Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Akustik
Von griechisch akouein = hören, Lehre vom Hörbaren (vom Schall und seinen Wirkungen); gemäß den entsprechenden Teilgebieten von Physik, Medizin und Psychologie sind physikalische (oft als „eig. A.“ angesehen), physiologische und psychologische A. zu unterscheiden. Ein Anschluss an Pionierleistungen wie z. B. eines Joseph Sauveur in Frankreich oder Hermann v. Helmholtz in Deutschland wurde in Österreich erst relativ spät gefunden (C. Stumpf). Auch scheint die A. als solche (im Gegensatz zu dem Hugo Riemanns, 1908) in G. Adlers System der Musikwissenschaft (1885) nicht explizit auf, sondern wird hier gewissermaßen vorausgesetzt bzw. bei den „Mutterdisziplinen“ belassen. Die Entwicklung der Vergleichenden Musikwissenschaft brachte es jedoch mit sich, dass sich auch hier ein Fachverständnis durchsetzte, das Grundlagenforschungen nicht ausschließt, in der Lehre vermittelt, zuletzt aber auch in der Forschung zunehmend Bedeutung erlangte, insbesondere auf den Gebieten Klangforschung und Psychoakustik. Auch als die Musik im frühen 20. Jh. geradezu eine Art Modellvorstellung der österreichischen Philosophie lieferte (z. B. Otto Neuraths„Orchestrierung der Wissenschaften“), hatte neben der Ästhetik einerseits (z. B. hatte Johann Friedrich Herbart die Musikästhetik als Paradigma aller Ästhetiken angesehen, E. Hanslick großen Wert auf Übereinstimmung mit Helmholtz gelegt) und privaten musikalischen Ambitionen einzelner Philosophen (z. B. Herbart, A. v. Meinong, E. Mach, Christian v. Ehrenfels, K. Popper, L. Wittgenstein) andererseits die A. im Sinne der betont empiristischen Wurzeln der österreichischen Philosophie eine bedeutsame Rolle gespielt (E. Mach). Daher ist der gesteigerte Einfluss akustischer Zusammenhänge auf das Komponieren selbst (Komposition, Kompositionslehre) seit etwa 1900 weder verwunderlich noch kaum zu überschätzen, z. B. die Rolle des Teiltonspektrums in der künstlerischen Argumentation (besonders in und seit der Zweiten Wiener Schule), Klang und Klangfarbe (J. M. Hauer) als selbständiger Parameter der Musik neben Ton und Tonbeziehungen (Klangfarbenmelodie, Serielle Musik), die Übertragung von Reihentechniken auf mehrere Bestimmungsstücke und Eigenschaften der Musik (Reihe), die künstlerische Nutzung experimenteller Versuchsanordnungen in der zeitgenössischen Kunstszene (ars electronica), die Rolle von Synästhesien sowie elektroakustische und elektronische Musik (auch Haus der Musik).
Literatur
Riemann 1967; K. Blaukopf (Hg.), Wissenschaftliche Weltauffassung und Kunst 12 (1995–96); W. Graf, Die musikalische Klangforschung 1969; J. Sauveur, Principes d’acoustique et de musique 1701; E. F. F. Chladni, Die A. 1802; H. v. Helmholtz, Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik 1863; E. Mach, Zwei populäre Vorlesungen über musikalische A. 1865; C. Stumpf, Tonpsychologie 1–2, 1883–90; H. Riemann, Grundriß der Musikwissenschaft 1908; J. M. Hauer, Über die Klangfarbe 1918.

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Akustik“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00020381
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.