Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Wiesenthal, Wiesenthal, Grete Schwestern
Grete (eig. Margarethe Maria Anna, gesch. Lang, gesch. Silfverskiöld): * 1885-12-099.12.1885 Wien, † 1970-06-2222.6.1970 Wien. Tänzerin. Tochter des aus Ungarn stammenden akademischen Malers Franz W. und dessen ungarischer Frau Rosa, geb. Rathkovszky. Ausgebildet an der Ballettschule der Wiener Hofoper, war sie seit 1901 Mitglied des Hauses. Sie verließ dieses 1908, um zusammen mit ihren Schwestern Elsa und Berta einen eigenen Stil des Tanzes zu realisieren (Debüt am 16.1.1908 im Theatersaal des Kabaretts Fledermaus, wenig später erfolgreiches Debüt in Berlin). Ab da Movens der modernen Tanzszene, selbst in der Bewegung des Wiener Jugendstils sowie im Kreis um H. von Hofmannsthal und M. Reinhardt verankert, war G. W.s Stil deswegen so erfolgreich, weil sie das in Bild und Plastik bereits vorhandene Charakteristikum der Zeit – die Bewegung – gültig auf die Tanzbühne zu übertragen wusste. Mit der von ihr verinnerlichten klassischen Technik als stärkender, aber nicht sichtbarer Basis, baut W.s Stil auf Musikalität und einem gleichsam schwebend-fließenden Schwung auf. W.s völlig unsentimentale Sicht des Walzers, mit dem sie weltweit Erfolge erzielen konnte, gehört zu den bleibenden künstlerischen Errungenschaften der Wiener Stadtkultur. Im Zuge ihrer Eheschließung mit dem akademischen Maler Erwin Lang (* 22.7.1886 Wien, † 10.2.1962 Wien) am 5.6.1910 und der Geburt ihres Sohnes Martin (* 13.2.1911 Wien) trennte sie sich von ihren Schwestern und war in der Folge ausschließlich als Solotänzerin tätig (u. a. kreierte sie den Küchenjungen in der UA von R. Strauss’ Ariadne auf Naxos). Sie wirkte auch in Pantomimen und Stummfilmen, als Lehrerin und Leiterin einer Tanzgruppe (ab 1912) und einer eigenen Schule (ab 1917), als Choreographin der Staatsoper (Der Taugenichts in Wien, 1930) und der Salzburger Festspiele (1952–59). 1945–51 leitete sie die Tanzabteilung der Wiener MAkad. Nach ihrer Scheidung von E. Lang am 3.10.1922 heiratete sie am 9.5.1923 den schwedischen Arzt Nils Otto Silfverskiöld (* 3.1.1888 Göteborg/S, † 18.8.1957 Stockholm, Scheidung 7.11.1929) und erhielt die schwedische Staatsbürgerschaft.
Gedenkstätten
ehrenhalber gewidmetes Grab am Wr. Zentralfriedhof; W.gasse (Wien X).
Ehrungen
Ehrenmitglied der MAkad. Wien.
Schriften
Der Aufstieg. Aus dem Leben einer Tänzerin 1919; Die ersten Schritte 1947; Iffi. Roman einer Tänzerin 1951.
Literatur
R. Huber-Wiesenthal, Die Schwestern W. Ein Buch eigenen Erlebens 1934; I. Prenner, Gr. W., Diss. Wien 1950; R. Witzmann, [Kat.] Die neue Körpersprache – Gr. W. u. ihr Tanz 1985; L. M. Fiedler/M. Lang (Hg.), Gr. W. Die Schönheit der Sprache des Körpers im Tanz 1985; Raab 1994; Czeike 5 (1997); Die Zeit 1.3.1908, 5; Die Bühne 460 (1937), 40f, 57; Taufbuch der Parre Schottenfeld (Wien VII) 1886, fol. 145; www.myheritage.at (10/2023).


Elsa Georgina Bertha (verh. Huber): * 22.6.1887 Wien, † ?.2.1967 Zürich/CH. Tänzerin. Ausbildung an der Ballettschule der Wiener Hofoper, danach dort Mitglied. Nach der Trennung der drei Schwestern bildete E. W. ab 1910 mit Berta ein erfolgreiches Tanzduo, mit dem sie regelmäßig auch außerhalb Wiens auftrat, etwa 1914 in Brünn. 1918–30 traten die beiden mit der hinzugekommenen Martha als Trio auf. E. W. war mit dem Maler Rudolf Huber (* 17.10.1884 Wien, † 16.10.1983 Zürich) verheiratet, mit dem sie ab 1938 in Zürich lebte.


Literatur
R. Huber-Wiesenthal, Die Schwestern W. Ein Buch eigenen Erlebens 1934; Raab 1994; Czeike 5 (1997); Neues Wr. Journal 4.3.1918, 4; Die Stunde 24.9.1930, 6; Taufbuch der Parre Schottenfeld 1887, fol. 79.


Gertrud Sophie Hilda: * 5.2.1890 Wien, † 11.5.1981 Wien. Pianistin, Pädagogin. 1904–07 studierte sie am Konservatorium der GdM bzw. der Wiener MAkad. Klavier bei Joseph Saphier und danach bis 1911 bei L. Thern (Reifeprüfung 1913 mit vorzüglichem Erfolg). Von Jänner 1911 bis Juli 1912 machte sie im Auftrag der MAkad. eine Ausbildung bei É. Jaques-Dalcroze in Hellerau bei Dresden/D, um danach nach seinen Methoden an der MAkad. zu unterrichten. Am 1.5.1914 wurde sie zur Lehrerin für Rhythmische Gymnastik und Gehörbildung bestellt. 1938–47 unterrichtete sie Klavier als Nebenfach, 1946/47 auch einige Hauptfachstudierende. 1947–52 unterrichete sie wieder Rhythmische Gymnastik und Gehörbildung sowie zusätzlich 1948/49 Musikalische Gehörbildung am Max Reinhardt-Seminar.


Ehrungen
Treudienstehrenzeichen 2. Stufe 1942.
Literatur
R. Huber-Wiesenthal, Die Schwestern W. Ein Buch eigenen Erlebens 1934; Raab 1994; Czeike 5 (1997); Taufbuch der Pfarre Schottenfeld 1890, fol. 19; Mitt. Archiv MUniv. Wien (4/2023).


Berta: * 10.8.1892 Wien, † 2.10.1953 Stockerau/NÖ. Tänzerin. Bildete ab 1910 mit ihrer Schwester Elsa ein Tanzduo. 1918 kam die jüngere Schwester Martha dazu. Spätestens 1926–35 Inhaberin einer Schule „für künstlerischen Tanz und Körperbildung“ in Wien VIII, Piaristengasse 45, in der Schwester Martha für die Musik verantwortlich war.


Literatur
R. Huber-Wiesenthal, Die Schwestern W. Ein Buch eigenen Erlebens 1934; Raab 1994; Czeike 5 (1997); Die Bühne 102 (1926), 55; Der Tag 5.10.1930, 20; Verordnungsbl. des Stadtschulrates für Wien 1.2.1936, 15.


Martha Wilhelmine Gudrun (Marta, gesch. Liebl): * 9.1.1902 Wien, † 8.2.1996 Wien. Tänzerin, Geigerin, Pianistin. Erster öffentlicher Auftritt als Tänzerin im November 1915. Ab 1918 bildete sie mit ihren beiden älteren Schwestern Elsa und Berta ein Tanztrio, mit dem sie im März 1919 erstmals in Graz auftrat. Darüber hinaus trat sie auch als Geigerin an die Öffentlichkeit, erstmals im Oktober 1924 gemeinsam mit A. Ast. Ihr Debüt als Solistin gab sie im November 1927. Mit ihrer Schwester Berta betrieb sie ab spätestens 1926 eine Tanzschule, in der sie als Pianistin tätig war. 1927/28 2. Geigerin des Kolbe-Quartetts (neben M. Kolbe-Jüllig (V. 1], L. Hammerschlag [Va.] und Leontine Gärtner [Vc.]). Als Geigerin war M. W. auch auf Radio Wien zu hören. 1937 arbeitete sie als Korrepetitorin in den Tanzkursen ihrer Schwester Grete und sorgte später für die Klavierbegleitung bei Aufführungen von deren Schülerinnen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs trat sie als Klavierbegleiterin an die Öffentlichkeit. 1950 hatte sie die musikalische Leitung einer Amerika-Tournee der fünfköpfigen Tanzgruppe Wiesenthal inne. Von 1.8.1921 bis 26.7.1928 war sie mit dem Journalisten Zeno Guido Paul Maria Liebl (* 6.2.1893 Wien, † ?.12.1979 [Ort?]) verheiratet.


Literatur
R. Huber-Wiesenthal, Die Schwestern W. Ein Buch eigenen Erlebens 1934; Raab 1994; Czeike 5 (1997); Neues Wr. Tagbl. 20.11.1915, 13, 6.1.1918, 16; Wr. Abendpost 18.1.1918, 4; Grazer Volksbl. 5.3.1919, 8; Der Tag 12.11.1927, 11; Neues Wr. Journal 16.11.1927, 12, 16.9.1928, 30; Radio Wien 6.9.1929, XII; Die Bühne 460 (1937), 40f, 57; Wr. Morgenztg. 7.10.1924, 8; Arbeiter-Ztg. 11.9.1946, 4; Weltpresse 22.4.1950, 8; Taufbuch der Pfarre Ober St. Veit 1902–06, fol. 11; Trauungsbuch der Pfarre Ober-St. Veit (Wien XIII) 1917–22, fol. 228 u. Maria Hietzing (Wien XIII) 1920–22, fol. 116; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Gunhild Oberzaucher-Schüller
Letzte inhaltliche Änderung
8.1.2024
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Gunhild Oberzaucher-Schüller, Art. „Wiesenthal, Schwestern‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 8.1.2024, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e6e5
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
© ÖNB
© ÖNB
Grete Wiesenthal mit C. Krauss während einer Probe des Taugenichts in der Wiener Staatsoper (Die Stunde 6.6.1930, [7])© ANNO/ÖNB
Martha, Elsa und Berta Wiesenthal (Die Stunde 29.10.1925, 5)© ANNO/ÖNB
Martha Wiesenthal (Moderne Welt 7/15 [1926], 18)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x0001e6e5
GND
Wiesenthal, Grete: 118771663
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Wiesenthal, Elsa: 117368962
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Wiesenthal, Berta: 130027669
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Wiesenthal, Martha: 130179760
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag