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Winterberg, Winterberg, true Robert Anton
* 1884-02-2727.2.1884 Wien, † 1930-06-2222.6.1930 Töpchin/Brandenburg (Mittenwalde-Töpchin/D). Komponist, Pianist, Dirigent, Theaterleiter. W. wurde als Sohn des Journalisten Friedrich W. (1835–1908), der aus Jungbunzlau (Mladá Boleslav/CZ) stammte und in den 1870er Jahren die Zeitung Wiener Kommunalblatt gegründet hatte, und Pauline Schönfeld geboren. Schon im Alter von 14 Jahren, am 22.9.1898, trat er aus der Jüdischen Kultusgemeinde aus. W. war angeblich ein Schüler G. Mahlers sowie von R. Fuchs und H. Grädener (nicht am Konservatorium der GdM). Seine ersten Kompositionen, die er bereits im Alter von 15 Jahren schrieb, darunter Lieder, eine Sonate und ein Quartett, wurden im Hause seines Vaters (Mühlgasse 24, Wien IV.) aufgeführt. Die erste öffentliche Aufführung von W.s Kompositionen fand im Ehrbar-Saal statt, Olga von Türk-Rohn und Josef Schwarz interpretierten dabei einige seiner Lieder. Türk-Rohn begleitete W. noch auf manchem Konzert, und 1906 wurden die beiden von Königin Elisabeth von Rumänien auf ihre Sommerresidenz bei Sinaia/RO geladen, wo die Sängerin einige Lieder des Komponisten zum Besten gab. Zu W.s Förderern gehörte auch die Vereinigung kunstliebender Studenten „Elweka“. 1909 schrieb er für das Deutsche Volkstheater die Musik zum Drama Die Frau des Rajah. Nach dem Tod seines Vaters 1908 auf sich selbst gestellt, begann er aber Operetten zu komponieren, da er sich davon größeren finanziellen Erfolg versprach. 1910 heiratete er die Schauspielerin und Sängerin Margarete Isbary (* 8.1.1886 [Ort?], † 11.3.1960 Bonn/D). Nach seiner ersten Operette Fasching in Paris, die am 13.5.1910 in Venedig in Wien uraufgeführt wurde, folgten im Jahr 1911 gleich drei weitere Premieren: Ihr Adjudant am Theater an der Wien, Madame Serafin am Neuen Operntheater in Hamburg/D (zwei Tage später am Johann Strauß-Theater in Wien) und Die Dame in Rot am Theater des Westens in Berlin. Da er in Wien nicht den gewünschten Erfolg erzielen konnte, begab er sich 1912 nach Berlin, wo er etwa zwei Dutzend Operetten schuf und für einige Zeit Direktor des Residenztheaters und 1926 auch des Zentraltheaters war. Am erfolgreichsten waren seine Operetten Die Dame vom Zirkus (1919) und Günstling der Zarin (1921). Seine Werke wurden außerhalb Berlins auch in Dresden/D, Graz, Prag und Riga aufgeführt. Einige Aufführungen seiner Werke dirigierte der Komponist selbst. Auch in Wien wurden einige seiner Operetten beliebt, wie Die schöne Schwedin, die am 31.1.1915 am Theater an der Wien Premiere hatte. Am 27.2.1925 heiratete er Hedwig Russak in Berlin. W. litt über Jahre hinweg an einer schweren Lungenkrankheit, von der er sich auch nach einem Kuraufenthalt in Davos/CH nicht erholen konnte. An den Folgen der Krankheit verstarb er in der Villa des Ziegeleibesitzers Gustav Heilmann.
Werke
Lieder (Gefunden op. 5/1 [1909, T: Johann Wolfgang von Goethe], Es ist ein Lied gekommen [T: Otto König], Repertoire des Kabaretts „Pêle Mêle“ [1910, T: Benno Vigny/R. W.; Zyklus: Das Fliederzweiglein: Blanchettchen ging des Morgens aus; Das war eine kleine Comtesse; Die drei Marken: Durchs Zimmer lüstern ein Flüstern schwirrt; Indiscretion: Die Juden liebt man, wie bekannt; Nuance: Madleinchen war beim Kabarett; Warum? Wohin? So so! Na ja dann: Ein schwerer Parfümduft]; Bühnenwerke (Die Frau des Rajah [Drama, 1909, T: Paul Wertheimer], Fasching in Paris [Operette, 1910, T: B. Vigny/Louis Windhopp], Ihr Adjudant [Operette, 1911, T: R. Österreicher/Franz von Schönthan], Madame Serafin [Operette, 1911, T: B. Granichstaedten/Georg Okonkowski], Die Dame in Rot [Operette, 1911, T: J. Brammer/A. Grünwald], Die Frauen von Monte Carlo [Operette, 1912, T: Alfred Deutsch-German], Hoheit-der Franz! [Musikalische Groteske, 1913, T: Arthur Landsberger/Willi Wolff], Unsere Feldgrauen [Zeitbild, 1914, T: Alfred Müller-Förster/Josef Bendiner], Die schöne Schwedin [Operette, 1915, T: J. Brammer/A. Grünwald], Die Blumen der Maintenon [Musikalisches Lustspiel, 1916, T: Eddy Beuth/Reinhard Bruck], Probescheidung [Operette, 1916, T: Jean Kren/Alfred Schönfeld], Der sanfte Hannibal [Operette, 1917, T: Arthur Lokesch/A. Müller-Förster], Graf Habenichts [Operette, 1918, T: Bernhard Buchbinder/J. Kren], Die Circe und die Schweine [Musikalischer Schwank, 1919, T: M. Brod], Der dumme Franzl [Volksstück, 1919, T: R. Bruck], Die Dame vom Zirkus [Operette, 1919, T: B. Buchbinder/J. Kren], Günstling der Zarin [Operette, 1921, T: Hermann Feiner/Richard Keßler/Heinrich Stobitzer], Der blonde Engel [Schwank, 1921, T: R. Keßler/A. Rebner], Die Herren von und zu … [Operette, 1922, T: J. Kren/Richard Bars], Die Teufelstänzerin [Operette, 1923, T: R. Bars/J. Kren], Anneliese von Dessau [Operette, 1924, T: R. Keßler], Die offizielle Frau [Operette, 1925, T: R. Keßler], Der letzte Kuß [Operette, 1925, T: J. Brammer/A. Grünwald], Der alte Dessauer [Operette, 1926, T: R. Keßler], Der Trompeter vom Rhein [Volkstümliches Singspiel 1926, T: Cornelius Bronsgeest/August Neidhardt, nach Melodien von Victor Ernst Neßler]).
Literatur
K. Ploog, … Als die Noten laufen lernten …, 2. Teil, Bd. 1.2 (2015), 201f u. Bd. 1.3 (2019); Kosch 6 (2008); A. Fischer (Hg.), Die Musikstätten Österreichs 1928, 59; Arbeiter-Ztg. 13.5.1910, 8; Der Humorist 10.3.1911, 2, 20.8.1911, 5, 11.11.1912, 6, 10.12.1912, 5, 10.12.1914, 3, 10.12.1914, 3, 10.3.1915, 2, 20.1.1915, 3, 11.11.1918, 2, 18.2.1922, 6, 8.3.1923, 4, 23.12.1925, 10; Die Lyra 15.5.1906, 229; Grazer Tagbl. 22.8.1925, 5; NFP 22.5.1910, 25, 31.1.1915, 20; Neues Wr. Journal 24.6.1930, 3f; Prager Tagbl. 17.5.1922, 5; Signale f. die musikalische Welt 1926, 1261; Sport und Salon 11.8.1906, 13; Wr. Salonbl. 29.5.1909, 16; Wr. Ztg. 15.11.1908, 4; Der Tag 25.6.1930, 7; Wr. Journalisten- u. Schriftsteller-Verein „Concordia“. Rechenschaftsbericht und Rechnungsabschlüsse f. das Verwaltungsjahr 1908, 17f; Geburtsbuch der IKG Bd. J 1883/84, RZ 2382; eigene Recherchen (Kreisarchiv Landkreis Dahme-Spreewald/D 8, Bestand A-7 Personenstandsregister, Standesamt Motzen Nr. S8, Sterbeurkunde R. W.; Lehmann-Adressbuch 1899 u. 1910; Kat. ÖNB-Musikslg.).

Autor*innen
Gabriele Teufner
Letzte inhaltliche Änderung
14.10.2021
Empfohlene Zitierweise
Gabriele Teufner, Art. „Winterberg, Robert Anton‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.10.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003ceb47
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Der Humorist 10.3.1911, [1]© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003ceb47
GND
Winterberg, Robert Anton: 119429225
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