Die Zäsur des Ersten Weltkriegs bedeutete schließlich auch das organisatorische Ende des als Veranstalter und Orchester gemeinsam firmierenden Concert-Vereines. Eine Kooperation mit dem 1907 gegründeten Wiener Tonkünstler-Orchester (unter der Leitung von O. Nedbal) sicherte vorerst das Weiterbestehen, ehe man mit der Gründung des privaten Vereins Wiener Sinfonieorchester 1922 den Wechsel vom Veranstalter zum reinen Dienstnehmerstatus vornahm. Geschaffen zum Zweck, die Existenz des Orchesters zu garantieren, fungierte der Verein als Mittler zwischen Orchester und Konzertveranstalter. Als solcher sollte neben den etablierten Institutionen wie die Gesellschaft der Musikfreunde, Wiener Konzerthausgesellschaft und kleineren Veranstaltern besonders der seit 1924 bestehende Rundfunk (RAVAG) neue Arbeitsbereiche eröffnen.
Die wirtschaftlichen Krisen und politische Destabilisierung erzwangen 1933 eine erneute Umstrukturierung, im Zuge dessen der Verein Wiener Sinfonieorchester aufgelöst und als Verein W. S. neu gegründet wurde. Die damit einhergehende enge Bindung an den Rundfunk (die RAVAG beanspruchte ca. 50 % des Orchester-Dienstvolumens und übernahm im Gegenzug die Hälfte der Erhaltungskosten, zusätzlich wurde eine neu gebildete Funkkapelle ausschließlich für leichte Unterhaltungsmusik installiert) versprach wirtschaftliche Konsolidierung, bedeutete gleichzeitig aber auch eine massive parteipolitische Einflussnahme im Sinne des Ständestaates (bei gleichzeitigem Zurückdrängen sozialdemokratischer Kulturpolitik; Faschismus) – und bald auch des aufkommenden Nationalsozialismus. Eine Schlüsselrolle spielte dabei der nach F. Löwe zweite prägende Chefdirigent des Orchesters O. Kabasta. Zugleich Musikchef der RAVAG und Konzertdirektor des Musikvereins formte er einerseits die W. S. zu einem homogenen, auch international erfolgreichen Orchester (Tourneen nach Italien 1935, England 1936). Andererseits nützte er durch gezielte Personalpolitik die Durchsetzung nationalsozialistischer Ideen. – Die Zeit der NS-Herrschaft bedeutete für das Orchester neuerlich einschneidende Veränderungen: als Stadtorchester W. S. erstmals kommunalisiert und vom NS-Regime großzügig gefördert, dominierte das Ensemble das Wiener Konzertleben (besonders die sog. „Dunkelkonzerte“ unter Generalmusikdirektor Hans Weisbach erfreuten sich großer Popularität). All dies fand jedoch mit der Stilllegung 1944 ein jähes Ende.
Die Aufbauarbeit nach 1945 bedeutete für das nun wieder als privater Verein auftretende Orchester den täglichen Kampf um finanzielle Absicherung und künstlerische Neuorientierung. Erstere erfolgte überwiegend durch die Gemeinde Wien, vorübergehend und zu geringen Teilen auch durch den Bund, gleichermaßen strebte man auf dem Wege von Eigeninitiativen, wie etwa die Produktion eigener Tonträger (Firma Symphonia, CD-Einspielungen), die Existenz abzusichern. Auf künstlerischem Sektor formten nach H. Swarowsky und J. Krips (als künstlerischer Konsulent) v. a. H. v. Karajan (1948–60) und W. Sawallisch (1960–70) das Klangbild des Orchesters. Ihnen folgten in den 1970/80er Jahren C. M. Giulini (1973–76), Gennadij Roshdestvenskij (1981–83) und G. Prêtre (als erster Gastdirigent 1986–91). Danach wirkten R. Frühbeck de Burgos (1991–96) , V. Fedosejev (1997–2004) und F. Luisi (2005–13) als Chefdirigenten, seit 2014 wird es von Philippe Jordan geleitet.
Das symphonische Musikleben Wiens (neben den obligaten Zyklen in Konzerthaus und Musikverein regelmäßig Mitwirkungen bei internationalen Musikfesten, den Wiener Festwochen, Arkadenhofkonzerten usw.) und darüber hinaus (seit 1946 „Orchestra in Residence“ der Bregenzer Festspiele; zahlreiche Tourneen) maßgeblich prägend, versucht das Management seit den 1980er Jahren erfolgreich mit Eigenveranstaltungen neue Wege der Musikpräsentation zu beschreiten (Sonderkonzerte, Gesprächskonzert-Zyklus, Kammermusik-Zyklus, Cross-over-Projekte, Workshops, Tage der offenen Tür usw.). Als jüngste Herausforderung übernahm das Orchester ab 2006 einen wesentlichen Teil der Opernproduktionen im Theater an der Wien. Der Verein Anton Bruckner der Wiener Symphoniker verleiht den Anton-Bruckner-Ring an Orchestermitglieder nach 25-jähriger Orchesterzugehörigkeit sowie an bedeutende Persönlichkeiten.
Preisträger der Dr. Karl Renner-Stiftung 1951; Clemens Krauss Medaille in Silber der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor 1990.
E. Kobau, Die W. S. Eine sozialgeschichtliche Studie 1991; R. Bischof (Hg.), Ein Jh. W. S. 2000; M. Permoser, Die W. S. im NS-Staat 2000; www.wienersymphoniker.at (8/2019); http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1951/dezember.html (11/2010); www.kv-staatsopernchor.at (9/2013); https://de.wikipedia.org/wiki/Anton-Bruckner-Ring (8/2019).