Bereits 1420 wird in Venedig ein Meister Andreas als Verfertiger von cornetti erwähnt. Vom 15. bis zur 2. Hälfte des 17. Jh.s war der Z. eines der beliebtesten und wichtigsten Instrumente. Immer wieder wird die klangliche Nähe zur menschlichen Stimme hervorgehoben. Dieser besonderen Eigenschaft ist wohl zuzuschreiben, dass der Z. bis ins 18. Jh. zusammen mit Posaunen oft colla parte mit den Sängern geführt wurde. Die Einsatzbereiche des Z.en waren vielfältig, so spielte er sowohl in der Kirche, bei Tänzen, beim Turmblasen, bei Turnieren und in der Kammermusik eine wichtige Rolle. Zu Beginn des 17. Jh.s etablierte er sich, von Italien ausgehend, zu einem mit der aufkommenden Violine gleichberechtigten virtuosen Soloinstrument. Gegen Ende des 17. Jh.s allerdings wurde die junge Barockoboe (Oboe) zu seiner schärfsten Konkurrentin. Eine Renaissance des Z.en begann nach dem Ersten Weltkrieg mit Georg Schünemanns Historischen Konzerten in Berlin, bei denen Paul Hindemith den Z. spielte. Heute (2006) werden Z.en fachmännisch nachgebaut, an einigen europäischen Institutionen, allen voran an der Schola cantorum Basiliensis/CH, unterrichtet und von einer Reihe von professionellen Musikern auf höchstem Niveau geblasen.
Auf österreichischem Boden finden sich sehr frühe Hinweise auf die Verwendung von Z.en. Spätestens seit der Zeit Hzg. Sigismunds (1446–90), als „Jeronimus, Zinkenplaser von Bayern“ 1483 für seine Dienste entlohnt wurde, ist am Innsbrucker Hof das Z.en-Spiel nachweisbar, welches bis zum Tode des Hofzinkenisten Andreas Rastpichler 1716 besonders eifrig gepflegt wurde. In dieser Zeitspanne von etwas mehr als 200 Jahren sind in den Hofarchiven nicht weniger als 42 Zinkenisten verzeichnet, die aus den Niederlanden, Italien (Venedig und Mailand), Böhmen und der Schweiz stammten. Innsbruck kann mit Recht als eines der bedeutendsten europäischen Zentren des Z.en-Spiels angesehen werden. Es gab einen ständigen Wechsel fahrender Zinkenisten und detaillierte Nachrichten über die Z.en-Spieler anderer Höfe. Die Instrumente bezog man vornehmlich aus Oberitalien (Venedig und Genua) sowie aus Nürnberg/D. Die Holzschnittdarstellung der Musica Canterey aus dem Triumphzug K. Maximilians I. von Hans Burgkmair d. Ä. (um 1516) sowie die Titelseite zum Weisskunig (1516) zeigen den „Maister vnnder den Zynngken“, Augustin Schubinger, einen der berühmtesten Zinkenisten aller Zeiten. Auch am Kaiserhof und am innerösterreichischen Hof in Graz, wo im Kapellinventar von 1577 nicht weniger als 26 krumme und stille Z.en in mehreren Größen und Stimmungen verzeichnet sind, gehörten Zinkenisten zum fixen Bestandteil der Kapellen.
Z.en spielen in instrumental bzw. vokal-instrumental besetzten Ensembles sehr oft in Kombination mit Posaunen, im 16. und frühen 17. Jh. ist aber auch das Zusammenspiel mit Schalmeien, Pommern und Dulzianen (Fagott) belegt. So enthalten die Stimmbücher der sechsstimmigen Motette Domine Deus rex magne des Grazer Hofkapellmeisters A. Padovano aus 1579 (D-Rp, Ms 775b) den Vermerk „3 Pumert [Pommer], 2 Zingen, ain Pusaun“.
Archivalische Quellen und z. T. noch erhaltene Instrumente bezeugen die häufige Verwendung von Z.en auch außerhalb des höfischen Bereichs, wie z. B. als Instrument der Thurner und Stadtpfeifer größerer Städte oder als wichtiger Bestandteil des Kirchenmusikensembles mehrerer Klöster, wie z. B. Kremsmünster, aus dessen Besitz um 1836 dem Oberösterreichischen Landesmuseum zwei stille Z.en, zwei krumme Z.en und zwei Quart-Z.en übergeben werden mussten, oder St. Lambrecht, aus welchem zwei krumme Z.en (einer davon aus Elfenbein) stammen, die sich heute in der Sammlung des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum befinden. Weitere erhaltene Instrumente befinden sich in der Sammlung alter Musikinstrumente des KHM in Wien (22 verschiedene Z.en aus dem 16. und 17. Jh., meist aus Italien sowie ein österreichischer Serpent aus dem frühen 19. Jh.), im Museum Carolino Augusteum in Salzburg (ein Quart-Z., zwei krumme Z.en) und im Stift Göttweig (ein krummer Z. aus Elfenbein).
Während in Italien das virtuose Z.-Spiel in der 2. Hälfte des 17. Jh.s deutlich zurückging, erlebte es in Deutschland und Österreich eine große Blütezeit. Exponierte Z.-Partien finden sich sowohl in größer besetzter Kirchenmusik als auch in Ensemble-Sonaten und Tafelmusiken von A. Bertali, H. I. F. Biber, J. H. Schmelzer, V. Fux, A. Poglietti u. a. In ähnlicher Funktion wie bei Claudio Monteverdis Orfeo (1607) werden Z.en und Posaunen in M. A. Cestis Wiener Prunkoper Il pomo d’oro (1668) und noch 1762 in der Wiener Fassung von Ch. W. Glucks Orfeo ed Euridice für die Unterweltszenen eingesetzt.
Der Serpent dürfte im 17. Jh. in Österreich noch keine Rolle gespielt haben. Erst nach der Mitte des 18. Jh.s erscheint er gelegentlich als Blasinstrument der tiefsten Lage in der Marschmusik (Blasorchester). J. Haydn schreibt den Serpent in einigen Märschen (z. B. March for the Prince of Wales, Hob. VIII:3, 1792; March for the Royal Society of Musicians, Hob. VIII:3bis, 1792) und in den – auch I. J. Pleyel zugeschriebenen – Feldparthien Hob. II:44, 45 und 46 vor, deren letzte den Chorale St. Antoni enthält, welchen J. Brahms zur Grundlage seiner Haydn-Variationen, op. 56 wählte.
G. Karstädt in AfMf 2 (1937); Kellner 1956; Federhofer 1967; F. R. Overton, Der Z. 1981; Beiträge v. E. H. Tarr , B. Dickey/M. Collver u. P. Leonards in Basler Jb. f. historische Musikpraxis 5 (1981); MGG 9 (1998).