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Redoute
Bezeichnet ein Tanzvergnügen bzw. einen Maskenball oder Larventanz. Maskenbälle italienischer Provenienz erlangten als sog. R.n ab dem Ende des 17. Jh.s im deutschen Sprachraum Beliebtheit. Mit Ausnahme von Österreich galt der Begriff R. oder auch Ball-R. im 19. Jh. im deutschen Sprachraum als veraltet.

Für die Abhaltung der R.n wurden Redoutensäle errichtet, die im österreichischen Raum als einziger Ort galten, an welchem Maskenbälle offiziell erlaubt waren (Wien 1752, Innsbruck und Linz 1773, Salzburg 1775).

Neben den Hofbällen wiesen die R.n die vielfältigste und reichhaltigste Tanzmusikbesetzung auf, die bereits im 18. Jh. bis zu 14 Musiker umfassen konnte (z. B. W. A. Mozart KV 603 und 604). Als klassische Besetzung für die R.n des späten 18. Jh.s im österreichischen Raum galten 2 Violinen, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Flöten, 2 Hörner, 2 Trompeten und 2 Fagotte (siehe z. B. Handschriften von Johann Baptist Haselbeck in A-Wn SM 11115).

Der Zutritt zu R.n war zunächst nur für den Adel, ab der 2. Hälfte des 18. Jh.s jedoch auch für Bürgerliche offen. Die Abhaltung von R.n wurde im süddeutsch-österreichischen Raum mit in Ballordnungen erlassenen Auflagen eingeschränkt und die Abfolge der Tänze in Tanzordnungen festgelegt. Den Eröffnungstanz bildete ein Menuett, hierauf folgten weitere Menuette sowie die im deutschsprachigen Raum bereits kurz nach 1700 bekannten Kontertänze (Countrydance) in der englischen Art der Anglaise, weiters deutsche Tänze bzw. ab ca. 1790 lediglich Menuette und Deutsche Tänze. Menuette und Deutsche Tänze wurden auch von W. A. Mozart, J. Heidenreich, J. B. Haselbeck, C. Ditters v. Dittersdorf und J. Eybler eigens für den Großen bzw. Kleinen R.n-Saal von Wien verfasst. Eine wichtige Quelle für die bei R.n beliebten Kontertänze in Anglaisenform stellt die in Wien publizierte anonyme Tanzschrift Englische Tänze dar, die 12 Tänze in Reihen- oder Kolonnenform vom Typus des „Longways for as many as will“ inklusive der dazugehörenden Bodenwegskizzen enthält. Vereinzelt wurden bei R.n in Österreich auch französische Kontertänze in Vierpaaraufstellung im Karrée, ab der 2. Hälfte des 18. Jh.s als Contredanse française, Cotillon oder Quadrille bezeichnet, getanzt.

Durch ihre stereotypen Tanzordnungen verloren die öffentlichen R.n ab dem letzten Jahrzehnt des 18. Jh.s an Beliebtheit, auch die Maskierung wurde zurückgedrängt. In der Gründerzeit erfuhren sie mancherorts ein Wiederaufleben, allerdings mit niedrigerem Ansehen als andere Ballarten.


Literatur
M. Fink, Der Ball. Eine Kulturgesch. des Gesellschaftstanzes im 18. und 19. Jh. 1996; Anonym, Englische Tänze. Nebst einer vollständigen Erklärung der Figuren für Anfänger. Von einem Böhmen, 1777.

Autor*innen
Monika Fink
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Monika Fink, Art. „Redoute‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001de96
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