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Pachelbel, Pachelbel, true Johann
get. 1.9.1653 Nürnberg/D, begr. 9.3.1706 Nürnberg. Organist und Komponist. P. erhielt eine gediegene humanistische Ausbildung, u. a. ab 1670 in Regensburg/D, wo er neben seinen Studien am Gymnasium poeticum Unterricht bei Kaspar Prentz, einem Schüler J. C. Kerlls, nahm, der ihn vermutlich u. a. mit der neuesten italienischen Musik vertraut machte. Möglicherweise auf Anraten oder Vermittlung von Prentz begab sich P. nach Wien, wo er nach (dokumentarisch bislang nicht verifizierten) Berichten u. a. bei Johann Gottfried Walther (Musicalisches Lexicon 1732) und Johann Mattheson (Grundlage einer Ehrenpforte 1740) seit 1673 Hilfsorganist am Wiener Stephansdom (St. Stephan) und Schüler Kerlls war. 1677 begann P.s jahrzehntelange erfolgreiche Karriere als höfischer und städtischer Organist an verschiedenen Orten Süd- und Mitteldeutschlands (1677 Eisenach, 1678 Erfurt, 1690 Stuttgart, 1692 Gotha, 1695 ).

P., der auch als Lehrer eine breite und nachhaltige Wirkung entfaltete, zählte zu den bedeutendsten deutschen Komponisten der 2. Hälfte des 17. Jh.s. Insbesondere war sein umfangreiches, einzelne Genres wie die Choralvariation (Variation) und die Clavierfuge (neu; Fuge) definierendes Schaffen von prägendem Einfluss auf J. S. Bach. Sein Komponieren zielt auf die Verbindung norddeutsch-protestantischer und süddeutsch-österreichischer Traditionen. Diese doppelte Ausrichtung hat P. mit der Widmung seines Hexachordum Apollinis, einer Sammlung von Claviervariationen aus 1699 (s. Tbsp.), an Dietrich Buxtehude und an den kaiserlichen Hoforganisten F. T. Richter programmatisch zum Ausdruck gebracht. Speziell P.s Toccaten, z. T. auch die (am durezze e ligature-Stil orientierten) Fantasien und die Ricercare basieren auf der italienisch-österreichischen Claviermusik der Linie Frescobaldi – Froberger – Kerll. Französische Stilelemente u. a. in den Claviersuiten könnten über das Werk von J. J. Froberger bzw. dessen Wiener Nachfolgern vermittelt worden sein. Weiterhin wurden Anleihen am Stil der Wiener Kirchenmusik in den konzertierenden Magnificat-Vertonungen festgestellt, die P. für die protestantische Vesperliturgie in Nürnberg schuf.


Werke
Orgel- und Clavierwerke (Toccaten, Präludien, Fugen, Ricercare, Ciacconen, Choralvorspiele und -variationen, Magnificatfugen; Suiten, Variationen), Ensemblepartiten, Arien, Messen, Motetten, geistliche Konzerte, Vesperkompositionen (insbesondere Magnificats).
Literatur
MGG 10 (1962); NGroveD 18 (2001); H. H. Eggebrecht in AfMw 11 (1954); E. V. Nolte, The Instrumental Works of J. P., Diss. Northwestern Univ. 1954; A. Edler, Gattungen der Musik für Tasteninstrumente 1 (1997); K. J. Welter, J. P.: organist, teacher, composer. A critical reexamination of his life, works and historical significance, Diss. Harvard Univ. 1998.

Autor*innen
Markus Grassl
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Markus Grassl, Art. „Pachelbel, Johann“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dc1f
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Grabstein auf dem Rochusfriedhof in Nürnberg© Hermann Zwanzger
© Hermann Zwanzger
HÖRBEISPIELE

Aria prima aus dem Hexachrodum Apollinis für Tasteninstrumente, 1699
© 2004 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

Gelobet seist du, Jesu Christ
© 2011 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

DOI
10.1553/0x0001dc1f
GND
Pachelbel, Johann: 119456613
OBV
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