
Schallinger, Familie
Ewald Otto:
* 23.9.1873 Wien,
† 24.12.1958 St. Leonhard am Forst/NÖ.
Musikschulinhaber, Chorregent, Lehrer, Komponist.
Aufgewachsen in Wien IX als ehelicher Sohn des Wiener Handelsbuchhalters Josef Sch. und der aus Mattersburg/Ungarn (heute Bl) stammenden Rosalia, geb. Preiss. Er besuchte zumindest 1888–90 die Unterrealschule in Wien V, leistete seinen Wehrdienst im Festungsartillerieregiment Nr. 4 und wurde 1896 zum Leutnant der Artillerie in Evidenz ernannt (1915 Oberleutnant, 1917 Hauptmann in Evidenz). Ebenfalls 1896 gründete Sch. die MSch. Schallinger in Favoriten (Wien X), die er bis 1927 leitete und in der er u. a. das Orchester dirigierte. Darüber hinaus war Sch. zumindest 1896–1902 Mitarbeiter der Pfarre St. Elisabeth (Wien IV), zunächst als Archivar, ab 1900 als Kpm. (Nachfolger: V. Keldorfer). Hier folgten erste Aufführungen liturgischer Eigenkompositionen. Außerdem war er 1897–99 Musikdirektor des katholischen Jünglingsvereins Favoriten und 1901–16 Kpm. des von ihm gegründeten Musikvereins „Mozart“, der sich der „Pflege classischer Musik“ widmete mit dem Ziele, „edle classische Musik weiten Kreisen zuzuführen und damit Volk und Gemüth bildend zu wirken“, und seine satzungsgemäß alljährlichen fünf großen Symphoniekonzerte im Mozartsaal von Sch.s MSch. am Standort Landgutgasse 31 (Wien X) veranstaltete. 1905 erhielt Sch. die Stelle als erster Chorregent der Pfarre St. Anton von Padua (Wien X), an der er bis 1925 tätig war und für die er einschlägige Werke komponierte. Dem im März 1906 gegründeten Kirchenmusikverein „St. Anton von Padua“ stand er als künstlerischer Leiter vor und führte mit ihm jeden Sonntag eine große Messe auf. Als Gründungsmitglied der Ortsgruppe Wien des Österreichischen musikpädagogischen Verbands 1912 setzte sich Sch. darüber hinaus für die Anerkennung des Öffentlichkeitsrechts von Privatmusikschulen ein. Aufgrund seiner zahlreichen Funktionen und den daraus resultierenden Netzwerken war er prägend für das aufstrebende Musikleben von Favoriten. Dazu kam sein sozialer Sinn, der es der armen Bevölkerungsschicht des Bezirks ermöglichte, Musikunterricht zu erhalten. Bis 1917 fungierte er auch jahrelang als Armenrat. Möglicherweise um beruflich besser abgesichert zu sein, besuchte Sch. die Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt, die er 1905 mit der Reifeprüfung abschloss (Lehrbefähigung 1909). Bereits ab 1905/06 unterrichtete er an verschiedenen Knabenvolksschulen in Wien X (1905/06 Sonnleitnergasse, 1907–25 Rotenhofgasse, 1928 Herzgasse, 1932 Hebbelplatz), ab spätestens 1920 auch Gesang an Mittelschulen; endgültige Pensionierung 1941. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau (s. u.) heiratete er 1939 Maria Pienz (?), mit der er nach seiner Pensionierung nach St. Leonhard am Forst übersiedelte. Nach Kriegsende arbeitete Sch. ehrenamtlich an der Restaurierung der durch den Krieg beschädigten Noten des Kirchenarchivs St. Anton und erstellte für dieses Aufführungsmaterial. Darüber hinaus unterstützte er seine Schwiegertochter bei der Wiedereröffnung der MSch. Seine Tochter aus erster Ehe, Hertha Maria Ida (* 25.3.1900 Wien, † 12.10.1984 Offenburg/D), heiratete am 27.7.1919 H. Knöll, der am Tag davor Trauzeuge von Sch.s Sohn Walter (s. u.) gewesen war und die MSch. während Sch.s Kriegseinsatzes vorübergehend geleitet hatte.
Ehrungen
Belobende Anerkennung mit den Schwertern (Landwehr) 1917; Diplom für die mehr als 10-jährige Ausübung des Armenratsmandats 1918.
Belobende Anerkennung mit den Schwertern (Landwehr) 1917; Diplom für die mehr als 10-jährige Ausübung des Armenratsmandats 1918.
Werke
Weihnachtsoratorium; Messen und Messgesänge (Gradualien und Offertorien, darunter u. a. Adjuvabit, Diffusa est gratia, Gaudete in Domino, Qui sedes Domine, Benedixisti Domine, Viderunt omnes, Lauda Jerusalem); Requiem f. Männerchor.
Weihnachtsoratorium; Messen und Messgesänge (Gradualien und Offertorien, darunter u. a. Adjuvabit, Diffusa est gratia, Gaudete in Domino, Qui sedes Domine, Benedixisti Domine, Viderunt omnes, Lauda Jerusalem); Requiem f. Männerchor.
Literatur
Das Vaterland 17.10.1896, 12, 26.11.1897, 11, 30.12.1898, 10; Neues Wr. Journal 29.3.1902, 10, 1.10.1905, 14, 26.11.1906, 13, 16.12.1906, 13, 31.10.1909, 21; Wr. Neueste Nachrichten 8.6.1897, 5; Reichspost 9.2.1906, 2; 24.3.1906, 3, 7.11.1909, 11, 5.5.1912, 35, 30.10.1913, 12; Arbeiter Ztg. 3.7.1912, 9; Grazer Tagbl. 20.6.1914, 7, 29.4.1917, 14; Feldbl. 21.11.1917, 5; Die Zeit 20.12.1914, 21; Wr. Allgemeine Ztg. 21.4.1911, 5; Vom hohen k.k. Landesschulrathe concessionirte Privat-Musikschule Schallinger für Violine, Clavier, Sologesang, Musiktheorie und Musikwissenschaft. Wien X. Laxenburgerstraße Nr 22 [Götzgasse Nr 2]. (Director Ewald Otto Schallinger.) 1896/97 u. 1902/03 [Prospekt]; Taufbuch der Pfarre Rossau (Wien IX) 1852–54, fol. 295, 1873–75, fol. 76; Trauungsbuch der Evangelischen Pfarre A. B. (Wien III) 1919, RZ 129; Sterbebuch der Pfarre St. Johann Evangelist (Wien X) 1929, fol. 13; www.acta.musicologica.cz (3/2024); eigene Recherchen (Wr. Lehrerbuch 1925; Personal-Standesausweis der Niederösterr. Lehrerschaft Jg. 8 und 9 (1912/13); Wr. Kommunal-Kalender und städtisches Jb.; Amtsbl. der Stadt Wien; Hb. der Stadt Wien; Lehmann-Adressbücher; www.anno.onb.ac.at); Mitt. Standesamt St. Leonhard am Forst (6/2022); Mitt. Ludwiga Reich (3/2024).
Das Vaterland 17.10.1896, 12, 26.11.1897, 11, 30.12.1898, 10; Neues Wr. Journal 29.3.1902, 10, 1.10.1905, 14, 26.11.1906, 13, 16.12.1906, 13, 31.10.1909, 21; Wr. Neueste Nachrichten 8.6.1897, 5; Reichspost 9.2.1906, 2; 24.3.1906, 3, 7.11.1909, 11, 5.5.1912, 35, 30.10.1913, 12; Arbeiter Ztg. 3.7.1912, 9; Grazer Tagbl. 20.6.1914, 7, 29.4.1917, 14; Feldbl. 21.11.1917, 5; Die Zeit 20.12.1914, 21; Wr. Allgemeine Ztg. 21.4.1911, 5; Vom hohen k.k. Landesschulrathe concessionirte Privat-Musikschule Schallinger für Violine, Clavier, Sologesang, Musiktheorie und Musikwissenschaft. Wien X. Laxenburgerstraße Nr 22 [Götzgasse Nr 2]. (Director Ewald Otto Schallinger.) 1896/97 u. 1902/03 [Prospekt]; Taufbuch der Pfarre Rossau (Wien IX) 1852–54, fol. 295, 1873–75, fol. 76; Trauungsbuch der Evangelischen Pfarre A. B. (Wien III) 1919, RZ 129; Sterbebuch der Pfarre St. Johann Evangelist (Wien X) 1929, fol. 13; www.acta.musicologica.cz (3/2024); eigene Recherchen (Wr. Lehrerbuch 1925; Personal-Standesausweis der Niederösterr. Lehrerschaft Jg. 8 und 9 (1912/13); Wr. Kommunal-Kalender und städtisches Jb.; Amtsbl. der Stadt Wien; Hb. der Stadt Wien; Lehmann-Adressbücher; www.anno.onb.ac.at); Mitt. Standesamt St. Leonhard am Forst (6/2022); Mitt. Ludwiga Reich (3/2024).
Seine erste Frau
Wilhelmina (Wilhelmine, Minna) Barbara Franzisca (geb. Karmine): * 7.4.1874 Reindorf/NÖ [Wien XV], † 22.7.1947 Wien. Musikpädagogin, Musikschulinhaberin. Die Tochter eines k. k. Leibgardisten heiratete E. O. Sch. am 30.10.1898. Zu ihrer Musikausbildung ist nichts bekannt. 1927–39 leitete sie an der MSch. Sch. eine Privatlehranstalt für Mandolinenspiel, die auch das Gitarre-, Kontragitarre- und Lautenspiel umfasste. Spätestens ab 1934 war sie mit ihrer Schwiegertochter eingetragene Inhaberin der MSch. Sch.
Literatur
Verordnungsbl. des Stadtschulrates v. Wien 15.6.1927, 3, 15.2.1939, 6; Taufbuch der Pfarre Reindorf (Wien XV) 1874, fol. 176.
Verordnungsbl. des Stadtschulrates v. Wien 15.6.1927, 3, 15.2.1939, 6; Taufbuch der Pfarre Reindorf (Wien XV) 1874, fol. 176.
Sein Sohn
Walter Richard Otto: * 13.11.1895 Wien, † 31.3.1929 Wien. Lehrer, Musikpädagoge, Musikschulinhaber. Vorehelicher Sohn von E. O. Sch., von dem er vermutlich seine musikalische Ausbildung erhielt. Ein Tantum ergo des 13-Jährigen wurde 1909 an St. Anton von Padua aufgeführt. 1916 schloss er seine Lehrerausbildung an der Bundeslehrerbildungsanstalt in Krems mit der Reifeprüfung ab und unterrichtete danach an der Knabenvolksschule Herzgasse 27 (Wien X), später (nachweisbar ab 1920) an der Knabenvolksschule Alxingergasse (Wien X). 1919 trat er darüber hinaus als Lehrer in die MSch. Sch. ein. Im Dezember 1925 musikalischer Leiter der EA Der Musikant aus Rohrau, einem „Lebensbild“ J. Haydns (T: Otto Schemel) an der Favoritner Volksbühne. 1927 eröffnete er einen Musikinstrumenten- und Saitenhandel an der MSch. Sch., im selben Jahr übergab ihm sein Vater die MSch., der er bis zu seinem Tod vorstand.
Werke
Tantum Ergo.
Tantum Ergo.
Literatur
Verordnungsbl. des Stadtschulrates v. Wien 1.1.1928, 2; Kleine Volks-Ztg. 12.12.1925, 8; Taufbuch der Pfarre St. Johann Evangelist 1895 [Teil II], fol. 700, 1900, fol. 316; Trauungsbuch der Pfarre St. Anton von Padua (Wien X) 1919, fol. 247; eigene Recherchen (Niederösterreichische bzw. Wiener Lehrerbücher).
Verordnungsbl. des Stadtschulrates v. Wien 1.1.1928, 2; Kleine Volks-Ztg. 12.12.1925, 8; Taufbuch der Pfarre St. Johann Evangelist 1895 [Teil II], fol. 700, 1900, fol. 316; Trauungsbuch der Pfarre St. Anton von Padua (Wien X) 1919, fol. 247; eigene Recherchen (Niederösterreichische bzw. Wiener Lehrerbücher).
Dessen Frau
Ludovica Franziska (geb. Rupp, verw. Schallinger, verh. Reich): * 11.3.1902 Wien, † 7.2.1985 Wien. Musikschulinhaberin, Musikschulpädagogin. Tochter des aus der Südsteiermark stammenden Schlossers Christian Rupp (* 15.12.1867 St. Peter am Ottersbach/St, † 9.8.1954 Wien) und dessen Frau Ludowika, geb. Nedoluha (* 29.5.1869 Wien, † 22.2.1952 Wien), einer Hebamme. Erhielt als Kind Violine- und Klavierunterricht an der MSch. Sch. und besuchte die Handelsakademie in Wien. Im Alter von 17 Jahren heiratete sie am 26.7.1919 Walter Sch. Obwohl sie keine geprüfte Musikpädagogin war, unterrichtete sie an der MSch. Sch. Musiktheorie und übernahm nach dem Tod ihres Mannes 1929 deren Leitung. 1947 eröffnete sie die MSch. unter bescheidenen Verhältnissen erneut. Aufgrund ihres – auch sozialen – Engagements florierte die MSch. bald wieder. Seit 28.1.1943 in zweiter Ehe mit Ludwig Rudolf Reich verheiratet. Deren gemeinsame Tochter, die Germanistin Ludwiga Reich (* 1943 Wien), erhielt ihre Musikausbildung an der MSch. Sch., legte die Staatsprüfung für Klavier ab und unterrichtete über 20 Jahre an der MSch. Sch. Ihre Tochter Natascha lebt (2024) als Organistin und Orgelrestauratorin in den Niederlanden.
Literatur
Verordnungsbl. des Stadtschulrates v. Wien 15.1.1930, 5; Taufbuch der Pfarre St. Johann Evangelist 1902, fol. 193; Trauungsbuch der Pfarre St. Anton von Padua 1919, fol. 247; Mitt. Ludwiga Reich (3/2024).
Verordnungsbl. des Stadtschulrates v. Wien 15.1.1930, 5; Taufbuch der Pfarre St. Johann Evangelist 1902, fol. 193; Trauungsbuch der Pfarre St. Anton von Padua 1919, fol. 247; Mitt. Ludwiga Reich (3/2024).
Autor*innen
Monika Kornberger
Katharina Ressl
Katharina Ressl
Letzte inhaltliche Änderung
21.11.2024
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Katharina Ressl,
Art. „Schallinger, Familie“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
21.11.2024, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x003e0425
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