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Zirner, Zirner, true Ernst Ludwig (Ludi)
* 1906-02-2727.2.1906 Wien, † 1971-02-099.2.1971 Urbana, Illinois/USA. Pianist, Opernregisseur. Der außereheliche Sohn von F. Schmidt und Ella (eig. Elise) Zwieback, seit 8.1.1899 verh. Zirner (* 12.10.1878 Wien, † 5.4.1970 New York/USA [begr. Wien]), wuchs mit seinen beiden älteren Halbgeschwistern in der Familie des Kaufmanns Alexander Zirner (* 3.5.1863 Fünfkirchen/Ungarn [Pécs/H], † 7.12.1924 Wien) auf und soll erst 1961 erfahren haben, dass dieser nicht sein leiblicher Vater war. Z.s Mutter Ella hatte 1896 am Konservatorium der GdM ein dreijähriges Klavierstudium bei H. Schmitt mit Auszeichnung abgeschlossen und dort F. Schmidt kennengelernt, mit dem sie eine Freundschaft verband, die sie auch nach ihrer Heirat pflegte. Zu den Hauskonzerten in ihrer Wohnung am Kärntnerring 3 (Wien I), in der ein Raum mit Illustrationen zu F. Schmidts erster Symphonie ausgestattet war, war auch der Komponist geladen, und beide musizierten miteinander. 1904 war sie Widmungsträgerin seiner Oper Notre Dame. Z. studierte an der Wiener MAkad. 1924–26 – angeblich gegen den Willen seiner Mutter – bei F. Schmidt Klavier und Musiktheorie, darüber hinaus erhielt er von ihm auch Privatunterricht. 1930–34 übernahm er die Kollektivprokura des familieneigenen Nobelmodengeschäfts Ludwig Zwieback & Bruder Co. in der Kärntnerstraße (Wien I), 1937 erneut. 1931 wurde er darüber hinaus Co-Geschäftsführer der neu gegründeten Konfektionswerkstätte Zwieback Ges.m.b.H., einer Schneiderei. Am 17.2.1939 emigrierte er mit seiner Mutter nach New York (Exil) und arbeitete dort zunächst als Verkäufer. Bis Kriegsende leistete er außerdem Militärdienst in der US Army, wo er in der Marching Band und im Orchester Klarinette (s. Abb.) und Glockenspiel (s. Abb.), die er sich höchstwahrscheinlich autodidaktisch beigebracht hatte, spielte, was ihm einen Fronteinsatz erspart haben dürfte. Am 3.2.1942 heiratete Z. in Manhattan, New York, die Kostümbildnerin Laura Beata Wärndorfer (* 17.10.1915 Günselsdorf/NÖ, † 14.9.1984 Wien [begr. Grundlsee/St]), eine Nichte Fritz Wärndorfers, des Mitbegründers der Wiener Werkstätte. Nach Kriegsende 1945 begann Z. ein Musikstudium an der University of Illinois in Urbana, bestand innerhalb kürzester Zeit mehrere Prüfungen und war am Ende des ersten Semesters Assistent an der School of Music. Am Ende des Jahres erhielt er den Bachelor of Music, ein Jahr darauf den Master. 1948 Gründer und Leiter des Opera Workshop (später Opera Group) an der University of Illinois in Urbana, um Studierenden Praxis in Opernliteratur und Bühnentechnik zu bieten. Neben zahlreichen „evenings of opera“ mit ausgewählten Opernszenen produzierte er rund 60 Opern, die, meist englisch gesungen, neben dem gängigen Opernrepertoire auch Werke zeitgenössischer Komponisten wie Boris Blacher, E. Krenek oder E. Toch umfassten. Seine Frau unterstützte ihn u. a. als Kostüm- und Bühnenbildnerin. An der School of Music wurde er 1950 Prof. und Leiter der Opernabteilung. Z. wirkte bei verschiedenen Musikfestivals als Produzent, Regisseur und Dirigent von Opern, viele davon amerikanische EA.en. Außerdem im Sommer 1962 „visiting professor“ an der Oper der Stanford University, Lehrtätigkeit an anderen amerikanischen Univ.en sowie künstlerischer Berater der American National Opera Company. Ab 1953 verbrachte die Familie regelmäßig Urlaube in Österreich, im Sommer 1963 flog Z. mit Chorstudenten seiner Univ. nach Europa und besuchte auch Venedig und Salzburg. Sein Sohn ist der Schauspieler August Z. (* 7.1.1956 Urbana), der ab Herbst 1973 gemeinsam mit Mona (eig. Monika) Seefried, Tochter der befreundeten I. Seefried, am Max-Reinhardt-Seminar in Wien ausgebildet wurde.
Literatur
L. Silverman, Becoming Austrians. Jews and Culture between the World Wars 2012; C. Nemeth, Franz Schmidt 1957; N. Tschulik, Franz Schmidt 1972, 17; M. Wührer-Jungbluth, Beflügelte Reisen. Mein Leben mit Friedrich Wührer 1981, 219f; A. Peterle/D. Fischman in A. Peterle (Hg.), Kauft bei Juden! Gesch. einer Wr. Geschäftskultur 2017; A. Zirner/A. Zirner, Ella und Laura 2021; Neues Wr. Tagbl. 28.8.1937, 12; Wr. Ztg. (Amtsbl.) 25.4.1930, 28; Neues Wr. Abendbl. 15.11.1934, 4; Geburtsbuch der IKG Wien 1907, RZ 362; https://de.wikipedia.org (7/2023); www.nachrichten.at (7/2023); https://ezwieback.com (7/2023); Mitt. Archiv MUniv. Wien (7/2023); eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; Wienbibliothek im Rathaus, Hss.slg., Nachlass Hans Weigel, ZPH 847/39, Z. Laura; ÖNB, Musikslg. unbekannter Zeitungsausschnitt 3.5.1997, F 257/1-49); Mitt. August Zirner (11/2023).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
13.11.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Zirner, Ernst Ludwig (Ludi)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 13.11.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e9628
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Ludwig Zirner ganz links am Glockenspiel© Privatarchiv August Zirner
© Privatarchiv August Zirner
© Privatarchiv August Zirner
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DOI
10.1553/0x003e9628
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