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Wiener Singverein (Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde)
Gemischte Laienchorvereinigung, 1858 als Zweigverein der Gesellschaft der Musikfreunde gegründet. Basierend auf den 1814 von A. Salieri gegründeten „Chorübungen“ der GdM, die mit einigen Unterbrechungen und wechselnder Qualität in der 1. Hälfte des 19. Jh.s durchgeführt wurden, wurden ab 1853 Stimmen laut, die einen regelmäßig probenden, professionell ausgerichteten gemischten Konzertchor für die Chor-Orchesterkonzerte der Gesellschaft forderten. Nach mehreren erfolglosen Eingaben des seit 1853 eingesetzten Chorleiters F. Stegmayer beim Präsidium der GdM spaltete Stegmayer im März 1858 den Chor unter dem Titel Wiener Singakademie als eigenen Verein ab. Als Reaktion darauf griff man in der GdM auf ein zwei Jahre zuvor von J. Bauer eingereichtes Konzept der Verbesserung der Chorsituation und Gründung eines Chorkörpers innerhalb der GdM zurück und konstituierte mit 16.4.1858 den S. der GdM als Zweigverein der GdM. Entsprechend der starken Anbindung und Abhängigkeit vom Mutterverein entschied nicht der S. über Programm- und Repertoiregestaltung, sondern weitgehend das Präsidium der GdM; entsprechend der allgemeinen Programmplanung werden bis heute (2006) vorwiegend die „klassischen“ großen Oratorien aufgeführt (J. S. Bach, G. F. Händel, Felix Mendelssohn–Bartholdy, J. Haydn), der S. hat jedoch auch Werke wie die Symphonien G. Mahlers oder Das Buch mit sieben Siegeln von Fr. Schmidt ur- bzw. erstaufgeführt und durch seine Interpretationen zu Klassikern werden lassen. 1904–12 und ab 1948 zahlreiche Konzerttourneen. Neben F. Schalk und W. Furtwängler (die auch mit der Wiener Singakademie zahlreiche Konzerte bestritten) wirkte v. a. H. v. Karajan 1947–89 (und in seinen Auswirkungen bis heute) prägend für Chorprofil und internationale Anerkennung des S.s (zahlreiche Platteneinspielungen und Fernsehübertragungen bzw. Musikfilme). 1938–45 war der S. aufgelöst und als Sektion der GdM angegliedert (der Name blieb jedoch bestehen); 1945 erfolgte eine Wiedergründung. 1984 wurde beschlossen, die Kurzbezeichnung Wiener Singverein auch offiziell zu verankern (wird seither meist auf den Konzertankündigungen verwendet). Als Johannes Prinz 1991 von H. Froschauer den S. übernahm, befand er sich nach Karajans Tod und überaltert in einer Phase der Stagnation, die Prinz durch konsequente Aufbauarbeit, Neuordnung des Probensystems, Ausbildung (ähnlich wie Herbert Böck an der Wiener Singakademie) überwinden konnte und den S. wieder zu einem international gefragten professionell agierenden Konzertchor werden ließ.

Chorleiter: 1858–70 J. v. Herbeck, 1870/71 J. Hellmesberger, 1871/72 A. Rubinstein, 1872–75 J. Brahms, 1875–77 J. v. Herbeck, 1877 J. Hellmesberger, 1878–80 E. Kremser, 1880–84 W. Gericke, 1884–90 H. Richter, 1890–95 W. Gericke, 1895–1900 R. v. Perger, 1900–04 F. Löwe, 1904/05 F. Schalk, 1906/07 H. Wagner-Schönkirch, 1909–11 C. Lafite, 1911–13 J. Lehnert, 1913–16 R. Nilius, 1917–21 H. Schmeidel, 1927–38 u. 1945–53 F. Großmann, 1953–64 R. Schmid, 1964/66–91 H. Froschauer (1964/65 Studienleiter), seit 1991 J. Prinz.

Ehrenmitglieder: H. v. Karajan, A. Uhl, M. Caridis, H. Stein.


Ehrungen
Dr. Karl Renner-Preis 1958; Clemens Krauss-Medaille 1977.
Literatur
G. Möser, Der Singverein der GdM in Wien (Wr. S.). Seine Gesch. mit besonderer Darstellung der Jahre 1933 bis 2000, Dipl.arb. Wien 2003; A. Böhm, Gesch. des Singvereins der GdM in Wien 1908; www.singverein.at (6/2006).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Wiener Singverein (Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0002549e
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