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Maiblasen
Anspielen von Haus zu Haus oder Aufspielen für die Ortsbevölkerung durch eine Blaskapelle oder eine kleinere Bläserformation in der Zeit rund um den 1. Mai. Das als Ehrung empfundene Ständchen wird durch Bewirtung und Geldspenden entgolten. Im gegenwärtigen Blasmusikwesen wird diese Geldspende als verdiente Unterstützung der örtlichen Blaskapelle für das ganze Jahr hindurch geleistete kostenlose Dienste empfunden. Dieser musikalische Absammelbrauch, oft als „Tag der Blasmusik“ bezeichnet, ist nur in einigen Regionen mit dem 1. Mai verbunden; ein weiterer beliebter Termin ist der Florianitag am 4. Mai. Der Ausdruck „M.“ oder „Maianblasen“ ist hauptsächlich im Tiroler Unterland verbreitet. Dass der Brauch ältere Wurzeln hat, zeigt der Formenschatz beim „Moidnpfeifn“ (= Maienpfeifen) in Kastelruth/Südtirol, wo die Musikanten mit Eiern entlohnt werden, die der „Aufheber“ mit vielen „Vergelt’s Gott“ und guten Wünschen für Haus, Stall und Feld entgegennimmt. Als Musik verwenden die Musikanten da wie dort beliebte Stücke (meist Märsche) aus ihrem Repertoire. Ein spezielles Lied, das ’S Mailüfterl, steht im Zentrum des „Mailüfterl-Blasens“ in Ternitz/NÖ, das in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai von einer kleinen Bläsergruppe vor den Häusern dargebracht wird. Dabei handelt es sich um einen Mundarttext des Dichters Anton Freiherr v. Klesheim von 1846, der 1853 von J. Kreipel vertont wurde. Das Lied war einstens sehr populär und erscheint wegen der Assoziationen zum 1. Mai im Repertoire von Arbeitersängern und Arbeitermusikvereinen (Arbeiter-Musikbewegung).
Literatur
W. Deutsch, Die Volksmusik in Niederösterreich. Die überlieferten Musikformen in der Gegenwart 1981; G. Riedel, Franz Baumer. Das Leben eines Klarinettisten und Volksmusikanten, masch. Seminararbeit Wien 1973; F. Haider, Tiroler Volksbrauch im Jahreslauf 1968; B. Ehold, Weisenblasen im Bezirk Neunkirchen, Dipl.arb. Wien 1991.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Maiblasen‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d86d
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001d86d
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