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Tlascal Tlascal true (eig. Tlaskal; Pseud. R. W. Tlascal), Rudolf Johann Evangelist
* 1896-09-033.9.1896 Wien, † 1965-12-055.12.1965 Wien. Komponist, Beamter, Verleger. Sohn eines aus Böhmen stammenden k. u. k. Militärbeamten, Anfang 1919 ließ er seinen Namen behördlich von Tlaskal auf T. ändern. Schüler von F. Schmidt (nicht an der MAkad.), R. Robert, Hans Daubrawa, C. Horn und Th. H.? Leschetizky. Als Artillerieoffizier nahm er ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil und erlitt 1916 eine schwere Kopfverletzung. Eine im Zusammenhang mit der Entstehungsgeschichte der Oper Sang-Po kolportierte Kriegsgefangenschaft in Sibirien bzw. Ostasien, wo in Zusammenarbeit mit R. E. Burgssun die ersten Teile der Oper Sang-Po nach einem chinesischen Stoff entstanden sein sollen, erscheint unwahrscheinlich bzw. ist nicht nachvollziehbar. Ein Aufenthalt in China zu Beginn der 1920er Jahre ist aber zumindest nicht grundsätzlich auszuschließen. Im Wiener Adressbuch ist T. erstmals 1923 (als Kapellmeister) zu finden, aber noch unter dem Namen Tlaskal. 1926 erscheint die Berufsangabe Komponist, 1928 wird er als Sekretär bezeichnet und 1929, bei seiner Heirat, als „Opernkomponist“. Spätestens ab 1933 war T. Beamter der AKM. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde er neben Otto Beran zu einem der beiden geschäftsführenden Direktoren der AKM (und in weiterer Folge der Wiener Einhebungsstelle der STAGMA) bestellt. Nachdem sein erstes Beitrittsansuchen zur NSDAP am 1.5.1941 abgelehnt worden war, erfolgte am 26.9.1942 doch seine Aufnahme, und zwar rückwirkend mit 1.1.1941. Bei der STAGMA war er noch 1942 tätig, für die spätere Zeit liegen keine Nachrichten vor. Nach seiner Entnazifizierung erhielt T. 1948 eine Konzession zur Führung eines Musikverlages in Wien XIV. T. war Mitglied des Wiener Schubertbundes. Die Oper Sang-Po reichte er erfolglos an der Staatsoper zur UA ein; die österreichische EA fand am 22.5.1925 im Wiener Konzerthaus statt. Eine Wiederholung der EA am 27.5.1925 war die erste Rundfunkübertragung aus dem Großen Saal des Konzerthauses. Noch 1935 erklangen Teile der Oper auf Radio Wien.
Ehrungen
Militär-Verdienstmedaille; Karl-Truppenkreuz 1917?; Verwundetenmedaille 1917?.
Werke
Chinesische Oper Sang-Po 1922 (T: R. E. Burgssun; UA 1925 Barcelona/E); Persische Oper El Aswab 1926 (T: Artur Anders; unaufgeführt?); Oper Giovanna 1938? (T: Karl Peroutka; unvollendet); Neuorchestrierung der Zwischenaktsmusik und des Leim-Liedes aus J. N. Nestroys Der böse Geist Lumpacivagabundus von A. Müller (EA 11.12.1924 Burgtheater); Orchesterwerke (Indischer Tempeltanz, Symphonische Dichtung Singapore), Chinesische Festhymne f. Männerchor und Orch. (UA 5.2.1927 Sophiensäle), Lieder mit Kl.- oder Orch.begleitung (Zyklus Japanischer Frühling), Wienerlied Ich schließ ins Herz, mein Wien, dich ein; Klaviermusik (Ballade); Jazz-Stücke.
Literatur
F-A 1936; A. Fischer (Hg.), Die Musikstätten Österreichs In Arbeit 1928, 58; C. M. Gruber, Opern-UA.en In Arbeit 3 (1977); F. C. Heller/P. Revers, Das Wr. Konzerthaus. Gesch. u. Bedeutung, 1913–1983, In Arbeit 1983, 84; H. Krones, Das Ende der „alten“ A.K.M. (März 1938), die Gründung der „neuen“ AKM (Juni 1945) und die Folgen In Arbeit 2014; Reichspost 10.12.1924, 10, 13.12.1924, 8, 25.1.1925, 10f, 2.2.1927, 10, 8.2.1927, 8; Die Stunde 21.1.1925, 6, 14.3.1925, 7, 18.3.1925, 7, 17.5.1925, 7, 22.7.1926, 7; Die Bühne 29.1.1925, 5ff; Neues Wr. Abendbl. 12.3.1925, 3; The Musical Times 1.8.1925, 748; Arbeiter-Ztg. 26.5.1926, 6; Neues Wr. Journal 10.7.1927, 21, 24.3.1936, 15; Neues Wr. Tagbl. 6.8.1929, 7, 24.9.1933, 17, 27.3.1938, 19; Radio Wien 19.7.1925, 3, 1.10.1925, 12, 1.12.1933, 27, 17.5.1935, 25, 24.5.1935, 3, 19.11.1937, 14; Anzeiger f. den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel 1.10.1948, 5; Taufbuch 1896 der Pfarre Reindorf (Wien XV), fol. 383; Trauungsbuch 1929 der Pfarre Rudolfsheim (Wien XV), fol. 44; ÖStA (AdR, Gauakt 225.667); https://oe1.orf.at/artikel/208496/Oper-fuer-die-Massen (5/2022); https://konzerthaus.at/datenbanksuche (5/2022); Mitt. AKM (5/2022); eigene Recherchen (www.onb.ac.at; Lehmann-Adressbücher; Kataloge der ÖNB).

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
4.7.2022
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Tlascal (eig. Tlaskal; Pseud. R. W. Tlascal), Rudolf Johann Evangelist‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.7.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003d8a81
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Die Bühne 29.1.1925, 6© ANNO/ÖNB
Der Tag 28.5.1935, 12© ANNO/ÖNB
Die Bühne 29.1.1925, 6© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003d8a81
GND
Tlascal (eig. Tlaskal; Pseud. R. W. Tlascal), Rudolf Johann Evangelist: 126950199
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