Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurden am 14.3.1938 die gewählten Vereinsorgane ihrer Funktion enthoben, die leitenden Angestellten entlassen und die nur nominell weiterbestehende GdM unter die kommissarische Leitung der NS-Gauleitung gestellt; im Mai 1939 wurde sie in die Staatstheater- und Bühnenakademie eingegliedert. Mit Dekret des Wiener Magistrats vom 30.4.1945 wurde die Selbständigkeit der GdM und ihre Vereinsstruktur wiederhergestellt.
Zweigvereine der GdM in Wien sind der Singverein der GdM in Wien und der Orchesterverein der GdM in Wien, die 1858 und 1859 gegründet wurden. In ihnen lebt das vokale und instrumentale Laienmusizieren, das anfangs die Konzerte der GdM dominiert hat, bis heute fort.
Seit 1859 bestellte die GdM einen „Konzertdirektor“, der anfangs als alleiniger Dirigent der Gesellschafts-Konzerte die volle künstlerische Verantwortung für diese trug und in der 1. Hälfte des 20. Jh.s nach und nach nur mehr einen Teil der Gesellschafts-Konzerte dirigierte, aber eine künstlerisch-moralische Autorität hatte. Der letzte Konzertdirektor war der 1950 auf Lebenszeit dazu berufene H. v. Karajan, unter dem sich der Funktions- zu einem Ehrentitel wandelte. Nach seinem Tod wurde bis dato (2001) kein Konzertdirektor mehr ernannt. Die bedeutendsten Inhaber dieser Funktion waren J. Herbeck, J. Brahms, H. Richter, F. Schalk und W. Furtwängler.
Als namhafteste Lehrer am Konservatorium der GdM sind zu nennen: A. Salieri, S. Sechter, A. Bruckner, E. Sauer, R. Heuberger. Zu seinen bekanntesten Schülern zählten J. Joachim, C. Goldmark, H. v. Herzogenberg, G. Adler, H. Wolf, G. Mahler und A. Zemlinsky. In der Leitung der GdM waren u. a. verantwortlich tätig: Franz Joseph Fürst Lobkowitz, M. Graf v. Dietrichstein, Fr. Schubert, R. G. Kiesewetter, L. Ritter v. Köchel, N. Dumba, A. v. Hoboken. Mitarbeiter des Archivs bzw. Archivdirektoren waren u. a. die Wissenschaftler A. Fuchs, G. Nottebohm, C. F. Pohl, E. Mandyczewski und K. Geiringer.
Archiv, Bibliothek und Sammlungen der GdM sind wie folgt gegliedert. Archiv: Musikaliensammlung (Autographe, Manuskripte, Drucke), Briefe, Aktenbestand. Bibliothek: Bücher, Zeitschriften. Sammlungen: Bildsammlung (Ölbilder, Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen, Graphiken, Fotografien, Medaillen, Büsten und Plastiken), Instrumentensammlung (historische und außereuropäische Musikinstrumente), Erinnerungsgegenstände und Ephemera. Von den hierher übernommenen Bibliotheken und (Teil-)Nachlässen seien nur erwähnt: Johann Gottfried Walther, A. Caldara, E. L. Gerber, A. Salieri, S. Sechter, C. Czerny, L. Ritter v. Köchel, J. Brahms, L. Bösendorfer, G. v. Einem. Immer wieder wurden und werden nicht nur bedeutende Sammlungen, sondern auch wichtige Einzelstücke angekauft.
Der Sitz der GdM ist das so genannte Musikvereinsgebäude (von den Wienern kurz nur „Musikverein“ genannt), 1867–70 nach einem Entwurf von Theophil Hansen errichtet (Wien I., Bösendorferstraße 12). In ihm haben die Wiener Philharmoniker, der Wiener Männergesang-Verein und die Jeunesse musicale Büros gemietet. In der Geschichte der GdM ist es schon das dritte eigene Gebäude.
C. F. Pohl, Die GdM des österreichischen Kaiserstaates 1871; R. v. Perger/R. Hirschfeld, Gesch. der K.K. GdM in Wien 1912; E. Mandyczewski, Zusatz-Band zur Gesch. der K.K. GdM in Wien 1912; R. Lach, Gesch. der Staatsakademie und Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien 1927; C. Lafite, Gesch. der GdM in Wien 1912–1937 [u.] H. Kraus, Die Slgn. der GdM in Wien 1937; H. Kralik, Das Buch der Musikfreunde 1951; E. Tittel, Die Wiener MHsch. 1967; W. Deutsch/G. Hofer, Die Volksmusikslg. der GdM in Wien 1969; O. Biba in O. Brusatti (Hg.), [Kgr.-Ber.] Schubert Wien 1978, 1979; O. Biba in F. Endler (Hg.), Wiener Musikverein 1987; O. Biba in S. Antonicek/O. Biba, [Kgr.-Ber.] Brahms Wien 1983 , 1988; E. Angyan et al., Goldene Klänge. Künstler im Musikverein 1995.