Ulrich Schreyer unter Mitarbeit von P. Peuerl erbaute gehandelt haben) durch D. Recher hierher übertragen. Das Gehäuse der 1993 von Andreas Kaltenbrunner aus Scharnstein/OÖ neu erbauten Orgel geht mit Ausnahme des in diesem Zuge erstmals errichteten Rückpositivs auf P. Hötzl (1799) zurück. Mehrere in V. tätige Schullehrer und Geistliche waren auch kompositorisch tätig (z. B. E. Frauenberger, A. Zangl). Im Pfarrhof erhaltenene Reste älteren Notenmaterials belegen, dass hier in der 1. Hälfte des 19. Jh.s auch Kirchenkompositionen der Wiener Klassiker bekannt waren und erst in der 2. Jh.-Hälfte durch Beispiele der sog. Landmesse und schließlich auch des Cäcilianismus abgelöst wurden. Der Blasmusikverein (Blasorchester) kann seine Geschichte bis 1894 zurückführen, einzelne Auftritte von Bläserensembles (
„türckische Musik“
) aber sind bereits 1819 belegt; der Männergesangverein
Sängerbund Frohsinn wurde 1901 gegründet; seit 1985 besteht in V. eine MSch. und seit 1990/91 wird eine Klasse der Hauptschule mit musikalischem Schwerpunkt geführt. Die Erforschung der Musikgeschichte von Orten vergleichbarer Größe ist noch weitestgehend vernachlässigt – wie sich zeigt: zu Unrecht.
Literatur
R. Flotzinger in J. Sturm (Hg.), V. 2000. Ein Lese-, Schau- u. Hörbuch 1999; R. Flotzinger in JbOÖMV 118 (1973); H. Hurch, Christoph v. Schallenberg. Ein österr. Lyriker des XVI. Jh.s 1910.
R. Flotzinger in J. Sturm (Hg.), V. 2000. Ein Lese-, Schau- u. Hörbuch 1999; R. Flotzinger in JbOÖMV 118 (1973); H. Hurch, Christoph v. Schallenberg. Ein österr. Lyriker des XVI. Jh.s 1910.
Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger,
Art. „Vorchdorf“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.5.2006, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e5e6
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