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Tolska, Tolska, true Marianne (geb. Maria Agnes Belokosztolszky, gesch. Schulz, gesch. Wengraf, verh. Golz-Goldlust)
* 1895-01-3131.1.1895 Wien, † 1943-10-088.10.1943 Prag (hingerichtet). Sängerin, Widerstandskämpferin. Tochter von Ferdinand Belokosztolszky (* 18.1.1866 Tyrnau/Ungarn [Trnava/SK], begr. 11.5.1911 Wien), Kabelaufseher bei einer Wiener Elektrizitätsgesellschaft, und Amalia Bahr (* 8.7.1869 Erdberg/Mähren [Hrádek u Znojma/CZ], † 27.10.1941 Wien), Tochter eines Tischlermeisters aus Mähren. Nach der Matura soll T. eine Ausbildung zur Sängerin bei G. Geiringer erhalten haben. Sie nahm ihren Künstlernamen an und debütierte möglicherweise um 1919 in Baden. Ihr erstes nachweisbares Engagement hatte sie 1919/20 am Stadttheater Steyr. Im Sommer 1920 sang sie im Kurtheater Bad Hall/D, für die Saison 1920/21 ging sie als 2. Sängerin der Operette ans Landestheater nach Linz. Dazu kam ein Gastspiel in Innsbruck. Danach folgten Stationen in Bielitz (Bielsko-Biała/PL) und Stuttgart/D. Am 29.10.1921 heiratete T. in Wien Karl Schulz. 1922–24 Engagement am Salzburger Stadttheater unter Kpm. N. Dostal („sie ist wohl die intelligenteste Sängerin, die im Salzburger Stadttheater je gewirkt hat“ [Salzburger Wacht 16.9.1924, 5]) und war hier u. a. die erste Madame Pompadour in L. Falls gleichnamiger Operette (österr. EA 3.3.1923 Wien, Carltheater). Am 16.7.1923 heiratete sie in zweiter Ehe E. Wengraf, mit dem sie im September 1924 (letzter gefeierter Auftritt in Salzburg am 15.9.1924 in Jean Gilberts Das Weib im Purpur [UA 21.12.1923 Wien, Stadttheater]) nach Berlin übersiedelte. Danach dürfte sie sich von der Bühne zurückgezogen haben, pflegte in ihrer Wohnung aber regelmäßig Kontakte zu Vertretern der Theater- und Werbebranche, darunter die Brüder May. Nach der einvernehmlichen Scheidung von Wengraf heiratete sie am 21.3.1929 in Berlin Hans Werner Golz (eig. Goldlust, * 13.8.1902 Berlin, † 26.8.1969 Köln), Leiter der Zeitschrift Literarische Welt. 1933 verkaufte er die Zeitschrift und ging mit seiner Frau nach Prag ins Exil, seine Eltern und seine Schwester folgten drei Jahre später. Hier war Golz u. a. für das Neue Wiener Journal tätig, auch T. betätigte sich journalistisch. Nach der nationalsozialistischen Zerschlagung der Tschechoslowakei floh er nach England. Der Plan von T., später nachzukommen, da sie die Wohnung auflösen sowie ihren Schwiegereltern und ihrer Schwägerin helfen wollte, scheiterte, und T. musste nach Kriegsbeginn in Prag zurückbleiben. Sie schloss sich einer Widerstandsgruppe an, die Juden aus Prag zur Flucht verhalf, brachte deren Barvermögen außer Landes, indem sie es ihrer Schwester Rosa (eig. Rosina Amalia, verh. Haala, * 9.2.1897 Wien, begr. 29.9.1971 Wien) nach Wien überwies und übermittelte über geheime Kontakte zu ihrem Mann Informationen an die tschechische Exilregierung nach London. Die Gruppe flog auf, T. wurde am 19.11.1942 von der Gestapo verhaftet und am 18.5.1943 als Saboteurin zum Tod verurteilt. Ein Gnadengesuch am 19.7.1943 lehnte man ab. T. unternahm kurz vor ihrer Exekution zwei Suizidversuche und wurde – infolge Tabletteneinnahme halb bewusstlos – im Prager Gestapo-Gefängnis Pankrác enthauptet.
Ehrungen
Posthume Medaille „Gerechte unter den Völkern“ durch das Direktorium der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem 9.6.1988; Setzling Nr. 806 im Olivenhain von Yad Vashem 28.11.1988.
Literatur
R. Golz (Hg.), Ich war glücklich bis zur letzten Stunde. M. Golz-Goldlust 2004 (22016: www.rgolz.de); V. Gerasow (Hg.), M. Golz-Goldlust. Der große Tag 1988; K. Weniger, Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945, 2008; E. Klee, Das Kulturlex. zum Dritten Reich 2007; D. Fraenkel/J. Borut, Lex. der Gerechten unter den Völkern 2005; A. Meckel, „Der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen“. Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943, 2009; I. Korotin (Hg.), biografiA 1 (2016); N. Dostal, Ans Ende Deiner Träume kommst Du nie 1982, 72, 81, 97; Der Humorist 12.10.1922, 5; [Linzer] Tagbl. 13.9.1919, 7; [Linzer] Tages-Post 29.7.1920, 6; Innsbrucker Nachrichten 5.4.1921, 4; Salzburger Wacht 16.9.1924, 5; Salzburger Volksbl. 24.2.1923, 7, 16.9.1924, 3; Salzburger Chronik 25.2.1923, 7; Taufbuch der Pfarre Hernals (Wien XVII) 1895, fol. 56; Trauungsbuch der Pfarre St. Othmar unter den Weißgärbern (Wien III) 1893–95, fol. 162; https://de.wikipedia.org (3/2023); www.genteam.at (3/2023); https://www.myheritage.at (5/2023); WStLA 10689/1921 Trauungsakt Schulz/Belokosztolszky; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Bühnen-Jb.er).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
30.10.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Tolska, Marianne (geb. Maria Agnes Belokosztolszky, gesch. Schulz, gesch. Wengraf, verh. Golz-Goldlust)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.10.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e522b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Der Humorist 12.2.1922, 5© ANNO/ÖNB
© Goesseln, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
© Goesseln, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

DOI
10.1553/0x003e522b
GND
Tolska, Marianne (geb. Maria Agnes Belokosztolszky, gesch. Schulz, gesch. Wengraf, verh. Golz-Goldlust): 118830813
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