Der C.bau stand in enger Verbindung mit dem Beruf des Orgelbauers (Orgelbau), der in Österreich und Deutschland als „Orgel- und Instrumentmacher“ bezeichnet wurde, wobei unter Instrument stets ein Saitenklavier zu verstehen ist. Die Bautraditionen reichten über die Grenzen des Landes in die anderen Gebiete des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches hinein, weshalb man von einem „habsburgischen C.- und Claviertyp“ sprechen könnte. Diese Personalunion von C.- und Orgelbauer zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass es sich gerade bei den ältesten erhaltenen österreichischen Kielklavieren um Claviorgana handelt. Kombinationsinstrumente von Orgel und Saitenklavier erfreuten sich seit der Frührenaissance großer Beliebtheit. Durch geteilte Schleifen und verschiedenste Registerkombinationen waren stark kontrastierende Klangfarben möglich. Neben dem bereits erwähnten Instrument aus Schloss Ambras gilt als ältestes signiertes Instrument ein Claviorganum von Josua Pock, Innsbruck 1591. Ursprünglich ebenfalls für Erzhzg. Ferdinand gedacht, wurde es vermutlich 1592 von Erzb. Wolf Dietrich von Raitenau für die Salzburger Residenz erworben (Stift St. Peter Salzburg). Der für die Zeit eher unüblich große Umfang C/E-f3 weist auf italienische Einflüsse hin. Michael Praetorius erwähnt in seinem Syntagma Musicum 1619 ein enharmonisches C. mit 19 Tasten pro Oktave, das um 1590 in Wien für den in Prag lebenden Musiker Ch. Luython erbaut worden war.
Es ist vermutlich auf die Wirren der Reformationszeit und des darauf folgenden Dreißigjährigen Krieges zurückzuführen, dass im süddeutsch-österreichischen Raum aus dem 16. und 17. Jh. nur einige Kielklaviere erhalten geblieben sind. Die wenigen Instrumente zeigen vorwiegend Parallelen zum mittel- und süddeutschen Orgel- und C.bau. Von dem Linzer Orgelmacher und Hoftischler Ferdinands III. V. Zeiß sind zwei prächtige Orgelklaviere von 1639 und 1646 erhalten, bei denen das C. auf eine große rechteckige Truhenorgel mit je drei Registern aufgesetzt ist (Museum Carolinum Augusteum Salzburg, Inv.Nr. B13/6; Schloss Aistersheim/OÖ). Beim älteren Instrument kann der Orgelteil mit einem Pedal bespielt werden; das jüngere weist fächerförmig angeordnete Springerrechen auf, was stark kontrastierende Klangfarben bewirkt. Dieses Baumerkmal sowie weitere stilistische Eigenheiten finden sich an mehreren, vermutlich süddeutschen oder österreichischen Cembali („habsburgischer C.typ“) dieser Zeit (Johann Mayer, Stuttgart 1619, Museum Carolino Augusteum Salzburg, Inv.Nr. B13/5; – unbezeichnet [?] süddeutsch, Bayerisches Nationalmuseum München, Inv.Nr. MU 78). Ein weiteres C. (Ungarisches Nationalmuseum Budapest, Inv.Nr. 1875.143) war ursprünglich ebenfalls mit einer Orgel kombiniert. Bemerkenswert ist hier die Gehäusekonstruktion, die ohne Damm, Streben und Spreizen ausgeführt ist. Der Überlieferung nach soll sich das Instrument später im Besitz Josephs II. befunden haben.
Unter Leopold I. standen nach einem Inventar der Wiener HMK von 1706 vorwiegend italienische Cembali in Gebrauch, deren Verbleib heute allerdings nicht mehr nachweisbar ist. Aus dem 17. Jh. sind bisher keine weiteren signierten „österreichischen“ Kielklaviere bekannt. Neben vier unbezeichneten (zugeschriebenen) Instrumenten ist ein mit „H.N./1696“ monogrammiertes, wahrscheinlich in Wien gebautes C. hervorzuheben (Sammlung alter Musikinstrumente Wien, Inv.Nr. 845, s. Abb.). Stilistisch und bautechnisch ist es noch dem Frühbarock verpflichtet, wobei das Fehlen von Gehäusestreben, der dünne und leicht berippte Resonanzboden, die im Bass geteilten Stege sowie der hohle „klingende“ Stimmstock die auffallendsten Merkmale darstellen. Die Klaviatur, die den für diese Zeit ungewöhnlich großen Umfang F1–g3 aufweist, ist in der untersten Oktave nur diatonisch und durch zwei- bis dreifach geteilte, kontrastreich intarsierte Untertasten als sog. „Wiener Bassoktav“ ausgebildet. Dieses für den österreichischen C.bau charakteristische Baumerkmal wird allem Anschein nach bereits 1676 in mehreren Kompositionen und einer Besaitungsanweisung im Compendium des Wiener Hoforganisten A. Poglietti sowie in der Klaviermusik von J. J. Fux vorausgesetzt und bleibt bis zur Mitte des 18. Jh.s stilbestimmend. Auch J. Haydn muss in seiner frühen Schaffensperiode ein solches Instrument zur Verfügung gehabt haben.
Die wenigen erhaltenen österreichischen Kielklaviere des 18. Jh.s haben meist in Nussbaum gefertigte Gehäuse mit doppelt geschwungener Hohlwand und schräg abfallenden Klaviaturwangen. Der Klaviaturraum, seltener auch Deckel und Zargen sind mit kontrastierenden Hölzern intarsiert. Bisher sind acht Instrumente mit „Wiener Bassoktav“ erhalten, von denen drei einen Reparaturvermerk bzw. Signaturen von Wiener Orgelbauern aufweisen (L. F. Walter 1703, J. Chr. Pantzner 1747, Sammlung alter Musikinstrumente Wien, Inv.Nrn. 845 und 848; J. Leydecker 1755, Joanneum Graz, Inv.Nr. KGW 04.052). Die kurzen Mensuren bei den meisten Instrumenten weisen auf eine relativ hohe Stimmtonhöhe („Chorton“; a1: ca. 450–470 Hz) sowie durchgehende Messingbesaitung hin, die sich in den Cembali von Pantzner 1747 und G. Malleck 1778 (Stadtmuseum Bratislava) teilweise erhalten hat. Die gemeinsame Verwendung von C. und Orgel ist für die Kirchenmusik von St. Michael in Wien belegt. Um 1800 stand das C. noch vereinzelt in der Oper für den Basso continuo (Generalbass) in Gebrauch.
Neben mehreren anonymen Instrumenten sind aus dem 18. Jh. signierte Kielklaviere bisher nur von Wiener Meistern erhalten: J. Chr. Pantzner von 1747, J. Leydecker von 1755, M. Blum von 1778, G. Malleck von 1778, E. Klingler 1799. Als jüngstes erhaltenes Instrument gilt ein Spinett von Chr. Bock, Wien 1804 (Sammlung alter Musikinstrumente Wien).
Beiträge von H. Walter u. V. Schwarz in Beiträge zur Aufführungspraxis 1 (1972); G. Croll in ÖMZ 31 (1976); P. Kukelka in Innsbrucker Beiträge zur Musikwissenschaft 2 (1978); W. Salmen, Bilder zur Geschichte der Musik in Österreich 1979; W. Salmen, Katalog der Bilder zur Musikgeschichte in Österreich 1 (1980), Anh. 29; G. Stradner in E. Badura Skoda (Hg.), [Kgr.-Ber.] J. Haydn Wien 1982, 1986; G. Stradner in A. Beer et al. (Hg.), [Fs.] Chr.-H. Mahling 1997; K. Birsak in Salzburger Museum Carolino Augusteum. Jahresschrift 34/1988 (1990); St. Howell in 54. Annual Meeting of the American Musicological Society in Baltimore, Nov. 1988, 1989; J. Höpfel, Innsbruck. Residenz der alten Musik 1989, 22; B. Prammer, Eine österreichische Musiklehre des 17. Jh.s. Das Compendium des Alessandro Poglietti , Dipl.arb. Wien 1991; A. Huber in Das Musikinstrument 40/2–3 (1991); A. Huber in [Kat.] Die Klangwelt Mozarts Wien 1991 , 1991; A. Huber in W. Salmen (Hg.), Musik und Tanz zur Zeit Kaiser Maximilian I. 1992; R. Strohm in M. Fink et al. (Hg.), [Fs.] W. Salmen 1991; U. Henning in M. Nagy (Hg.), „Musik muß man machen.“ 1994; D. Boalch, Makers of the Harpsichord and Clavichord 1440–1840,31995; R. Maunder, Keyboard Instruments in Eighteenth-Century Vienna 1998; Beiträge von R. Hopfner und A. Huber in A. Huber (Hg.), Das Österreichische C. 2001.